Lina schaute Johanna etwas perplex an und wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Johanna lachte los. "Guck nicht so, als hätte dir gerade Ares persönlich gesagt, dass er gerade einen Fehler gemacht hat.", lachte sie und wischte sich imaginäre Lachtränen aus den Augenwinkeln. "Und jetzt komm. Wir gehen die Götter preisen.", grinste Johanna, nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatte. Sie drehte sich um und lief den Gang entlang. Lina folgte ihr schnell. Sie kamen an der Kreuzung an und gingen nach links in Richtung der einzelnen Teile. So recht wusste Lina nicht, was sie erwartete. Die Ordensmitglieder lebten abgeschieden und waren nie in der Stadt, außer sie wurden um einen Segen der Götter gebeten. Dies kam jedoch sehr selten vor. Meistens nur, wenn einer der wohlhabenderen Bürger krank war oder im Sterben lag. Keine Informationen gerieten außerhalb dieser Mauern. Wenn man einmal im Tempel war, verließ man ihn auch nicht mehr. Selbst die Bestattung fand innerhalb dieser Mauern statt. Um zu zeigen, dass man den Göttern bis in alle Ewigkeit dienen wird. Endlich endete der dunkle Gang, der nur spärlich durch einige Fackeln erleuchtet wurde. Sie kamen in einen riesigen Hof. In der Mitte war die Bibliothek, die zu allen Seiten offen war. Viele Stützbalken hielten das Dach, welches als einziges zum Schutz der Bücher und Pergamente diente. Zwischen den Stühlen, Tischen und Regalen konnte Lina ein paar Frauen erkennen. "Auserwählte der Athene. Hängen meistens hier rum.", erklärte Johanna. Dann zeigte sie auf 12 Häuser, die in einem Halbkreis um die offene Bibliothek standen. "Jeder Gott hat sein eigenes Haus. Hinter dem Haus ist ein eigener Garten und dahinter das heilige Haus. Jede Hütte hat sein eigenes heiliges Haus. Dort wird den Göttern geopfert und geheiligt. Und genau das machen wir jetzt. Das ist heute unsere Aufgabe. Also auf auf ans Werk.", erklärte Johanna und klatschte einmal erfreut in die Hände. Einige Frauen in der Bibliothek schauten von ihren Büchern und Pergamenten auf, wandten sich aber ziemlich schnell wieder eben diesen zu. Eine ältere Frau mit einer Schreibfeder in der Hand schüttelte den Kopf und schrieb dann weiter auf dem Pergament vor ihr.
Johanna setzte sich in Bewegung. Sie lief direkt auf eine Hütte zu, dessen Holz rot schimmerte. Über der Tür war ein Schwert abgebildet. Das Zeichen des Ares. Lina schluckte einmal mehr, als sie sich ihrer Situation bewusst wurde. Sie war die Auserwählte des Kriegsgottes. Warum war ausgerechnet sie die Auserwählte des Kriegsgottes? Hätte sie nicht die Auserwählte der Athene sein können? Oder der Hera? Sogar mit Demeter wäre sie zufrieden gewesen. Aber der Gott des Krieges? Das konnte Lina einfach nicht glauben. 'Denke nicht so von den Göttern!', rügte sie sich selbst. 'Sei lieber dankbar für das, was du hier hast!' "Kommst du?", rief Johanna und riss Lina somit aus ihren Gedanken. Lina nickte, schob noch ein schnelles "Ja!" hinterher und machte sich auf den Weg zu Johanna, die schon in der geöffneten Tür stand und mit verschränkten Armen am Türrahmen lehnend auf sie wartete. Als Lina vor ihr stand, stieß sich Johanna vom Türrahmen ab und machte sich auf den Weg in das Innere des Hauses. Lina schloss hinter sich die Tür und sah sich dann ihm Haus um. Es war zweistöckig. "Oben sind die Betten. Dort hat jeder sein eigenes, kleines Zimmer. Da Ares kaum jemanden auswählt, sind noch viele frei. Hier unten gibt es eine kleine Leseecke, falls es dir mal draußen in der offenen Bibliothek zu heiß oder kalt werden sollte. Ein Tisch und Stühle. Ein Sofa und Sessel mit passendem Tisch. Essen tun wir ja alle wie du sicherlich schon weißt zusammen im Saal. Gut, dass es im Sommer abends noch hell ist. Dann müssen wir den Göttern nicht im stockdunkeln preisen.", gab Johanna eine kurze Zusammenfassung der Inneneinrichtung.
Lina nickte und schaute sich flüchtig um. Das Sofa, die Sessel, die Stühle und der Tisch waren auf der linken Seite. Neben dem Sofa in der Ecke stand eine alte Rüstung. An den Wänden hingen Schwerter. Unter der Treppe, die nach oben führte, war die Leseecke. Ein Regal, ein Tisch und zwei gemütliche Sessel. Im Regal standen ein paar Bücher. Die Treppe selbst war breit und oben schien ein Flur zu sein, der zu den Zimmern führte. "Kommst du? Umsehen kannst du dich auch noch später. Ich will die Arbeit hinter mich bringen.", meinte Johanna, die schon wieder an der nächsten Tür stand, die in den Garten führen musste. Lina schritt eilig auf sie zu und trat hinter ihr in den Garten. Ein kleiner Schotterweg führte zu einer weiteren kleinen Hütte aus demselben rötlichen Holz. Gepflegte Beete mit vielen roten Tulpen, Rosen, Nelken und Orchideen waren neben dem Weg. Johanna lief den kleinen Weg entlang und beachtete die vielen Blumen erst gar nicht. Mit dem Blick auf die Tür, die ebenfalls von einem eingeritzten Schwert geziert wurde, marschierte sie durch den Garten. Lina beeilte sich hinter ihr herzukommen. Johanna hatte schon die Hand auf dem Türgriff, da drehte sie sich noch einmal zu Lina um und flüsterte: "Drinnen reden wir nicht. Noch nicht einmal flüstern. Mach einfach das, was ich mache." Lina nickte verstehend und dann drehte Johanna sich um und öffnete die Tür. Lina schloss sie hinter den beiden leise wieder.
Der Raum sah so ähnlich aus wie der, in welchem die letzte Prüfung stattgefunden hatte. Nur waren die Säulen dieses Mal nicht verziert. Lediglich die in der Mitte hinter dem Altar zeigte das Bild des Ares. Johanna ging auf den Altar zu und zündete die Räucherstäbchen an. Dann machte sie einige Schritte zurück und kniete sich vor dem Altar auf den Boden. Lina kniete sich neben sie. Johanna senkte den Blick und Lina tat es ihr gleich. "Oh großer Ares. Schenke uns einen neuen Tag voller Leben und Glück, an dem wir dir dienen können. Gebe uns Freude, damit wir mit Freude dienen können.", murmelte Johanna. Dann setzte sie mit demselben wieder von vorne an. Lina setzte in das Sprechen mit ein. "Oh großer Ares. Schenke uns einen neuen Tag voller Leben und Glück, an dem wir dir dienen können. Gebe uns Freude, damit wir mit Freude dienen können." Dies wiederholten sie immer und immer wieder. Nach fünf Minuten fegte ein sanfter Wind durch das Fenster oberhalb des Altars und Johanna hörte sofort auf. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, was Lina verwirrte. Die beiden standen wieder auf und gingen aus der Hütte. "Das ist wirklich erstaunlich.", grinste Johanna. "Was?", fragte Lina verwirrt. "Normalerweise schickt Ares erst nach mindestens 20 Minuten ein Zeichen. Und meistens ist das alles andere als so sanft wie heute.", grinste Johanna weiter. Lina nickte nur verwirrt. "Tja. Und so preist man den Göttern."
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Gott des Krieges
FantasyUm zu überleben, tritt sie in den Orden der Götterdiener ein. Und wird prompt von dem Gott auserwählt, den sie am allerwenigsten mochte. Ihr Leben steht von nun an in seinem Zeichen. Ein auf und ab beginnt. Kommt sie mit alldem klar?