Als Lina auf den Vorhof trat, erschrack sie. Vor ihr stand jetzt nicht mehr nur Ares. Neben ihm stand eine feuerrote Kutsche. Die Form eben dieser erinnerte Lina ein bisschen an die Form eines Kürbisses. Was sie aber noch mehr erschreckte als das plötzliche Auftauchen der Kutsche war das, wovon sie gezogen wurde. Es waren keine gewöhnlichen Pferde. Diese Pferde waren fast so groß wie die riesige Kutsche selbst. Sie waren komplett schwarz und hatten leuchtend rote Augen. Das eine hatte einen blutigen Schnitt durch das rechte Auge und einen weiteren an seiner Flanke. Das andere Pferd hatte vorne in der Brust ein großes, ebenfalls blutiges Loch. Zudem bestanden seine Beine nur noch aus Knochen. Kein Fleisch und keine Haut war darüber. Nur der pure Knochen war zu sehen. Lina drehte sich bei diesem Anblick der Magen um und sie musste würgen. Schnell presste sie sich die Hände auf ihren Mund, um sich nicht zu übergeben. Was waren das nur für Pferd? 'Er ist der Gott des Krieges. Was hatte ich anderes erwartet?', dachte sie.
Ares machte ein paar Schritte auf sie zu, blieb vor ihr stehen und streckte ihr seine Hand entgegen. Lina jedoch konnte sich nicht rühren. Sie war in einer Art Schockstarre, während ihr Blick sich nicht von den Pferden lösen konnte. Ares folgte ihrem Blick kurz und schaute sie dann mit einem selbstgefälligen Lächeln an. "Verzeih, gefallen sie dir nicht? Das sind Bungo und Gertel. Beides gefallene Pferde aus einer Schlacht in Griechenland. Eine meiner liebsten Schlachten, vor allem, weil meine Seite gewonnen hat. Wenn du willst, kann ich sie dir mal zeigen." Lina schauderte am ganzen Körper und ihre Gedanken rasten. Wenn sie jetzt schon so etwas Grausames sah, dann würde es bei Ares noch viel schlimmer werden. Sie wollte nicht mit diesem Gott mitgehen. Ares schien zu bemerken, dass sie zögerte, denn sein Gesichtsausdruck versteinerte und seine Hand verkrampfte sich. "Komm jetzt!", zischte er. Lina zuckte zusammen und schaute den Gott des Krieges mit großen Augen an. Diesem reichte es nun völlig. Er schoss blitzschnell nach vorne, packte Lina und warf sie über seine Schulter. In ihrem Kopf legte sich ein Schalter um und Lina begann zu strampeln und mit ihren Fäusten auf Ares' Rücken zu klopfen. "Lass mich runter! Ich will nicht mit!", schrie sie, was Ares zum Knurren brachte. Augenblicklich hielt Lina den Mund und wehrte sich nicht mehr. Zu erschrocken war sie. "Du gehörst mir! Ich kann mit dir machen was ich will! Benimm dich oder ich bestrafe dich!", knurrte Ares und warf sie im nächsten Moment in die Kutsche. Unsanft kam Lina auf der ungemütlichen Sitzbank auf und verkniff sich einen Schmerzenslaut. Was war nur mit diesem Gott los? Warum war er nur so gemein? Aber er war ja nicht umsonst der Gott des Krieges. Aggressiv und kampflustig.
Ares quetschte sich neben Lina auf die Bank und schloss die Tür. Er pfiff einmal und schon setzte sich die Kutsche in Bewegung. Die beiden waren sich so nah, dass Lina es sich nicht traute, auch nur eine kleine Bewegung zu tun. Sie versuchte so flach wie möglich zu atmen und verspannte sich. Ares drehte ruckartig seinen Kopf in ihre Richtung und sah sie an. Unfreiwillig sah auch sie ihn an. Ares schaute kurz aus dem Fenster hinter Lina. Ganz plötzlich zog er sie gegen seine Brust und hielt ihren Kopf fest umklammert. Lina versuchte sich zu wehren und wollte sich befreien, doch Ares war einfach zu stark. "Vertrau mir. Du darfst das nicht sehen.", flüsterte er ihr ins Ohr. Doch Lina hörte nicht auf und wollte sich weiter befreien. Ares seufzte einmal und legte dann zwei Finger an ihre Stirn. Augenblicklich durchfuhr eine angenehme Wärme ihren Körper. Ihre Glieder erschlafften und ihre Augenlider wurden immer schwerer. "Was machst du mit mir?", brachte sie gerade noch so heraus. "Schlaf gut.", meinte Ares nur, ehe sie in einen traumlosen Schlaf glitt.
***
Als Lina das nächste Mal erwachte, war es um sie herum unglaublich heiß. Sie dachte an das Geschehene und fuhr sofort hoch. Sie lag auf dem unbequemen Sitz in der Kutsche. Ihr gegenüber saß Ares mit grimmigem Gesichtsausdruck. "Warum hast du das gemacht?", fragte sie vorwurfsvoll. "Hättest du mir vertraut und dich nicht gewehrt, dann wäre das gar nicht nötig gewesen.", brummte Ares und blickte finster drein. "Aber......" "Schweig still!", herrschte er sie an, sodass sie zusammenzuckte. Ares nickte kurz aus dem Fenster. "Wir sind da." Sofort schaute Lina aus dem Fenster. Sie mussten irgendwo unter der Erde sein. Alles hier war umgeben von rotem Gestein oder bestand aus eben diesem. In der Mitte des Ortes thronte ein riesiges Schloss auf einem hohen Felsen. Am Fuße dieses Felsens brannten überall Feuer. Fast die ganze Fläche war mit Feuer überdeckt. Schreie waren zu hören. Kampfschreie. Schmerzensschreie. Sie hörte Schwerter aus allen Richtungen klirren und Schilde brechen. Dieser Ort machte ihr mehr als nur Angst. So ähnlich hatte sie sich immer die Unterwelt vorgestellt. Nur, dass diese sehr wahrscheinlich größer war. "Hier wirst du ab heute leben.", hauchte ihr Ares ins Ohr. Lina erschrack und drehte sich schnell um. Ares stand direkt hinter ihr und er war ihr wieder so nahe, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. "Versuche gar nicht erst zu entkommen. Keiner kann mir entkommen.", flüsterte Ares, während er ihr direkt in die Augen sah. Nun konnte Lina auch seine Augen erkennen. In ihnen schien ein Feuer zu brennen und die Kampfeslust spiegelte sich in ihnen wider. Aber es lag auch etwas Anderes in diesen Augen. Etwas, das Lina nicht zu deuten vermochte.
Ares kam ihr jetzt noch näher. Ihre Gesichter waren nur Millimeter voneinander entfernt. "Du bist das schönste Wesen, welchem ich je begegnet bin.", raunte er ihr ins Ohr. Er kam ihr noch näher und drückte ihr dann ganz vorsichtig einen Kuss auf den Mundwinkel. Schnell entfernte er sich und riss die Tür zur Kutsche auf. "Wir sind da. Kommst du?", rief er von draußen. Lina fasste mit zitternden Fingern an die Stelle, an der seine Lippen auf ihre Haut getroffen waren und eine angenehme Wärme durchspülte ihren Körper. 'Was war das?', fragte sie sich.
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Gott des Krieges
FantasíaUm zu überleben, tritt sie in den Orden der Götterdiener ein. Und wird prompt von dem Gott auserwählt, den sie am allerwenigsten mochte. Ihr Leben steht von nun an in seinem Zeichen. Ein auf und ab beginnt. Kommt sie mit alldem klar?