Lina trat vor Enyalios in den Raum ein und sofort klappte ihr der Mund auf. Dieser Raum musste so lang sein wie der Gang und sehr breit! Fast der gesamte Boden des riesigen Raumes war bedeckt mit Sand. Nur ein schmaler Weg um den großen Platz herum war frei von Sand. Gegenüber der Tür ragte eine fünfstöckige Tribüne aus schwarzem Holz empor. Oberhalb der Tribüne waren die Fenster eingebaut. Am linken Ende des Raumes hingen allerlei Schwerter und Schilde an der Wand. "Wow!", hauchte Lina. "Es ist nicht so groß wie die Arenen in Rom oder auf dem Olymp, aber...." Wie es zuvor an diesem Tag dem Gott des Krieges passiert war, so wurde dieses Mal der Gott des Kampfes von einer aufgeregten Lina unterbrochen. "Es ist unglaublich! Ich habe noch nie so ein großes Trainingsfeld gesehen!", rief diese und hüpfte auf und ab wie ein kleines Kind, welches gerade Süßigkeiten bekam. Enyalios schaute Lina zuerst verwirrt an, ehe er anfing zu lachen und Lina dann an den Schultern auf den Boden drückte, sodass sie nicht mehr auf- und abspringen konnte. "Beruhige dich. Ich kann ja verstehen, dass du noch nie sowas Beeindruckendes gesehen hast. Abgesehen von mir natürlich." Lina drehte sich um und schlug dem arrogant dreinblickenden Gott empört auf die Brust. Gespielt schmerzlich legte dieser eine Hand auf die Stelle und die andere auf seine Stirn. "Diese Schmerzen! Oh, diese Schmerzen!", rief er theatralisch, taumelte auf die Sandfläche und ließ sich dann zu Boden fallen. Lina fing an zu kichern und stellte sich neben Enyalios. Dieser hatte seine Augen geschlossen, trug aber ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen.
Plötzlich riss er die Augen auf und zog an Linas Beinen. Die junge Frau schrie erschrocken auf und machte sich auf den Aufprall gefasst, doch dieser blieb aus. Enyalios war blitzschnell aufgesprungen und hatte sie im Brautstyle aufgefangen. Lachend trommelte Lina auf seine Brust. "Enyalios! Lass mich runter!" "Da gefällst du mir aber ganz gut.", grinste der junge Gott spitzbübisch. Die Tür öffnete sich und Ares trat in seiner Rüstung und mit einem Schwert an seinem Gürtel in den Raum. Als er die beiden vor sich sah, glitt jegliche Farbe aus seinem Gesicht und sein Ausdruck war eine Mischung aus Schock, Ärger und Verwirrung. "Was macht ihr da?", zischte der Gott gefährlich ruhig und Lina bekam es mit der Angst zu tun. Enyalios, der für kurze Zeit ebenfalls erschrocken aussah, fing sich wieder. Hinterhältig grinste er Lina an. "Fang!", rief er Ares zu und warf Lina im nächsten Moment durch die Luft. Diese kreischte auf und schloss ängstlich die Augen. Sie spürte Arme unter ihren Kniekehlen und an ihrem Rücken und öffnete vorsichtig ihre Augen wieder. Sie blickte direkt Ares entgegen. Sein Gesicht zierte ein breites Grinsen und er schaute Lina glücklich und verträumt an. 'Das bildest du dir nur ein! Er ist Ares, der Gott des Krieges!', rief sie sich in Gedanken zu. Etwas wie Enttäuschung huschte über Ares Gesicht wie ein Schatten, doch auch dieses Mal war Lina sich sicher, dass sie es sich nur eingebildet hatte. Der Gott des Krieges ließ die junge Frau wieder hinunter auf den Boden. "Du kannst dich auf die Tribüne setzen.", gab er kalt und ohne sie anzuschauen von sich. Lina schaute zu Enyalios, der nur mit den Schultern zuckte und sie dann aufmunternd anlächelte.
Lina lächelte leicht zurück und eilte dann über den Sandplatz auf die Tribüne zu. Sie setzte sich auf die dritte Bank von unten, da sie von hier am besten den ganzen Platz überblicken konnte. Enyalios und Ares flüsterten kurz miteinander, doch was sie sagten, konnte Lina nicht verstehen. Dann schritten die beiden in die Mitte des Platzes und zogen ihre Schwerter. Beide Schwertklingen waren gleichlang und schimmerten gefährlich im rötlichen Licht. "Seid vorsichtig!", rief Lina ihnen zu. Die beiden drehten sich kurz zu ihr um und nickten ihr lächelnd zu. Dann stellten sich die beiden gegenüber in Kampfstellung auf und konzentrierten sich nur noch auf ihren Gegner. Gespannt beugte sich Lina etwas nach vorne und beobachtete jede Bewegung der beiden Götter genau. Sie fand es schon immer faszinierend den Jungen dabei zuzusehen, wie sie mit Schwertern spielten. Aber das hier war noch einmal etwas ganz anderes. Es war ein richtiger Kampf, kein Herumgefuchtel mit einem Holzschwert oder einem Stock. Wenn es auch nur zum Trainieren war und lediglich veranstaltet wurde, weil Lina gerne einmal einen Kampf sehen wollte. Sie hoffte, dass sich keiner der beiden verletzen würde. Die beiden waren zwar Götter, aber trotzdem konnte man sie an manchen Stellen verletzen. Und wenn das passieren würde, dann würde sich Lina ewig Vorwürfe machen!
Gespannt beobachtete sie die beiden Kämpfer, die sich bis jetzt nur umkreist hatten. Wer würde den ersten Schritt machen? Enyalios oder Ares? Mit einem Mal stieß Enyalios einen Kampfschrei aus und hechtete auf seinen Vater zu. Damit hatte der Kampf offiziell begonnen. Der junge Gott hob sein Schwert und täuschte einen Angriff auf Ares' linken Arm an, ehe er sich einmal um die eigene Achse drehte und seinen Vater auf der rechten Seite attackieren wollte. Der Gott des Krieges jedoch hatte dies anscheinend vorhergesehen, denn er täuschte nur eine Verteidigung auf seiner linken Seite an und wehrte dann Enyalios' Schwert ab, bevor es überhaupt in die Nähe seines Körpers gelangen konnte. Mit viel Schwung stieß Ares seinen Sohn zurück, sodass dieser rückwärts im Sand landete. Lina hielt den Atem an, während der Kriegsgott zum Schlag ausholte und sein Schwert auf Enyalios niedersausen ließ. Dieser jedoch rollte sich geschickt zur Seite ab und sprang schleunigst wieder auf die Beine. Sein Vater hieb erneut auf ihn ein. Schnell riss der junge Gott sein Schwert nach oben und wehrte den Schlag ab. Nun ging er wieder in die Offensive und hieb auf seinen Gegenüber ein. Ares parierte die Schläge mit Leichtigkeit und ein spöttisches Lächeln erschien auf seinen Lippen. "Ist das alles?", rief er provozierend, doch Enyalios ließ sich nicht auf dieses Spielchen ein. Er täuschte wieder einen Schlag vor und wirbelte dann um den älteren Gott herum. Er holte erneut zum Schlag aus, doch Ares drehte sich schnell um und wehrte den Hieb ab. Die beiden drückten die Schwerter energisch gegeneinander, bis Ares plötzlich siegessicher zu grinsen begann und Enyalios ihn erschrocken ansah. Doch da war es schon zu spät. Der Gott des Krieges drehte sich in einer eleganten Drehung weg. Sein Sohn - welcher das nicht erwartet hatte - verlor das Gleichgewicht und viel nach vorne in den Sand. Er drehte sich schnell um und wollte wieder aufspringen, doch da hatte er schon Ares' Schwert vor der Brust. "Gewonnen.", grinste dieser.
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Gott des Krieges
FantasyUm zu überleben, tritt sie in den Orden der Götterdiener ein. Und wird prompt von dem Gott auserwählt, den sie am allerwenigsten mochte. Ihr Leben steht von nun an in seinem Zeichen. Ein auf und ab beginnt. Kommt sie mit alldem klar?