Es waren zwei Tage vergangen, seit Lina und Ares wieder zurück in Ares' Schloss waren. Sie hatten insgesamt fünf Tage in Cephaloedium verbracht und waren dann wieder alle zusammen hierher geflogen. Deimos und Phobos hatten sich sofort verabschiedet und waren zum Olymp zurückgekehrt. Enyalios war noch einen Tag geblieben und gestern Mittag dann ebenfalls abgereist. Seitdem Ares am Strand gezögert hatte, benahm er sich seltsam. Fand Lina. Irgendwie schüchtern, aber gleichzeitig schien er auch sauer auf sich zu sein. Sie konnte sich einfach keinen Reim darauf machen. Lina war wie so oft im Wohnzimmer und wieder in ihr Märchenbuch vertieft.
Es war einmal ein armes Bauernmädchen. Sie lebte in einem kleinen Dorf am Rande eines großen Waldes. Der Wald galt als verflucht und nur wenige, die ihn betraten, kehrten wieder zurück. Diejenigen aber, die wieder zurückkehrten, erzählten von schaurigen Wesen und mystischen Dingen. Doch die Kinder des Dorfes machten gerne Wetten, wer sich am weitesten in den Wald traute. So kam es, dass das Bauernmädchen an der Reihe war und in den Wald gehen musste. Langsam setzte sie einen Schritt vor den anderen, ermutigt durch die Rufe der anderen Kinder. Nach kurzer Zeit konnte sie sie weder hören noch sehen. Unbehaglich sah sich das Mädchen in dem düsteren Wald um. Sie wollte schon wieder zurückgehen, als sie mit einem Mal einen Ruf hörte. Es klang wie ein Hilferuf. Das Mädchen vergaß, dass es sich hier in einem gefährlichen Wald befand und lief der Stimme nach. Sie kam an einen hohen Baumstamm, an dem ein Netz hing. Und in dem Netz befand sich ein kleiner Mann. "Was guckst du denn so? Hol mich hier raus!", zeterte er. Das Mädchen zuckte zusammen und suchte dann nach dem Seil, welches das Netz in der Luft hielt. Sie fand es, band es los und ließ das Netz langsam hinunter. Unten angekommen, befreite sich der kleine Mann sofort von dem Netz. "Was bist du?", fragte das Mädchen neugierig und kniete sich hin. "Hä? Ich? Ich bin ein Kobold! Und zum Dank, dass du mich gerettet hast, will ich dir drei Wünsche erfüllen." Erstaunt sah das Mädchen den Kobold an und überlegte dann kurz. "Mein erster Wunsch ist, dass meine Großmutter wieder gesund und fit wird.", sprach das Mädchen schließlich. "So sei es." Der Kobold streckte seine Hände in die Höhe und ein kurzer Goldschimmer ging von ihnen aus. "Mein zweiter Wunsch ist, dass jeder aus dem Dorf glücklich und zufrieden ist." "So sei es." Wieder streckte der Kobold die Hände in die Luft und ein kurzer Goldschimmer ging von ihnen aus. "Mein dritter Wunsch ist, dass...."
Verwirrt klappte Lina das Märchenbuch wieder zu. Sie wunderte sich, dass Ares nicht bei ihr war. Normalerweise schaute er ihr immer beim Lesen zu. Aber dieses Mal war er nicht da. Lina legte das Buch weg und stand auf. Dann machte sie sich auf die Suche nach Ares. Sie wollte gerade die Treppen nach oben nehmen, als sie mit einem Mal ein Wiehern hörte. Verwirrt blickte Lina die Treppe nach unten. Von Neugier gepackt, stieg sie die Treppe hinab. Stufe um Stufe. Sie kam unten an und schaute sich genauer um. Das hier schien ein Stall zu sein. Ganz am Ende des breiten Ganges war ein riesiges Tor. Mindestens 14 Boxen waren hier und aus jeder hörte sie ein Pferd schnaufen. Doch in der Box, die sich am nächsten beim Tor befand, hörte Lina eine Stimme. Aber nicht nur irgendeine Stimme. Ares' Stimme. Mit langsamen Schritten schlich Lina in diese Richtung. Sie kam an der Box an und staunte nicht schlecht. Dort in der Box stand eine wunderschöne Stute und ihr Fohlen. Beide waren schneeweiß. Ares stand vor dem Fohlen und strich sanft über dessen Kopf. Lina räusperte sich. Erstaunt sah Ares auf.
"Ich dachte wir wären die einzigen lebenden Wesen?", erkundigte sich Lina. Denn sie hatte bemerkt, dass diese beiden Pferde keinerlei Wunden aufwiesen. Gedankenverloren strich Ares der Stute über den Kopf, was diese mit einem zufriedenen Schnauben beantwortete. "Ich hab sie vor einer Schlacht gerettet.", begann Ares. Lina sah ihn ungläubig an. "Du hast was?" Ares lachte leicht. "Sie war damals trächtig. Hätte ich sie nicht gerettet, wären sie und ihr ungeborenes Kind auf alle Fälle gestorben. Also hab ich sie zu mir geholt.", erzählte Ares. "Das ist unglaublich nett von dir." Ares trat aus der Box und stellte sich direkt vor Lina. "Ich kann doch nicht zulassen, dass eine trächtige Stute in den Kampf zieht. Das wäre grausam." Vorsichtig legte er ihr eine Hand auf die Wange und kam ihr langsam näher. "Weißt du Lina. Es hat einen Grund, dass du hier bist." "Und der wäre?" "Ich wollte es dir schon so lange sagen, aber ich habe mich nicht getraut.", gestand Ares. "Sag es doch einfach. Was ist der Grund?" Gespannt sah Lina den Gott vor ihr an. "Dieser hier.", hauchte Ares und legte dann ganz sanft seine Lippen auf ihre. Eine unglaubliche Wärme durchfloss Lina. Keine unangenehm brennende. Eine wunderschöne, angenehme Wärme. Zaghaft legte Lina ihre Hände in seinen Nacken und erwiderte den Kuss. Unmengen an Glücksgefühlen strömten durch ihren Körper und in diesem Moment wurde es ihr klar: Sie hatte sich in den Gott des Krieges verliebt!
Sachte löste sich Ares wieder von ihr und sah ihr tief in die Augen. "Ich liebe dich Lina. Seit dem ersten Mal, als ich dich vor dem Tempel gesehen habe.", hauchte Ares. "Ich glaube ich habe mich auch in dich verliebt.", flüsterte Lina, woraufhin ein breites Grinsen auf Ares' Lippen erschien. "Da bin ich aber froh.", raunte er, ehe er sie wieder küsste. "Komm. Gehen wir hoch.", grinste Ares, nachdem die beiden sich wieder voneinander gelöst hatten. Lina nickte zustimmend und so zog Ares sie an ihrer Hand die Treppen nach oben. Oben jedoch blieb Ares verwirrt stehen und schaute auf die geöffnete Wohnzimmertür. "Hast du ein Feuer im Kamin entzündet?", fragte er Lina. Diese schüttelte nur irritiert den Kopf. Stirnrunzelnd lief Ares auf die geöffnete Tür zu. Lina klammerte sich an seinen Arm. Sie hatten ein ungutes Gefühl. Ein ganz ungutes Gefühl. Ares öffnete die Tür noch etwas mehr, machte einen Schritt in den Raum und blieb dann wie angewurzelt und stocksteif stehen. "Ah, mein Sohn.", vernahm Lina eine Stimme. "Vater?", fragte Ares ungläubig.
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Gott des Krieges
FantasyUm zu überleben, tritt sie in den Orden der Götterdiener ein. Und wird prompt von dem Gott auserwählt, den sie am allerwenigsten mochte. Ihr Leben steht von nun an in seinem Zeichen. Ein auf und ab beginnt. Kommt sie mit alldem klar?