14 - Neujahr

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Es klopfte. "Herein" rief ich und war gespannt zu sehen, wer sich hinter der Tür verbarg. Meine Mutter steckte den Kopf hindurch. "Hast du kurz Zeit Mäuschen?", begann sie, "Ich wollte eben mit dir sprechen". Ich nickte und rutschte auf dem Bett etwas zur Seite, damit sie neben mir Platz nehmen konnte.

"Heute ist Silvester, es werden sich viele Menschen versammeln. Der dunkle Lord erwartet uns heute Nacht auf der Festwiese in Brighton. Wir bemühen uns, morgen so früh wie möglich wiederzukommen" erklärte sie. Ich seufzte enttäuscht. Seit wir bei den Malfoys wohnten, haben wir nicht ein Silvester zusammen gefeiert und ich hatte so sehr gehofft, dass es dieses Jahr soweit wäre.

"Schon okay" meinte ich schulterzuckend und schaute ausweichend in mein Buch. Mom legte mir sanft eine Hand auf die Schulter. "Es tut mir so leid. Ich verspreche, dass wir uns beeilen" sprach sie wieder. Ich schaute auf und erwiderte: "Es ist wirklich in Ordnung. Wann müsst ihr denn los?". Sie warf einen schnellen Blick auf ihre Armbanduhr "In einer halben Stunde".

Wieder nickte ich. "Viel Glück" wünschte ich ihr, bevor sie sich erhob. Sie schloss mich fest in ihre Arme und gab mir einen Kuss auf den Kopf. Dann verließ sie langsam das Zimmer. Ich hoffte so sehr, dass Mom es schaffen würde. Ob Dad es schaffen würde, war mir egal. Alles, was er tat, war mir egal - meinetwegen konnte er dabei draufgehen. Ich würde nicht einmal mit der Wimper zucken.

19 Uhr. Draco wuselte seit Stunden durch das Haus, versuchte wahrscheinlich alles perfekt vorzubereiten. Ich musste zugeben, dass ich die ganze Zeit darauf wartete, dass er mich nach Hilfe fragte, doch nach weiteren dreißig Minuten musste ich leider feststellen, dass meine Hilfe nicht benötigt wurde. Um 20 Uhr klingelte es das erste Mal.

Mein Herz pochte ganz wild, doch mir wurde bewusst, dass ich kein Teil der Feier sein würde. Draco hatte mir gegenüber diesbezüglich noch kein Wort erwähnt und hätten die Jungs mir nicht davon erzählt, wüsste ich nicht einmal, dass sie stattfinden würde. Die Enttäuschung schmerzte, doch wieder biss ich einfach nur die Zähne zusammen ließ es über mich ergehen.

Ich beschloss, nach einem Buch zu greifen. Schon vor Monaten wollte ich es lesen, doch ich hatte nie die Zeit und die Ruhe dafür gefunden. Doch jetzt schien es mir perfekt, um mein Gefühl von Einsamkeit zu überspielen. Ich holte noch einige Kissen aus meiner Kammer und schmiss sie auf mein Bett, damit ich es schön gemütlich hatte. Silvester war der deprimierendste Tag im Jahr, deswegen sollte alles perfekt sein.

So kuschelte ich mich schließlich in mein Bett und schaltete die Tischlampe an, denn es war bereits stockdunkel draußen. Ich schlug die erste Seite meines Buches auf und wollte mich gerade auf das Zusammenspiel von Worten und Buchstaben einlassen als ich bemerkte, wie furchtbar laut die Musik war. Genervt drückte ich mir Kissen an die Ohren, doch all das half nichts.

Wütend feuerte ich das Buch in die Luft und drückte die Kissen fester. Mein Blick wanderte zur Uhr. Es war beinahe 21 Uhr. Noch drei Stunden bis Mitternacht. Wie sollte ich das aushalten? Wahrscheinlich würde ich Mitternacht nicht mehr erleben, weil ich vorher an Langerweile sterben würde. Seufzend schlug ich die Decke weg als mein Magen plötzlich knurrte. Überrascht schaute ich zu meinem Bauch hinunter und bemerkte, dass ich kein Abendessen gegessen hatte.

Unbewusst schmiegte sich ein Plan in meinem Kopf zusammen und ich musste schmunzeln. "Nein, ich kann das nicht machen" sprach ich zu mir selbst. Es war nicht so, dass ich die Party sprengen wollte. Ich wollte lediglich schnell in die Küche, um mir Essen zu holen. Bevor ich mit mir selbst abgesprochen hatte, wie ich vorging, trugen meine Beine mich aus dem Zimmer. Ich stand mitten im Korridor und damit auch mitten im Geschehen.

Ich bezweifelte, dass ich jemals so viele Leute bei uns Zuhause gesehen hatte. Teilweise waren es Leute, denen ich noch nie vorher begegnet bin - zumindest nicht, dass ich wüsste. Die Menschenmasse war überwältigend, doch trotzdem schaffte ich es, mir einen Weg hindurch zu bahnen. Plötzlich stellte jemand sich mir im letzten Moment in den Weg. Es war Marcus Flint.

Verdammnis (Draco Malfoy FF)  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt