1 - Konflikte

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,,Okay das genügt für heute Ruby. Du hast Freizeit, den Rest erledige ich allein" sagte meine Mutter, während sie die restlichen Teller abspülte. ,,Danke Mom" seufzte ich und beugte mich leicht vor, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. Auf diesen Moment hatte ich schon den ganzen Tag gewartet.

Es war nicht so, dass ich es hasste im Haushalt zu helfen, jedoch wurde es mit den Wochen sehr eintönig. Jeden Tag die selben Teller abwaschen, die selbe Theke abwischen, den selben Tisch abräumen oder decken, den selben Boden wischen und jeden Tag das selbe Besteck in die selbe Schublade einsortieren. Der Küchenboden besaß übrigens 154 weiße und 462 schwarze Fliesen.

Wie jeden Tag löste ich den Knoten meiner Schürze und zog sie mir über den Kopf, um sie mir locker über den Arm zu hängen und sie mit auf mein Zimmer zu nehmen. Es befand sich im 3. Stock. Die Aussicht war wunderschön, nur die vielen Treppen waren lästig.

Auf dem Weg nach oben drang kalte Luft an mein Gesicht und machte mich somit auf den Schweiß in meinem Gesicht aufmerksam. Nicht, dass ich das nicht gemerkt hätte, im Gegenteil. Ein bestialischer Gestank drang in meine Nase, ein Grund weshalb ich mich auf meine wohlverdiente Dusche freuen konnte.

Fast hatte ich alle Treppen unversehrt überwunden, als Malfoy mir entgegen kam. Sein Zimmer war leider auf der selben Etage, dafür befand es sich aber im Westflügel und nicht im Ostflügel, wie meines. Ich wollte ihn einfach ignorieren, als sähe ich ihn nicht. Nichts sagen, keines Blickes würdigen. Doch er hatte einen anderen Plan.

Er wartete vor den Treppen. Schon von weitem konnte ich sein selbstgefälliges Lächeln im Augenwinkel sehen. ,,Wer von euch ist doch gleich für das Essen verantwortlich?" ertönte es, fast erwartet, aus seiner Nähe. Als ich auch die letzte Stufe hochgestiegen war, machte ich einen Bogen um ihn und meinte im Vorbeigehen ,,meine Mutter".

,,Du kannst ihr ausrichten, dass es schrecklich schmeckt!" meinte er, als ich schon lange an ihm vorbei gelaufen war. Leider wusste er, dass meine Mutter mein wunder Punkt war. Trotzdem entschied ich mich dazu, stehen zu bleiben und mich ihm mit einem selbstsicheren Auftreten zuzuwenden. ,,Wage es nicht an den Kochkünsten meiner Mutter zu zweifeln oder du kannst dir zukünftig dein blödes Essen selber kochen" zischte ich gefährlich, was bei ihm leider keine Wirkung zeigte.

,,Wenn ich das täte, hätte eine gewisse Ruby Shaw kein Zuhause mehr" grinste er, weil er wusste, dass er Recht hatte. Ich antwortete nicht, sondern drehte ihm den Rücken zu und lief stur weiter. ,,Ich habe mir übrigens mal deinen Zauberstab geliehen" rief er nun. ,,Sag mal, spinnst du? Gib ihn mir sofort wieder!" schrie ich und steckte die Hand raus.

,,Das war ein Spaß Liebling. Er liegt natürlich auf deiner Kommode, dort wo du ihn immer hinpackst, bevor du Putzfrau spielst" neckte er mich. Ich konnte seinen ekligen Gesichtsausdruck nicht mehr ertragen, weshalb ich mich nun endgültig abwandte und mein Zimmer betrat. Sofort bemerkte ich den Zauberstab auf meiner Kommode liegen und war erleichtert. Niemand konnte mich so zur Weißglut bringen, wie er. Wie konnte man nur so anstrengend sein? Alles an ihm glich einem Kleinkind.

Ich schmiss die Schürze auf mein Bett und begab mich ohne Umwege in meine Dusche, die glücklicherweise Teil meines Zimmers war. Es war eine viertel Stunde, in der ich mich einfach nur auf die Wassergeräusche konzentrieren und den Alltag hinter mir lassen konnte. Als ich mich wieder frisch genug fühlte, trat ich aus der Dusche und wickelte ein weißes Handtuch um meinen Körper. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits kurz vor halb acht am Abend war.

Da ich heute besonders erschöpft war, beschloss ich früher schlafen zu gehen und trat mit diesem Gedanken aus dem Bad. Zügig suchte ich mir meine Schlafsachen heraus, doch bevor ich diese anzog, schloss ich die Tür ab, denn ich hatte das Gefühl, nie sicher vor Malfoy zu sein.

Nachdem ich mein Handtuch schließlich zurück ins Bad gebracht hatte und der Schlafanzug sich sanft an meinen Körper schmiegte, setzte ich mich seitlich auf mein Bett und ließ mich nach hinten fallen.

Mit dem Blick auf meinen Betthimmel gerichtet, ließ ich den Gedanken wieder freien Lauf. Würde ich das nicht tun, würde mein Kopf vermutlich bald explodieren. Schließlich hatte ich niemanden zum Reden. Seit dem Vorfall vor 4 Jahren, hatten meine Eltern ein viel distanzierteres Verhältnis zu mir, als zuvor.

Automatisch richtete mein Blick sich bei dem Gedanken auf das eingerahmte Bild auf meiner Kommode. Es zeigte Mom, Dad, meinen kleinen Bruder und mich, die Shaws, vor unserem Anwesen. Mein Vater hatte einen Arm um mich gelegt und meine Mutter lächelte zufrieden in die Kamera, während sie meinen Bruder auf dem Arm hatte. Das Foto wurde vor etwa vier einhalb Jahren gemacht. Heute war nichts mehr so, wie es einmal war. .

Denn in der Nacht auf den 11. September vor vier Jahren wurde unser Anwesen überfallen und in Brand gesetzt. Ich sprach nicht gern darüber, denn dies war auch die Nacht, in der ich meinen Bruder verlor. Er war gerade einmal vier Jahre alt.

Ich konnte mich noch genau daran erinnern. Es war schrecklich. Als ich den Rauch in meiner Lunge spürte, wurde ich wach. Das Zimmer war völlig blau, es war nichts mehr zu erkennen. Sofort erkannte ich die Situation und wusste was zu tun war. Das Knistern des Feuers übertönte jegliche Geräusche. Ich konnte die Stimmen meiner Eltern nicht wahrnehmen, weshalb ich auf schnellsten Weg das Gebäude verließ.

Was ich nicht erwartet hatte, waren meine Eltern, die von Todessern festgehalten wurden. ,,Mom, Dad - wo ist Jayden?" rief ich erschrocken. Es war der Moment in dem ich das Glitzern in den Augen meiner Mutter bemerkte und mir wurde klar, dass mein Bruder noch im Haus war.

Ich machte auf der Stelle kehrt und setzte zum Sprint an, als mich ein Fluch von der Seite traf und mich zu Boden riss. Kurz darauf packte mich einer der Männer und zog mich am Kragen hoch. Er zwang mich das Haus beim Verbrennen zu beobachten.

Doch dann, sah ich eine Gestalt im zweiten Stock am geöffneten Fenster stehen. Ich hatte gehofft es nicht zu hören, doch kurz darauf ertönte ein verweintes: ,,Moooommy!". Sekunden später stürzte das Haus ein und begrub den ersten und zweiten Stock unter der Glut und Asche der höheren Stöcker.

Den Schrei meiner Mutter werde ich nie vergessen. Er war so qualvoll. So schrecklich.

,,Warum weinst du jetzt genau?". Ich erschrak und setzte mich auf. ,,I-ich weine nicht. Ich hab eine Allergie" meinte ich schnell. ,,Außerdem weiß ich nicht, was dich das angehen würde Malfoy" fügte ich noch schnell hinzu. ,,Eine Allergie also. Was ist das denn für eine Allergie?" fragte er provokant.

,,Eine Allergie gegen neugierige arrogante Möchtegern Chefs also raus hier!" schnell sprang ich auf, stieß mit meiner Hand gegen seine Brust und drängte ihn heraus um ihm schließlich die Tür vor der Nase zuzuschlagen. ,,Gute Nacht. Wir sehen uns morgen!" drang seine Stimme durch die Tür, durch welche ich sein Grinsen praktisch hören konnte.

,,Hau ab. Bitte" waren meine letzten Worte, bevor ich zurück ins Bett ging und mich unter meine Decke kuschelte. Das war genau das Problem mit Malfoy. Er war immer da, aber vorallem war er es in den unpassendsten Momenten und er wusste viel mehr, als mir lieb war. Das ständige Gefühl ihm unterlegen zu sein raubte mir jegliches Selbstbewusstsein in diesem Haus.

Doch in Hogwarts war ich nicht seine Köchin oder seine Putzfrau. In Hogwarts war ich seine Mitschülerin, die seit Anbeginn unserer Schullaufbahn bessere Noten aufwies als er und das bedeutete mir soviel mehr.

Verdammnis (Draco Malfoy FF)  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt