Der Mauer ein Stück näher

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Nahezu drei stunden ritt ich durch dem Wald. Das wir es bis Anbruch der Dunkelheit zur Mauer schafften...nun ja das hat nicht ganz funktioniert. Kurz gesagt es war dunkel und wir noch immer nicht am Ziel. "Destiny langsam! Wir können nicht so schnell hinter dir her. Bei Fuß!" Ermahnte ich die ungestüme Wölfin und sie senkte ihr Tempo. Immer mehr kam sie auf unsere Höhe. "Benimm dich. Auf der Mauer musst du mir auch immer und SOFORT gehorchen, sonst funktioniert das nicht." Die Wölfin sah mich eine Weile an, doch dann drehte sich ihr Kopf ruckartig nach hinten. Sie knurrte. Erst leise, doch dann immer lauter und bedrohlicher. "Destiny?" fragte ich etwas nervös und unsicher. Wildfire wurde auch immer nervöser und zog an den Zügeln.

Aus der Richtung, in die Destiny mittlerweile mit gefletschten Zähnen starrte, hörte ich einer Art röscheln, ein rascheln, ein kratzen oder scharren. So genau zu definieren war das nicht. Eines war sicher: SCHNELL WEG!

"LAUF!" Ich trieb meinen Friesen an, doch Destiny folgte nicht. "Destiny bei Fuß!" rief ich über die Schulter. Auf einmal spürte ich einen dumpfen Schlag in der Gegend meines Schlüsselbeins.

Einen Moment später fand ich mich auf dem Boden wieder. Ich war aber aufgrund des Schnees relativ weich gelandet. "Verdammt..." fluchte ich leise vor mich hin. "Was zur Hölle war das...." ich rieb mir über das Schlüsselbein.

Da war es wieder dieses röscheln. Mein Blick glitt durch die Nacht. Keine Spur von Destiny oder Wildfire.

Ich richtete mich auf und ging dann auf die Suche nach meinen Begleitern.

Schon wieder. Ich drehte mich um. Mein Herz schien über seinen eigenen Schlag zu stolpern. Mein Atem setzte kurzeitig aus. Ich hielt alles nur für Schauergeschichten. Doch da stand wahrhaftig EINER. EIN WEISSER WANDERER! "WIESO immer ICH?" fragte ich mich selbst, während ich meine Schwert vorsichtig zückte. Mein Bogen war am Sattel von Wildfire. NA TOLL! Denn mit dem Bogen bin ich weitaus geschickter.

Mittlerweile tauchten immer mehr Wanderer auf - ich war umzingelt. "Was für  eine Ironie. Siebzehn Jahre gefangen, dann Frei und jetzt schon wieder eingekesselt." Ich lachte. Über mich selbst. Denn Destiny hatte ihren Grund so schnell vorwärts kommen zu wollen.

Der erste griff mich an. Ihn brachte ich mit einem Stich ins Herz zur Strecke. Den zweiten enthauptete ich kurzer Hand. Es schien alles gut zu laufen, doch dann wurde ich von hinten angegriffen und ich wurde zu Boden gerissen. Ich keuchte auf, denn mein Arm wurde dabei leicht verdreht. Mit einem Tritt beförderte ich den Wanderer etwas von mir weg. Ich stürzte mich auf ihn, kniete mich und rammte ihm das Schwert direkt ins Herz. Das Blut spritze in mein Gesicht und lief meine Wangen hinab. Drei von acht hatte ich besiegt, aber ich war mit meiner Kraft bereits jetzt am Ende.

Ich rutschte an einen Baum. "Ich werde sterben...." murmelte ich, schloss die Augen und versuchte mich darauf vorzubereiten, gleich zerstückelt zu werden. Doch all das blieb aus.

Stattdessen ein allzu vertrautes knurren. Ich öffnete meine Augen. "Destiny." Flüsterte ich. Die Wölfin hatte sich  schützend vor mich gestellt, doch sie war nicht allein. Neben ihr stand ein Albino Schattenwolf. Äußerst selten, aber wunderschön. Von weitem konnte ich auch Wildfire wahrnehmen, aber auch er war nicht allein. Ich lenkte meinen Blick in die Richtung. Dort kam ein schwarzer Reiter. Ein Mitglied der Nachtwache. Wer hatte ihn geholt? Mein Blick fiel auf Destiny. SIE. Sie war losgegangen um jemanden zu holen.

Aber gehört der andere Schattenwolf zu dem Reiter? Der junge Mann stieg ab und zog sein Schwert. "Geht." Sagte er. "Seit ihr von Sinnen?! ICH habe alles im Griff, ich schaffe das auch allein." Natürlich war dass gelogen. "Ach ja? Soll ich wieder gehen?" "Nein!" schoss es aus mir heraus und er lächelte amüsiert. "Geist bring sie auf Abstand." Der Albino drehte sich zu mir. Geist. Wie passend.

Ich sah ihn an, dann zu Geist, dann wieder zu ihm. Letztendlich gab ich nach. Ich stand mühsam auf und schlich mich mit den Wölfen davon. Bei den Pferden blieben wir stehen. Wenn er Hilfe braucht, dann helfe ich....ich werde ihm helfen.
Aber auch nur wenn er sie braucht.

Okay, jetzt hilft nur noch hoffen.

Ich drehte mich zu Wildfire und streichelte ihm sanft über den Hals.

"Hey..." "Ich bin bewaffnet!" Schrie ich und drehte mich in die Richtung aus der die Stimme kam. "Hey, ruhig My Lady." Dort stand der Reiter. Mit amüsierten Blick. "Ich wüsste nicht was daran so komisch sein soll." Sagte ich etwas schmollend. "Schon gut." Er trat an sein Pferd.

"Sind sie....sind....sind sie...tot?" "Nicht alle My Lady. Ein Großteil ist geflüchtet." "Danke." Flüsterte ich. Wieder lächelte  er. "Amara." Ich reichte ihm meine Hand. "Jon." Entgegnete er. "Nochmals danke für die Rettung Jon." "Gern geschehen." Er stieg auf den Rappschimmel. "Wohin des Weges?" "Zurück zur Mauer." "Ich muss dort ebenfalls hin." Er sah mich mit einer Mischung aus entsetzen und Bewunderung an. "Ich wähle schwarz, das stand mir schon immer gut." Sagte ich grinsend. "Genau das ist meine Meinung." Lächelte er. "Also darf ich dir folgen?" "Sicher." Ich stieg auf Wildfire. "Na dann los." Sagte ich.
Er sieht gut aus. Dunkle Haare, leicht lockig. Diese traumhaften Augen, in die ich noch richtig sehen musste, um mich in ihnen zu verlieren.
"Sag, Jon. Ist das dein Wolf?" "Ja. Das ist Geist, mein treuester und einzigster Begleiter." "Er ist wunderschön." "Dein Wolf aber ebenso." "Destiny..." begann ich. "... sie und mein Pferd sind das einzigste was ich habe. Mir geht es ebenso wie dir." Er lächelte erneut. "Sag, Jon. Wie lang seit ihr schon bei der Nachtwache?" "Meinen Eid lege ich erst in sieben Tagen ab." "Gutes gelingen." "Ich hoffe es." Dann setzten wir unseren Weg zur Mauer schweigend fort. Wieso? Keine Ahnung. Aber ich genoss die Ruhe. Die Ruhe vor dem Sturm.

In schwarz - Jon Schnee/Game of Thrones #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt