Der Moment zählt

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Moschus.
Rauch.
Holz.
JON.

Zaghaft öffnete ich meine Augen. Verschlafen rieb ich mir diese und streckte mich. "Amara...." blitzartig stand ich ihn Abwehrhaltung vor dem Bett.

"Was machst du hier?" entgegnete ich kalt, meine Haltung lockerte sich wieder. Die Person erhob sich vom Bett und drehte sich zu mir.

"Das sind meine Gemächer..." "Ja aber wieso bringst du mich hierher, ich sollte in MEINE Gemächer!"

"Das sind DEINE Gemächer. Voerst. Alle anderen sind belegt, da ein paar Lords hier halt machen und ...." "Was und?!" giftete ich ihn an. "…zu den anderen stecken konnte ich dich nicht..." "Jon was soll das?! In einem Moment bist du nett zu mir, im anderen machst du mich fertig." "Es tut mir leid...es kam falsch von mir herüber, das war anders gemeint." Er sah betreten zu Boden. "Nur der Moment zählt, Jon. Der Moment war für mich verletzend."

"Aber lass es mich doch erklären, ich..." "NEIN!" Rief ich. "Nein, Jon, ich will es nicht hören....ich schlafe heute woanders, wir sehen uns beim Abendessen." Schon war ich durch die Tür nach draußen verschwunden. Ich holte tief Luft um die Tränen zu kontrollieren, besser gesagt um sie zu unterdrücken.

"Was bedrückt meine Nichte? Was macht dich so traurig Liebes?" Tyrion erschien neben mir. "Jon." Sagte ich tonlos. "Lord Schnee scheint es dir angetan zu haben." "Natürlich." Sagte ich sarkastisch, obwohl es ja eigentlich der Wahrheit entsprach.

"Du kannst mir nichts vormachen, du bist eine Lennister wie ich. Zwar nur eine halbe, aber das Lennister Blut fließt in dir. Ich durchschaue nunmal jeden Lennister." Sagte er grinsend.

Ich lachte. "Danke. Aber was willst du schon ausrichten. Du kennst Jon länger als ich, du musst doch wissen wie unglaublich stur er ist." "Es ist nicht seine Sturheit die ihn zu Fall bringt. Es ist die Tatsache, dass er sich auf nichts einlässt. Er will stets die Kontrolle behalten, mehr nicht." "Ich will doch auch Kontrolle behalten, aber sobald er bei mir ist, dann ist dieses Vorhaben sofort über Bord geworfen. Es reicht sogar wenn er 100m neben mir steht." Tyrion lachte neben mir leise auf. "Das dachte ich mir." "Wieso?" ich sah ihn verdutzt an. "Ihm geht es nicht anders." Mein Herz setzte aus. Aus Überraschung. Aus Freude.

"Was?" Tyrions lächeln wurde immer breiter. "Jon ist vorhin äußerst verzweifelt bei mir erschienen und glaube mir das letzte mal war er so verzweifelt bei dem Unfall seines Bruders. Selbst da nicht." Unwillkürlich stahl sich ein lächeln auf meine Lippen.

"Nun gut, ich rede mit ihm und werde mich für gerade eben entschuldigen." Er sah mich stolz an. "So gehört es sich Lady Lennister." "Onkel Tyrion könntest du mir bitte eines versprechen?" "Alles Liebes." "Bitte nenne mich weder MyLady noch Lady Lennister, das missfällt mir etwas."

"Verstehe ich. Ich werde mich zügeln." Wir umarmten uns.

"Übrigens sollst du die Wachablösung für Adrian sein, oben auf der Mauer. Zum Abendessen bist du fertig." "Kein Problem." Ich machte mich auf den Weg. "Amara!" "Hast du etwas vergessen, Onkel?" "Nein, sondern du." Er reichte mir einen Mantel. "In deinen Klamotten würdest du erfrieren." Ich bedankte mich nochmals und setzte meinen Weg auf die Mauer fort.

Ich stieg aus dem Lift aus, der mich bis nach oben gebracht hatte. Der Mann der diesen mit seiner Muskelkraft betätigen musste tat mir echt leid. Wie hielt er das bloß den ganzen Tag aus? Ohne zusammen zu brechen?

Wie es scheint sind alle Männer, die hier verweilen, hart im nehmen.
Und ich als Frau, würfel natürlich mal wieder alles durcheinander.

"Adrian du kannst gehen. Insofern ich korrekte Informationen erhalten habe und du auch Adrian bist." Er drehte sich zu mir. "Alles richtig." Er musterte mich. "Du bist also die kleine, schwarze Rose von Schnee." "Bitte was?" ich war verwirrt. "Na die heimliche Flamme von unserem Lord aus Eis und Schnee." Er lachte amüsiert. "Da müsst ihr etwas falsch verstanden haben. ER hasst mich." Adrian schüttelte mehr als amüsiert seinen Kopf. Alles in allem schien es so als würde er sich über mich lustig machen. Diesen Gedanken schüttelte ich jedoch schnell wieder ab.

"Na wie du meinst. Schönen Abend dir noch." Dann verschwand er im Lift und dann war er ganz weg.

Ich ging zum unabgesperrten Rand der Mauer. Der Ausblick war atemberaubend. Das weiß des Schnees wurde vom Abendrot getränkten Himmel überflutet.
Wäre Jon nur hier....
Es tut mir so leid, was ich vorhin zu ihm gesagt hatte....und mir hatte es ja auch das Herz zerissen...

Ich kuschelte mich noch mehr in meinen Umhang. Schon wieder stieg mir Jons Geruch in die Nase. "Jetzt bilde ich mir schon ein, dass Jon hier ist. Ich werde schon verrückt." Über mich selber lachend schüttelte ich meinen Kopf.

"Nein ich stehe in der Tat hinter dir." Vor Schreck wäre ich beinahe über die Kante gefallen, denn ich war ziemlich nah dran gewesen. Anscheinend zu nahe.

Doch Jons Arme schlangen sich reflexartig um meine Taille. Er zog mich sanft zurück.

"Du solltest langsam machen." Er klang nicht sauer, eher besorgt. Seine Arme hatte er immer noch nicht gelöst. "Jon hör zu..." ich lehnte meinen Kopf gegen seine Brust. " ...es tut mir so leid. Ich habe überreagiert und das völlig ohne Grund." "Nein du hattest volles Recht zu so einer Reaktion. Ich war auch nicht gerade einfühlsam....Amara ich habe dich verletzt und das weiß ich....es tut mir leid." Seine Arme schlangen sich noch fester um mich. "Bitte zerquetsch mich nicht." Lachte ich. "Wieder alles gut?" fragte er. "Alles wieder gut." Bestätigte ich.
Dieser Moment war unbeschreiblich. ER war hier. ICH war hier. WIR waren gemeinsam hier. NUR WIR ZWEI.
Ich in seinen Armen.
Es ist wahr: Nur der Moment zählt, denn er lässt dich so ziemlich alles vergessen. Es muss nur die richtige Person bei dir sein.

In schwarz - Jon Schnee/Game of Thrones #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt