Am nächsten Tag hatte Hermine wieder Zaubertränke. Sie war seit langem wieder gut gelaunt aufgestanden, und zu ihrer eigenen Überraschung, freute sie sich auf Zaubertränke. Das war eigentlich das einzige Fach, was sie nicht mochte, sie war nicht sonderlich gut darin, zumindest für ihre Verhältnisse.
Aber sie würde Pansy wiedersehen, mit ihr reden, mit ihr arbeiten. Hermine konnte es nicht verhindern, auch wenn sie wusste, dass es kindisch war, sie war aufgeregt. Sie wusste nicht, wie es mit den beiden weitergehen würde. Vielleicht würde Pansy sie ja auch einfach weiterhin ignorieren? Nein, so schätzte Hermine sie nicht ein. Sie hielt sich an ihr Wort. Aber vielleicht würde es ja total seltsam sein und keiner würde wissen, was er sagen sollte.
Harry sagte, dass Hermine sich zu viele Gedanken machte, Ron hatte ihm nuschelnd zugestimmt. Hermine war froh, dass es jetzt beide wussten. Das machte es ihr irgendwie leichter. Sie musste keine Geheimnisse mehr verstecken. Und sie hatten ja auch recht. Sie machte sich zu viele Gedanken, aber sie konnte nichts dagegen tun, die Gedanken kamen eben einfach.
Während sie sich fragte, ob wohl eine Freundschaft zwischen den beiden entstehen würde und was Hermine sich wohl wünschen sollte, wenn sie erstmal ein wenig mit Pansy gelernt hatte, merkte sie nicht, dass Harry und Ron auf ihrem Weg in den Kerker stehen geblieben waren, erst als sie eine Frage stellte und niemand ihr antwortete, blieb sie verdutzt stehen und drehte sich um.
Die beiden standen einige Meter hinter ihr und starrten etwas an. Hermine wusste nicht, was genau es war und bevor sie nachfragen oder nachsehen konnte, berührte eine Hand sie an der Schulter.
Sie wirbelte herum. Es war Pansy. Sie verzog das Gesicht zu einem Lächeln, zumindest glaubte Hermine das. Sie hatte Pansy noch nie wirklich lächeln sehen. Gestern, erinnerte sie sich, gestern hatte sie auch kurz gelächelt und Hermine war dahingeschmolzen.
Pansys Lächeln wurde schief und sie zog eine Augenbraue hoch, als erwartete sie eine Antwort von Hermine. Die erwachte aus ihren Tagträumen und stotterte unbeholfen vor sich hin. „Ähh, ähm, hi." Sie grinste.
Pansy erwiderte nichts, Hermine vermutete, dass sie schon „hallo" gesagt hatte und Hermine einfach nur zu verpeilt war, es mitzubekommen. Sie folgte ihr ins Klassenzimmer, dass soeben von Slughorn aufgeschlossen worden war und gemeinsam steuerten sie auf ihre Plätze zu.
Hermine runzelte die Stirn. Irgendwie sah der Klassenraum leerer aus als sonst. Sie drehte sich um die eigene Achse. „Oh nein", murmelte sie. Pansy sah sie verwundert an, aber bevor sie den Mund öffnen konnte, hörte sie selbst, weswegen Hermine so bestürzt war.
„Nein! Ich bin doch nicht blöd! Von dir lasse ich mir gar nichts sagen!"
„Ach ja? Weil du ja sowieso alles besser weißt. Du bist ja der berühmte Potter, der Held dieser Welt."
„Fängst du jetzt schon wieder damit an? Ich dachte das hätten wir hinter uns!"
„Wir haben überhaupt nichts hinter uns. Du bist immer noch das arrogante Arschloch, dass du schon immer warst. Ich bin froh, dass du damals meine Hand abgelehnt hast. Du gehst mir so dermaßen auf die Nerven!"
„Gut, das beruht auf Gegenseitigkeit!"
„Gut, manchmal wünschte ich nämlich einfach, dass du nicht mehr hier wärst!"
In der Klasse war es ruhig geworden. Alle hatten den Atem angehalten. Die Stimmen, die aus dem Flur drangen, waren allen gut bekannt. Es war nichts Ungewöhnliches, dass Harry und Malfoy sich stritten, aber irgendwas war heute anders und das schienen alle zu bemerken.
„Jetzt beruhigt euch doch mal." Das war Ron. Und es war ebenfalls seltsam.
Dann hörte sie wieder Malfoy: „Lass mich los, Zabini!"
Die Tür wurde aufgerissen und Harry stürmte herein. Er blieb stehen und schaute wütend durch die Reihen. „Was glotzt ihr so?" Die Blicke wandten sich hastig von ihm ab. Nur Hermine schaute ihn weiterhin an, versuchte aus seinem Gesicht lesen zu können, was er dachte.
„Mr. Potter!", rief Slughorn empört. Er öffnete den Mund erneut, um Harry eine Rüge zu erteilen, aber als der ihm einen bösen Blick zuwarf, den sogar Slughorn einschüchterte, schloss er ihn wieder.
„Professor Slughorn", sagte Harry zwischen zusammengebissenen Zähnen, während die restlichen Nachzügler den Klassenraum betraten. Malfoy sah eben so wütend aus wie Harry. Ron und Zabini blickten eher zerknirscht und verzweifelt drein. „Ich möchte einen neuen Zaubertränkepartner haben."
Slughorn schaute ihn verdattert an. „Wie bitte?" „Einen neuen Partner."
„Entschuldigen Sie Mr. Potter, aber das geht nicht so einfach, Sie sind alle einem Partner zugeordnet."
„Dann tauschen Sie jemanden."
„Aber-"
„Tauschen Sie Ron und mich, ich bin sicher, er wird nichts dagegen haben. Alles Professor, aber ich will nicht mehr mit Malfoy arbeiten müssen."
Hermine schaute zu Ron, dessen Gesichtszüge entgleist waren. Hermine sah, dass er sichtlich mit sich rang. Er wollte seinen besten Freund nicht im Stich lassen, aber auch nicht alles ausbaden, was er angefangen hatte.
„Mr. Weasley? Geht das für Sie in Ordnung?" Slughorns Stimme ertönte in dem immer noch verdächtig ruhigen Klassenzimmer. „Ich- ähm- Also... eigentlich nicht so gerne", druckste er herum.
Dafür erntete er gleich zwei böse Blicke und er zog entschuldigend die Schultern hoch. „Sorry, Kumpel", sagte er. „Aber ich hab einfach keine Lust mehr immer alles von dir ausbaden zu müssen. Außerdem komme ich ganz gut mit Blaise klar." Zabini nickte zustimmend. Malfoy schnaubte verächtlich.
„Also gut", sagte Slughorn. „Gibt es irgendjemanden in diesem Raum, der bereit ist mit Mr. Potter oder Mr. Malfoy zu tauschen?"
Es meldete sich niemand. Harrys und Malfoys Blicke lagen jetzt auf Pansy und Hermine, aber Hermine dachte nicht mal im Traum daran zu tauschen. Sie hatte sich das hier hart erarbeitet und würde es jetzt nicht einfach so aufgeben.
Nach einer Weile klatschte Slughorn in die Hände. „In Ordnung, dann sehe ich leider keine andere Möglichkeit, so leid es mir auch tut. Und jetzt gehen Sie bitte an ihre Plätze, der Unterricht hat schon längst angefangen."
Harry und Malfoy stolzierten erhoben Hauptes, ohne ihre Freunde zu beachten, zu ihren Plätzen und setzten sich so weit auseinander, wie es nur möglich war.
Hermine hörte plötzlich ein leises Kichern neben sich. Sie drehte sich zu Pansy um. Diese grinste sie schief an. „Das nenn ich Unterhaltung." Hermine wollte ihr widersprechen und Harry verteidigen, aber sie fand es ja selbst albern, also grinste sie nur ebenfalls.
Slughorn gab ihnen einen Auftrag und Harry, Ron, Malfoy und Zabini eine Strafarbeit dafür, dass sie den Unterricht verzögert hatten und Hermine und Pansy fingen gemeinsam an, an ihrem Trank zu arbeiten. Es funktionierte besser als die letzten Male, denn immerhin redeten sie jetzt ab und zu miteinander. Die Konversation war nicht wie mit Harry oder Ron oder Ginny, aber es war ein Anfang, fand Hermine.
Sie verabschiedeten sich nach der Stunde und Hermine überlegte kurz, ob sie Pansy nach einem Treffen fragen sollte, aber sie ließ es dann doch, weil sie dachte, dass es immerhin Pansy war, die mit ihr lernen wollte und nicht andersherum, also sollte Pansy sie darauf ansprechen. Außerdem wollte sie sich nicht aufdrängen.
Aber als sich ihre Wege trennten und Hermine sich zu Harry und Ron gesellte, hatte sie doch Zweifel. Sie hatten zwar etwas geredet, aber auch nicht viel und was wenn daraus doch nichts werden würde? Wenn sie zu wenig geredet hatte? Oder zu viel?
Die drei gingen schweigend nebeneinander her. Harry war wütend auf Ron und Hermine, Ron war wütend auf Harry und Hermine war in ihre eigenen Gedanken versunken.
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Was ist das da nur zwischen Harry und Malfoy?
Und Pansy und Hermine scheinen sich ja langsam anzunähern :)
LG Jo
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forgiven -Pansmione-
FanfictionHermine hat ihr Leben eigentlich im Griff. Sie hat sich fest vorgenommen das siebte Schuljahr zu wiederholen und mit Bestnoten abzuschließen. Und auch wenn Harry und Ron zusammen mit ihr wiederholen erwartet sie ein friedliches letztes Jahr. Doch si...