Professor McGonagall setzt sich seufzend in ihren Stuhl und fasste sich an die Stirn. „Was mache ich nur mit den beiden, Albus?", fragte sie leise und drehte sich zu Dumbledores Porträt um. Seine blauen Augen blitzten ihr entgegen.
„Vielleicht lesen Sie erstmal ihre Aufsätze", antwortete er ruhig und lächelte wissend.
Minerva griff nach einer der Pergamentrollen vor ihr. „Sie haben Recht. Wir können nur hoffen, dass wenigstens einer der beiden etwas Anständiges geschrieben hat."
Sie rollte das Pergament vor ihr auf.
„Moral", begann sie zu lesen. Die ordentliche Handschrift gehörte zu Miss Granger. Was sie wohl geschrieben hatte?
„Was ist Moral eigentlich? Es ist etwas das ich lerne. Ich lerne aus meinen Fehlern. Moral ist auch etwas nach dem ich handele. Es ist etwas, das Menschen von mir erwarten. Ich soll moralisch handeln. Unsere Werte und Normen einhalten. Mich an Regeln halten.
Aber Moral besteht nicht nur aus Regeln. Ich kann auch Regeln brechen und es mit meiner Moral begründen. Regeln müssen nicht immer richtig sein. Aber Moral auch nicht. Ich kann eine ganz andere Moral haben als meine Mitmenschen, auch wenn oft davon ausgegangen wird, dass alle die gleichen Werte und Normen hätten.
Was ist Moral also und warum ist sie so wichtig? Wenn wir alle dieselbe Moral hätten, wäre es ganz klar. Alle handeln moralisch und die Welt ist in Ordnung.
Aber in so einer Welt leben wir nicht. Was wenn meine Moral mit einer anderen kollidiert. Was ist jetzt moralisch richtig? Jeder hat seine eigene Meinung dazu. Die meisten stimmen in ihrer Moral vielleicht überein, aber es ist alles immer noch eine Sache der Perspektive, oder nicht?
Ist es moralisch richtig, diesen einen Menschen zu retten und mein Leben dafür zu opfern? Wenn ich entscheiden müsste ein Kind oder 5 alte Menschen zu retten, was ist moralisch richtig?
Es gibt viele dieser Szenarien, in der wir nicht wissen was richtig ist. Und in diesen Momenten würden die meisten nach ihrem Instinkt handeln. Auf ihr Herz hören, oder ihren Verstand, wie auch immer sie gestrickt sind.
Ich weiß, dass es nicht richtig war, in den Honigtopf einzubrechen. Ich weiß, dass es nicht richtig war, Mr. Flume zu obliviieren. Aber was, wenn ich Ihnen sage, dass es meine einzige Chance war? Was wenn ich Ihnen sage, dass es eine Zwickmühle war? Dass ich auf mein Herz gehört habe?"
Professor McGonagall stockte. Was sollte das werden? Wollte sie sich wirklich noch irgendwie aus dieser misslichen Lage rausreden? McGonagall zog die Augenbrauen zusammen. Es sollte doch einfach nur ein Aufsatz sein, in dem die beiden erklären sollten, warum sie nicht richtig gehandelt haben. Sie seufzte und las weiter. Wer weiß, was das noch werden würde.
„Ich hatte seit dem Zwischenfall in Hogsmeade ein schlechtes Gewissen. Es war nicht richtig. Ich habe Pansy da in etwas hineingezogen. Ich bin daran schuld, dass wir Hauspunkte verloren haben, Nachsitzen müssen und jetzt möglicherweise von der Schule geworfen werden. Ich weiß, dass ich es verdient habe. Immerhin habe ich einige Regeln gebrochen.
Aber etwas habe ich in den letzten Tagen auch gelernt. Ich würde es jederzeit wiederholen. Auch wenn ich es das nächste Mal vielleicht geschickter anstellen würde. Vielleicht würde ich mir einen Weg überlegen, bei dem man nicht in einen Laden einbrechen müsste und bei dem ich nicht gezwungen wäre jemanden zu obliviieren. Vielleicht würde ich warten, bis wir ein Hogsmeadewochenende hätten. Vielleicht. Aber das was ich getan habe war richtig. Vielleicht nicht in Ihren Augen und für eine kurze Zeit in meinen auch nicht.
Sicher verstehen Sie noch nichts von dem, was ich hier schreibe. Ich will es Ihnen erklären.
An diesem einen Abend habe ich nicht nur meine Freunde wiedergefunden. Sie haben mir auch die Augen geöffnet. Darüber, dass Kommunikation wichtig ist und darüber dass man nicht viele Chancen hat und jede davon nutzen sollte. Und das habe ich. Vielleicht war es unüberlegt und spontan, vielleicht hätte ich mir Gedanken machen sollen, vielleicht hätte ich das alles auch einfacher machen können."
Professor McGonagall war in der Tat aufgefallen, dass Harry, Hermine und Ron sich nach dem Abend, an dem Hermine sich rausgeschlichen hatte, wieder besser verstanden und sie war froh darüber gewesen. Die Stimmung vorher war ja nicht mehr auszuhalten gewesen.
„Aber an diesem Abend in diesem Moment war das die einzige Möglichkeit. Meine einzige Chance. Ich musste raus. Ich musste Pansy zeigen, wie sehr ich sie mochte und für mich gab es nur einen Weg.
Vielleicht haben Sie es mitbekommen vielleicht auch nicht. Pansy und ich waren nicht immer auf gutem Fuß. Slytherin und Gryffindor. Reinblut und Muggelgeborene. Das passte einfach nie. Aber wir haben uns angefreundet und trotzdem stand etwas immer im Weg. Wir haben uns nicht vollkommen vertraut, kannten uns noch nicht richtig, haben den anderen nicht vollkommen verstanden.
Vielleicht kennen Sie dieses Gefühl. Ich wollte ihr sagen, wie sehr ich sie mag, wie sehr ich ihr vertraue. Und ich konnte es ihr einfach nicht nur sagen, ich musste es ihr zeigen. Das ist der Grund, warum ich sie nach Hogsmeade geschleppt habe, das ist der Grund, warum wir disappariert sind. Ja, das wussten Sie sicherlich noch nicht. Eine weitere gebrochene Regel. Aber ich musste. Ich musste einfach. Es gibt eine Sache, die wenige Menschen über mich wissen und ich wollte es ihr zeigen. Damit sie mich versteht.
Vielleicht glauben Sie mir nicht, vielleicht verstehen Sie das alles nicht. Wir haben Regeln gebrochen, ja. Aber wir haben niemandem etwas getan. Wir haben nichts gestohlen und Mr. Flume ist nicht verletzt. Wir mussten durch den Honigtopf, das war der einzige Weg.
Ich würde gerne sagen, dass es mir leid tut, aber das tut es nicht. Nichts, was ich an diesem Abend gesagt oder getan habe tut mir leid. Ich bin nach langer Zeit endlich wieder glücklich und die paar gebrochenen Regeln nehme ich dafür in Kauf.
Es ist wieder eines dieser Szenarien. Es gab diese zwei Möglichkeiten: Ich hätte einfach zu Bett gehen können, alles wäre gut gewesen, ich hätte moralisch richtig gehandelt, aber alles wäre immer noch beim Alten und wer weiß, ob Pansy und ich jemals so geredet hätten, ob ich jemals so glücklich geworden wäre.
Und die zweite Möglichkeit war das, was ich getan habe. Unmoralisch. Aber ich bin glücklich.
Die große Frage ist also doch, was davon jetzt moralisch richtig ist. Aus der Sicht einer neutralen Person natürlich die erste Möglichkeit. Regeln sollten eingehalten werden. Sonst wären sie ja schließlich nicht da. Aber aus meiner Sicht war die zweite Möglichkeit richtig.
Ich weiß, dass Sie das nicht hören wollen. Sie wollen, dass ich darüber schreibe, warum das alles nicht richtig ist, was ich getan habe. Aber das kann ich nicht.
Vielleicht werden Sie es verstehen, vielleicht werfen Sie mich jetzt von der Schule. Das liegt ganz an Ihnen. Egal was passiert. Diesen Abend werde ich nie bereuen, denn ich habe niemanden geschadet und etwas erreicht, von dem ich lange Zeit nur träumen konnte. Ich habe etwas sehr wichtiges in meinem Leben gewonnen.
Liebe."
Professor McGonnagal legte das Pergament zur Seite und schaute einen Moment auf die Tür gegenüber ihres Schreibtischs. Sie versuchte erstmal zu verstehen, was sie gerade gelesen hatte. War es das, was sie dachte? Pansy und Hermine? Sie schüttelte den Kopf. Das ging sie überhaupt nichts an. Und doch. Hermine hatte sich ihr in diesem Aufsatz, der beinahe einem Brief glich, anvertraut. Das hatte sicher viel Überwindung gekostet.
Sie seufzte. „Was soll ich nur tun, Albus? Was hättest du getan?", murmelte sie und vergrub den Kopf in ihren Händen
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Ob Professor McGonagall das überzeugt hat?
Yay, ich bin wieder da. Sorry, das es so lange gedauert hat mit dem neuen Kapitel. Ich weiß auch nicht so genau woran es lag, irgendwie war die Zeit so schnell um xD
Meine Vorabiklausuren habe ich alle hinter mir und jetzt hab ich erstmal Osterferien, die vermutlich weniger Ferien und mehr lernen fürs Abi sind, wo die ersten Prüfung so in nem Monat sind, help...
Euch auch schöne Ferien, oder ein schönes Wochenende, oder was auch immer, ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen :)
LG Jo
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forgiven -Pansmione-
FanfictionHermine hat ihr Leben eigentlich im Griff. Sie hat sich fest vorgenommen das siebte Schuljahr zu wiederholen und mit Bestnoten abzuschließen. Und auch wenn Harry und Ron zusammen mit ihr wiederholen erwartet sie ein friedliches letztes Jahr. Doch si...