1 - Ein Tag wie immer

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„Kian! Steh endlich von deinem Bett auf! Hast du einmal auf die Uhr gesehen? Es ist schon Nachmittag. Nachmittag!", ruft meine nervige Schwägerin. Stöhnend richtete ich mich auf und rieb müde über meine Augen. Normalerweise gab ich nicht so leicht nach. Jedoch war meine Schwägerin Rose hochschwanger und mein Bruder würde mich umbringen, wenn sie sich meinetwegen aufregte.

„Braver Welpe, in einer halben Stunde gibt es essen. Geh duschen, du stinkst schon wieder nach Alkohol!", sagte sie und verzog ihr Gesicht. Sie lies mich schließlich allein, damit ich von meinem Bett aufstand. Ich verdrehte meine Augen und ging schließlich ins Badezimmer. Ich war froh darüber, dass ich ein eigenes hatte. So werde ich wenigstens nicht gestört.

In der Dusche versuchte ich so gut wie möglich diesen Alkoholgestank loszuwerden. Ich wusste, dass Noah es nicht mochte, wenn wir uns bis spät in die Nacht betrinken. Er machte sich eben viele Sorgen. Es lag zum Teil daran, dass er der Alpha des Rudels war. Aber auch daran, dass er mein großer Bruder war. Die Familie war das wichtigste für uns. Meine Eltern verließen uns vor einigen Jahren. Sie riefen nicht an und sie meldeten sich nicht mehr, aber das war uns egal. Wir sahen sie einfach nicht mehr als unsere Familie an.

Ich hoffte jeden Tag, dass ich selbst einmal eine Familie gründen konnte. Leider fehlte mir immer noch die Frau dazu. Ich war oft auf Reisen, weil ich Hoffnung hatte, meine Mate irgendwo zu begegnen. Ich wusste ganz genau, dass die Wahrscheinlichkeit ziemlich gering war, sie hier in dieser Stadt zu finden. Ich lebte mein ganzes Leben schon in Gladehills. Wäre sie hier, dann hätte ich sie schon längst gefunden. Von hier wegzuziehen kam nicht in Frage, da dieser Ort das Zuhause meines Rudels war. Wenn wir umziehen würden, dann würden wir vielleicht auf ein anderes Rudel treffen und dann würde es wahrscheinlich Tote geben, wenn man dort nicht erwünscht wäre.

Frisch geduscht nahm ich ein Handtuch aus der Halterung und band es um meine Hüfte. Kurz sah ich mich im Spiegel an. Eisblaue Augen blickten mich an. Ich wusste nicht, wem ich die zu verdanken hatte. Meine Geschwister, wie auch meine Eltern hatten alle blaue Augen. Meine dagegen waren komplett anders. Außerhalb meiner pechschwarzen Pupille waren meine Augen weiß. Sie hatten lediglich einen blauen Rand. Meine Schwägerin meinte immer zu mir, dass ich etwas Besonderes wäre. Darüber konnte ich nur den Kopf schütteln. Wäre ich etwas Besonderes, dann hätte ich schon längst meine Mate in meinen Armen. Wir hätten schon längst einen kleinen Kian, wenn es nach mir ginge.

Die Augen von Kian.

Fertig angezogen, stürmte ich nach unten ins Esszimmer und setzte mich auf meinem Platz

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Fertig angezogen, stürmte ich nach unten ins Esszimmer und setzte mich auf meinem Platz. Wie jedes Mal blickte ich zu meiner Linken. Ein leerer Platz. Dort müsste meine Mate sitzen.

„Du wirst sie bald finden!", ertönte die Stimme von Noah. Er nahm gerade Platz und blickte mich traurig an. Ich hasste diese Mitleidsnummer. Jeder guckte mich bereits so an. Immerhin war es nicht normal, dass man in meinem Alter immer noch nicht seine Mate getroffen hatte.

„Du hast leicht Reden! Du hast Rose mit 19 schon gefunden. Lediglich ein Jahr, nachdem du in der Lage warst, deine Mate zu erkennen. Ich suche sie bereits seit sechs Jahren, Noah. Sechs verdammte Jahre! Was wenn ich sie nie finde? Sie vielleicht schon Kinder mit einem anderen Mann hat? Vielleicht ist sie gar nicht mehr am Leben, weil ich nicht die Chance hatte sie zu beschützen!"

Mit diesen Worten stand ich wieder auf und ignorierte das Rufen meiner Schwägerin. Mir war der Appetit vergangen. Das passierte mir ziemlich oft. Aber konnte es man mir verübeln? Wetten, dass meine vierzehnjährige Schwester ihren Mate noch vor mir findet. Auch wenn sie erst in vier Jahren dazu in der Lage gewesen wäre.

(...)

In der Firma angekommen, wurde ich direkt von den weiblichen Mitarbeiterin angeschmachtet. Wie ich das hasste. Ich brauchte keine anderen Frauen. Ich ignorierte die Blicke und ging mit schnellen Schritten in mein Büro. Direkt kam eine junge Sekretärin, die provozierend lächelte. Außerdem hatte sie ihre obersten Knöpfe ihrer Bluse aufgemacht. Sie stellte mir meinen schwarzen Kaffee auf den Tisch und sprach: „Guten Morgen, Chef. Kann ich dir irgendwie helfen?"

„Ja, das könntest du!", sagte ich leise. Sie beugte sich verführerisch vor und sah mich erwartungsvoll an.

„Du könntest mich allein lassen und deine Arbeit machen! Und knöpf deine verdammte Bluse zu. Versuch es bei jemanden, bei dem du Chancen hast."

Beleidigt richtete sie sich auf und verließ mein Büro. Ich wusste, dass ich nicht gerade der netteste Chef war. Aber bei solchen Situationen musste ich nun mal etwas strenger sein. Viele hatten schon versucht mich zu verführen, damit sie eine ganz besondere Stelle in der Firma bekamen. Bei Noah versuchten sie es erst gar nicht. Immerhin war er bereits seit vier Jahren verheiratet und er würde jeden rauswerfen, der sich bei ihm ranmachte. Der Grund war Rose. Sie würde ihn umbringen, sobald sie davon hörte.

Noah und ich führten die Firma seit Vater uns damals verlassen hatte. Meine Großeltern hatten sie damals gegründet und nun war sie eines der berühmtesten Firmen im Marketingbereich. Wir hatten vor drei Jahren expandiert und es hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Nun waren wir weltweit bekannt. Aber wir hatten auch eine ziemlich große Verantwortung zu tragen. Wir hatten alle Hände voll zu tun. In der Firma, aber auch im Rudel.

Es klopfte wieder an die Tür und Jacob erschien. Er war Teil des Rudels und somit auch ein Werwolf. Fragend sah ich ihn an, damit er sprach: „Kian. Die neuen Praktikanten sind da. Hier ist die Liste mit ihren Namen, damit du sie einteilen kannst."

Skeptisch blickte ich ihn an: „Ist dafür nicht mein Bruder zuständig?"

„Normalerweise schon, aber er bittet drum, dass du es dieses Mal erledigst. Die Praktikanten sind für ein halbes Jahr hier. Da Rose bald ihr Kind bekommt, ist er ja in der nächsten Zeit nicht mehr im Büro. Er meinte, dass es besser wäre, wenn du dich deshalb direkt um sie kümmerst."

Genervt seufzte ich laut auf. Wir nahmen jedes Jahr einige Praktikanten auf. Diejenigen die ziemlich gut waren, behielten wir. Der Rest musste nach der Praktikumszeit gehen. Trotzdem gab es für niemanden einen Nachteil. Die anderen bekamen eine Empfehlung, wenn sie zu irgendetwas gut waren. Mit dieser Empfehlung schafften sie es trotzdem, einen sehr guten Arbeitsplatz zu bekommen. Wie schon zu Beginn erwähnt, wir waren eine ziemlich anerkannte Firma.

Jacob gab mir die Liste mit den sechs neuen Praktikanten. Kurz warf ich ein Blick darauf. Ein Name stach besonders hervor. Ava Mason. Den Namen zu lesen, brach eine leichte Gänsehaut hervor. Ich kannte diesen Namen doch von irgendwoher?

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Willkommen zu meinem 1. Kapitel. Ich habe geplant, in dieser Geschichte einige Bilder und Gifs in die Geschichte mit einzubauen, damit ihr euch das besser vorstellen könnt.

Gib mir eine Chance, Mate! (Kian & Ava)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt