„Ava? Willst du mir nicht erzählen, was ich getan habe? Womit habe ich dich so verletzt?", fragte ich mit Neugier in meiner Stimme. Unter normalen Umständen hätte ich die Situation nie ausgenutzt. Ich wusste, dass sie nicht klar denken konnte. Wäre sie nüchtern gewesen, würde sie es mir niemals erzählen. Also tat ich das, was ich für diesen Moment für richtig hielt.
„Du hast es wirklich vergessen?", erkundigte sie sich verletzt.
„Ich habe alles versucht um mich daran zu erinnern. Es tut mir wirklich leid. Ich weiß es aber wirklich nicht."
„Du hast mich so schnell vergessen? Hast du überhaupt eine Sekunde an mich gedacht, als ich von der Stadt geflohen bin?"
Ich wollte Ava nie anlügen. Ich wusste nicht, ob ich sie vermisst hatte. Ich konnte mich nicht an sie erinnern. Deshalb schwieg ich. Avas Augen glänzten und sie wirkte verletzter als zuvor. Wie lange konnte mein Herz das bloß mitmachen? Sie so zu sehen, zerstörte mich Stück für Stück. Sie richtete sich auf, damit wir beinahe auf Augenhöhe waren und dann begann sie zu erzählen.
„Wir waren in derselben Schule. Du warst ziemlich beliebt, ich nur ein unsichtbarer Bücherwurm. Ich wollte viel aus meinem Leben machen, weshalb ich keine Zeit für Freunde hatte. Ich war vollkommen allein, aber es machte mir nichts aus. Von dir – dem beliebtesten Schüler der Schule – und deinen Freunden hielt ich so gut wie es ging Abstand. Es funktionierte. Du wusstest nicht, dass ich überhaupt existierte. Die Welt war in meinen Augen gut so wie es gerade war. Bis du mich bemerkt hattest. Du hattest meine Nähe gesucht. Meintest immer, dass ich die schönsten Augen habe. Irgendwann glaubte ich dir. Du hast alles versucht, um mit mir auszugehen. Ich wollte nicht, immerhin warst du beliebt und ich war eben ich. Du warst immer da und warst immer nett zu mir. Ich entwickelte langsam Gefühle für dich und verliebte mich anschließend in dich. Ich gab dir eine Chance. Wir unternahmen viel, verbrachten die meiste Zeit zusammen. Ich war das erste Mal nicht allein. Ich fühlte mich geborgen und geliebt. Dann kam der Abschlussball. Da es dein letztes Jahr war, gingen wir zusammen hin. An diesem Tag habe ich mit dir geschlafen. Es war alles perfekt. Bis zum nächsten Tag. Als ich nämlich aufwachte, warst du weg. Spurlos verschwunden. Du hattest keine Nachricht hinterlassen, nichts. Ich rief dich an, aber dein Handy war ausgeschalten. Ich wusste nicht was los war, ich war gerade erst 16. Ich war noch jung und naiv. Nach dem Wochenende ging ich zur Schule. Ich wurde ausgelacht, beschimpft und beleidigt. Ich ging auf dich zu und stellte dich zur Rede. Du hast mir ins Gesicht gelacht und behauptet, dass ich ein dummes kleines Mädchen wäre. Du würdest dich nie mit eine wie mir abgeben. Ich wäre hässlich und niemand würde sich je in mich verlieben. Du sagtest, dass du die Wette gewonnen hättest. Du hast das kleine, naive Strebermädchen dazu gebracht, sich in dich zu verlieben. Du hast sie entjungfert und jeder hatte es mitbekommen. Mein Herz zerbrach in tausend Teile. Es tat unglaublich weh, Kian. Ich kann seitdem nie wieder jemanden vertrauen. Doch das Schlimmste kam erst später. Ich heulte wochenlang, ich fühlte mich verletzt und gedemütigt. Ich konnte die Schule kaum besuchen, ohne ausgelacht zu werden. Dabei haben die meisten Mädchen dort, mit dir geschlafen. Aber ich war das kleine, dumme naive Mädchen, welches sich in Kian Black verliebt hatte. Ich, eine Außenseiterin. Die niemals eine Chance bei ihm hatte. Irgendwann wurde es so schlimm, dass ich es kaum mehr aushielt. Ich litt an Essstörung und in meinem Leben erschien mir alles farblos. Ich schluckte Tabletten. Viele Tabletten. Ich wollte diesen Schmerz einfach nicht mehr spüren. Dann wachte ich im Krankenhaus auf. Man hatte mir den Magen ausgepumpt. Einen Tag nachdem du achtzehn geworden bist, haben wir uns wieder gesehen. Du warst außer dich. Du meintest, dass du mich liebst. Aber ich habe dir nicht mehr geglaubt. Ich habe dir gesagt, wie sehr ich dich hasse. Wie sehr ich dich verabscheue. Dass ich dich nie wieder sehen möchte. Am gleichen Tag bin ich von der Stadt geflohen."
Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ich wusste nicht, was ich fühlen sollte. Ich hatte sie dermaßen verletzt, dass sie sich das Leben nehmen wollte? Ich hasste mich, nein ich verabscheute mich. Trotzdem gab es den Verdacht, dass sie mich vielleicht in einigen Sachen anlog. Wäre ich 18 gewesen, als ich sie das letzte Mal gesehen hatte, dann hätte ich sie als meine Mate erkannt. Ich hätte sie niemals gehen gelassen. Irgendetwas stimmte an dieser Geschichte nicht, aber gab es einen Grund warum sie mich anlog? Trotzdem hatte ich Mist gebaut, ich hatte sie verletzt. Sie ist meinetwegen zerbrechlich geworden. Ich hatte sie nicht verdient. Vielleicht wäre es besser, wenn ich sie in Ruhe lies. Aber stattdessen nahm ich sie in meine Arme und sagte leise: "Ich werde alles dafür tun, dass du mir verzeihst. Lass mich deine Wunden heilen. Es tut mir leid."
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In dieser überarbeiteten Version, war sie damals nicht schwanger von Kian und hat somit auch das Kind nicht verloren.
Es werden sich demnächst mehrere Dinge verändern. :)
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Gib mir eine Chance, Mate! (Kian & Ava)
LobisomemKian Black - unverschämt gutaussehend, beliebt und kaltherzig. Noch dazu ein Werwolf, der verzweifelt nach seiner Mate sucht. Was passiert, wenn er sie endlich findet und feststellen muss, dass er sie bereits kennt und in der Vergangenheit nicht be...