"Ich weiß, warum du dich nicht an Ava erinnerst!", sagte er monoton.
„Hast du dies erst kürzlich erfahren oder wusstest du den Grund schon von Anfang an?", wollte ich zuerst wissen.
„Ich wusste es von Anfang an!", gab er ehrlich zu.
Wütend stand ich auf und sagte laut: „Du wusstest es und hast mir nie ein Wort darüber erzählt? Wie oft bin ich in den letzten Wochen zu dir gekommen und habe verzweifelt darüber nachgedacht, woher ich Ava kannte? Und dann warst du einfach nur still, obwohl du den Grund dafür kanntest."
„Ava meinte, dass ich sie nach meinem 18. Geburtstag gesehen hatte. Also musste ich sie damals schon als meine Mate erkennen. Was weißt du darüber?"
„Es gab einen Grund, warum ich es dir nicht erzählen durfte. Ich müsste dies eigentlich vor dir verschweigen, weil ich gehofft hatte, dass du und Ava wieder zueinander finden würdet. Aber ich hätte dich fast verloren und ich will, dass du endlich glücklich wirst."
„Nenn mir endlich den Grund!", sagte ich laut. Niemand konnte im Ansatz erahnen, wie wütend ich zu diesem Zeitpunkt war.
„Setz dich zuerst."
Ich gehorchte ihm und starrte meinen eigenen Bruder feindselig an.
„Du bist nicht nur ein gewöhnlicher Werwolf, du bist etwas Besonderes. Allein deine Augen verraten dies. Niemand hat so eine außergewöhnliche Augenfarbe wie du. Unsere Eltern wussten bereits seit deiner Geburt, dass du besonders bist. Dass du bestimmte Gaben hast, die niemand sonst hat. Ich weiß nicht besonders viel darüber, da unsere Eltern kaum ein Wort darüber sprachen. Aber ich kann mich an einen bestimmten Tag genau erinnern. Du warst damals ein kleiner Junge und unser Großvater ist verstorben. Du mochtest ihn sehr und für ihn warst du sein kleiner Liebling."
„Ich erinnere mich nicht an Großvater!", sagte ich leise.
„Ich weiß. Du warst nach seinem Tod ziemlich aufgebracht und nichts und niemand konnte dich aufheitern. Eines Tages bist du nach unten gekommen und warst wieder der fröhlich, gutgelaunte Junge, den wir kannten. Zuerst dachten wir, dass du deine Trauer überspielst aber nach wenigen Tagen haben wir bemerkt, dass du ihn wirklich vergessen hattest. Ihn vergessen wolltest und es irgendwie auch geschafft hast. Dies ist eine der Gaben. Du hast die Fähigkeit zu vergessen, wenn dich etwas verletzt. Deine Gefühle sind viel ausgeprägter als bei uns. Du fühlst...intensiver. Du könntest an deinen Gefühlen zerbrechen, sollten sie...negativ sein. Deshalb waren wir froh über diese Gabe. Du hast diese Fähigkeit verwendet, um Ava zu vergessen."
Ich benötigte eine Weile, um das zu verdauen. Ich stützte meinen Kopf auf meine Hände und sah zu Boden. Ich wusste in diesem Moment einfach nicht, wer ich war. Ich war mit dieser Situation komplett überfordert.
„Wieso haben sie uns verlassen? Meinetwegen?", fragte ich ihn und hob den Kopf.
„Bitte gib dir nicht die Schuld dafür."
„Also meinetwegen."
„Sie waren eben überfordert mit der Situation. Sie wussten nicht, welche Fähigkeiten du besitzt. Sie hatten Angst. Aber sie haben dich über alles geliebt. Du sollst nicht denken, dass es deine Schuld ist. Du kannst überhaupt nichts dafür."
„Weshalb bist du bei mir geblieben?", fragte ich ihn.
„Du bist mein Bruder, meine Familie. Ich würde dich niemals allein lassen. Unsere Eltern waren feige, aber wir brauchen sie nicht. Wir haben uns."
„Niemand weiß es?"
„Nein. Wenn diese Information in falschen Händen gerät, dann wird jeder versuchen, dich zu töten."
„Gibt es eine Möglichkeit, mich wieder an etwas Vergessenes zu erinnern? An Ava?"
„Vermutlich. Als du neun warst, hast du dich wieder an etwas erinnern können. Du hast dich mit dieser Sache erneut beschäftigt und du wolltest dich erinnern. Vielleicht wenn du Zeit mit Ava verbringst und du versuchst die Vergangenheit mit ihr dir ins Gedächtnis zu rufen."
„Du meintest eben, dass du gehofft hast, Ava und ich würden wieder zueinander finden. Ich wäre an ihrer Seite und ich hätte mit Sicherheit versucht, mich zu erinnern. Weshalb hast du es mir dann verschwiegen?"
„Weil du dich wie damals wieder daran erinnert hättest, aber du wüsstest nichts von deiner Gabe."
Überfordert stand ich auf und machte mich auf den Weg nach draußen.
„Wohin willst du?", hörte ich die besorgte Stimme meines Bruders.
Ohne mich umzudrehen antwortete ich entschlossen: „Zu ihr. Ich will die Wahrheit wissen."
(...)
Da sie vor kurzem noch hier gewesen ist, konnte ich ihren Geruch deutlich wahrnehmen und es war ein leichtes Spiel sie zu finden. Riley hatte sie wohl zu ihrer neuen Wohnung gefahren und war selbst nicht mehr hier. Ich konnte nämlich nur ihre Anwesenheit spüren. Ohne zu zögern steuerte ich auf die Tür zu und klingelte. Wenige Sekunden später ertönte ihre engelsgleiche Stimme aus der Sprechanlage.
„Ja?"
„Ava, ich muss mit dir reden."
Stille.
„Mach bitte die Tür auf."
Ich hörte das Geräusch, als sie die Tür entsperrte und ich direkt nach oben zu ihrer Wohnungstür lief. Sie wartet schon vor der Tür auf mich und am liebsten, wäre ich ihr um den Hals gefallen.
„Worum geht es?", fragte sie mich, als wir ihre Wohnung betraten.
Ich atmete tief ein, ehe ich meine Hände um ihre Wangen legte und sie zu mir hinzog. Meine Lippen berührten endlich ihre und eine Gänsehaut überfuhr mich. Ich wusste nicht, ob ihre Nähe und der Kuss zwischen uns ausreichen würde, dass ich mich endlich an sie erinnerte.
Die Anspannung fiel und ich spürte auch, dass dieses Gefühl vertraut war. Als hätte mich der Blitz getroffen, taumelte ich einige Schritte zurück. Ava sah mich schockiert und wütend an, jedoch wurde ihr Blick besorgter und sie kam schnell auf mich zu.
„Kian, alles in Ordnung mit dir? Du bist plötzlich so blass. Kian, verdammt deine Augen."
Alles drehte sich und ich sah so viele Bilder vor mir. Im Unterbewusstsein hörte ich Avas Stimme. Sie schrie nun meinen Namen, aber ich konnte nichts machen. Plötzlich wurde mir schwarz vor Augen und die Vergangenheit holte mich ein.
_____________
Die nächsten Kapitel finden in der Vergangenheit statt. Nun werdet ihr endlich erfahren, was genau passiert ist. Ich hoffe, ihr freut euch darauf.
Love ya! ❤️
DU LIEST GERADE
Gib mir eine Chance, Mate! (Kian & Ava)
WerewolfKian Black - unverschämt gutaussehend, beliebt und kaltherzig. Noch dazu ein Werwolf, der verzweifelt nach seiner Mate sucht. Was passiert, wenn er sie endlich findet und feststellen muss, dass er sie bereits kennt und in der Vergangenheit nicht be...