Kapitel 4

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Es war eine Rechnung, der andere Briefumschlag war halb gelb, musste also schon etwas älter sein. Anja drehte den Brief um, geschockt sah sie das Papier an. Des war tatsächlich ihr Brief, den sie ihm damals geschrieben hatte, kurz bevor sie zusammen gekommen sind. Doch fraglich warum er damit herumläuft. Benommen steht sie jetzt auf, nimmt seine Schlüssel und fährt ins alte Haus. Bereits im Flur kommen etliche Erinnerungen hoch. Alles riecht und erinnert an ihn. Auch an die gemeinsame Zeit, in und vor der Ehe. Im Schlafzimmer geht sie zum Kleiderschrank, holt einen seiner Pullover raus, zieht ihn sich über und legt sich in sein Bett. Der Geruch von Frieden, Geborgenheit, Liebe und Hoffnung durchflutet ihren Körper. Erschöpft von all den vergangenen Stunden, schlief sie ein. Geweckt wurde sie von einer ungewöhnlichen Kälte. Die Vorhänge wehen ins Schlafzimmer, jemand hatte das Fenster geöffnet. Ein Mann stand am Fenster und sah hinaus in den Garten. Sie rieb ihre Augen und starrte regelrecht in die Richtung des Mannes. Dieser drehte seinen Kopf langsam in ihre Richtung. Blau, schoss es ihr durch den Kopf. Schnell lief sie auf ihn zu.,, Du lebst“ stieß sie hervor. Er sagte nichts, dafür lag ein kleines kaum erkennbares Lächeln auf seinem Gesicht. Langsam legte er seine Arme um ihren Körper, ihr Kopf ruhte ganz automatisch auf seiner Brust. Nach wenigen Minuten hauchte er,, Und du bist wieder da, muss ich tatsächlich erst sterben damit wir uns versöhnen können“ Traurig schaut sie ihn an. Ein tiefer Seufzer kommt über ihre Lippen. Wieder weht der Wind durch den Raum.,, Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir uns schon vor Jahren versöhnen können“ meinte sie irgendwann in die Stille. Wieder lächelt er nur. Zieht sie noch enger an sich heran und haucht,, Ich habe dich doch immer noch lieb“. Der Wind nahm immer mehr zu, auch die Vorhänge wehen immer mehr hin und her. Da schreckt sie hoch. Es war nur ein Traum, er war gar nicht hier. Dabei fühlte sich dieser Moment so echt an. Benommen stand sie auf, das Fenster war geschlossen, draußen ging nicht mal ein winziger Windhauch. Zurück in der Realität angekommen, sank sie wieder mal zu Boden. Seinen Pullover trug sie immer noch, selbst als sie das Haus bereits verlassen hatte. Ihr Handy hatte geklingelt, Hansi wollte das sie zur Pathologie kommt. Es gibt einiges was sie regeln müssten. Einen Moment blieb sie noch im Auto sitzen, schaute in den Spiegel. Sie sah ihn wie er auf der Rückbank saß und ein unzufriedenes Gesicht machte. Dabei musste sie schlucken, was würde sie nur dafür geben, Noch einmal dieses Gesicht sehen zu können. Seine Stimme zu hören. Doch sie schüttelte den Kopf, sie musste jetzt einfach ruhig bleiben. Ein letzter Blick in den Spiegel, kurz die Haare zurecht gelegt und sie stieg aus. Frische Luft stieß durch ihr Lungen. Beim betreten des Krankenhauses stieg ihr wie jeden Tag, der Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase. Wieder lief sie durch die Flure, vor der Pathologie blieb sie stehen. Atmet nochmals tief ein und betritt den Raum. Hansi kam auf sie zu.,, Anja da bist du ja endlich, ist alles gut bei dir?“ Geschockt sah sie ihn an, meinte er diese Frage grade wirklich Ernst? Einen kurzen Moment brauchte sie um ihre Fassung wieder zu erlangen.,, Ist das dein Ernst Hans? Der Franz ist Tod und du fragst mich allen Ernstes ob es mir gut geht?!“ Dabei schrie sie mehr als das sie ruhig blieb. Ihr kam auf einmal wieder ein Satz in den Kopf, den er vor einigen Jahren mal gesagt hatte. [So ein bisschen Gegenwind haut dich doch nicht um] Sie hatte der Wind wirklich nicht umgehauen, aber ihn. Wieder lief eine kleine Träne über ihr Gesicht. Hansi der ein schlechtes Gewissen hatte, stand Hilflos im Raum.

Die Zeit läuft gegen Uns Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt