Die Zeit läuft gegen Uns

Kapitel 15

Er war ziemlich genervt von allem, sie hingegen war Tiefenentspannt. Tatsächlich fühlte sie sich das erste Mal seid Wochen wieder gut. Lange hielt dieses Gefühl nur leider nicht an. Kaum zwei Stunden nach der Sitzung, litt sie unter richtig heftigen Kopfschmerzen und Nasenbluten. Er kümmerte sich liebevoll um sie. Bereitete einen Tee zu und kuschelte sich mit ihr aufs Sofa. Dabei hielt er sie einfach im Arm und ließ sie schlafen. Auch wenn ihr seine Nähe wirklich gut tat, war ihr Schlaf unruhig. Ihre Atmung wurde unkontrolliert und sie bekam schlecht Luft. Weshalb sie hochschreckte und einen leichten Hustenanfall bekam. Tränen schossen ihr in die Augen. Er sah sie mitleidig an. So gerne würde er ihr all diese Lasten abnehmen. Doch leichter gesagt als getan. Das Schicksal lief gegen die Beiden und das eigentlich von dem Tag an wo sie geheiratet haben. Zeit glitt durch ihre Hände, schneller als es ihnen lieb ist. Sie verloren wieder die Kontrolle, dieses Mal nicht über ihre Gefühle sondern über die Krankheit, welche eigentlich keine war. Nur die Auswirkungen machten sie Krank und kaputt. Jeder Tag war ein Kampf, mit sich selber und ihrem Körper. So oft schon wollte sie aufgeben, doch er gab ihr den nötigen Glauben an das Leben zu denken welches sie einmal hatten. Ihr Ziel war es, auch wieder in die Normalität zurückkehren zu können. Aber leider alles andere als einfach, dieser Weg war so lang und beschwerlich. Das Nervensystem ist schließlich auch nicht so einfach zu kontrollieren, wenn es dann noch beschädigt ist. Was soll man da noch machen? Abgesehen davon das sie sich jetzt wie eine Dauerkranke fühlte war auch nicht viel verbessert worden. Die Medikamente hielten die größten Probleme erstmal zurück, trotzdem litt sie unter Migräne, Übelkeit, zwischendurch Zitternden Händen, unkontrollierte Emotionen, Nasenbluten und Schwächeanfällen. Sie würde es zwar nicht zugeben, aber durch all das machte sich in ihr eine unangenehme Leere breit. Wenn sie nicht darüber spricht, wird diese Leere sie eines Tages verschlingen. Er Strich ihr grade über den Rücken, sie hatte sich ein bekommen. Die Atmung war wieder relativ gleichmäßig.,, Können wir eine Runde nach draußen gehen?" mit leicht geröteten Augen sah sie ihn an. Er nickte und legte eine Hand an ihre Wange. Kurz schloss sie die Augen.,, Natürlich können wir raus, ich hole nur eben zwei Jacken" Damit stand er auf und lief nach oben. Sie stand auch auf und lief ins Bad. Im Badezimmer sah sie sich im Spiegel. Eine kleine Blutigespur klebte an ihrem Kinn. Mit ein bisschen Wasser wischte sie diese Spur weg. Erschöpft blickte sie drein. Lustlos und ohne Antrieb lebte sie mittlerweile vor sich hin, aber sie kämpft dagegen an. Kurz darauf stand sie mit ihm am Deich. Kühler Wind pfiff um sie und einige Möwen kreisen am Himmel. In der Ferne sieht man zwei Boote aufs Meer hinaus fahren. Sie Griff nach seiner Hand und zog in mit sich. Richtung Watt. Der Schlick spritzte, als sie durch diesen rannten. Auf beiden Gesichtern lag ein sehr zufriedenes Grinsen. Irgendwann blieben sie völlig außer Atem stehen und strahlten sich an. Ihre Augen sprühen nur so voller Freude und Liebe. Lange schauen sie sich an, blau trifft braun. Seine Arme legen sich um ihre Hüfte und ziehen sie ganz nah an ihn. Ein letzter Blick in die Augen des anderen und die beiden kommen sich näher, so nah bis sich ihre Lippen berühren. Wenn man Emotionen sichtbar machen könnte, würde wahrscheinlich grade ein Feuerwerk neben ihnen Explodieren. Ihre Hände lagen mittlerweile in seinem Nacken. Als sie von den Lippen des anderen abließen, legte er seine Stirn sanft gegen ihre. Immer noch strahlen beide um die Wette. Die letzten Wochen waren solche Momente gar nicht bis sehr selten gewesen. Viel zu viel hatten sie die Krankheit ihr Leben bestimmen lassen. Jetzt grade gab es kein zerstörtes Nervensystem, nur ein Paar welches sich schon immer geliebt hatte.