Kapitel 5

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Sie legte völlig aufgewühlt ihre Tasche ab, schnappte sich die Nötigen Unterlagen und setzte sich an den Schreibtisch. Noch nie war es ihr so schwer gefallen. Mitleidig sah Hansi ihr zu, er hatte beschlossen zu schweigen. Weil egal was er auch gesagt hätte, es wäre Falsch angekommen. Nach einiger Zeit sah, sie ihn an.,, Weißt du ob er irgendeinen Wunsch hatte?“ Er hob abwehrend die Hände.,, Nein, ihr wart doch verheiratet, mit mir hat er doch so gut wie nie etwas Privates geteilt. Wenn jemand also weiß, was und wie er es gewollt hätte, dann du Anja“ Geknickt sah sie zu Boden. Über das Thema Tod haben sie damals nie gesprochen, warum auch. Wahrscheinlich hätte er es aber eher steril haben wollen. Keine große Trauerfeier, nur die engsten Angehörigen, wenig Aufwand. Nachdem sie das nötigste geregelt haben, fuhr sie nach Hause. Noch nie war es so Still in ihrer Wohnung gewesen. Ihre Gedanken kreisen immer wieder um ihn. Ziemlich niedergeschlagen lief sie in die Küche, holte eine der Weinflaschen hervor, öffnete diese und lief damit ins Wohnzimmer. Der Alkohol brannte in ihrem Hals. Ihr wurde leicht schwindlig, es war alles zu viel. Je mehr Alkohol sie getrunken hatte, desto weniger konnte sie ihn vergessen. Immer wieder sah sie ihn vor sich. Aus dem anfänglichen traurig sein, hatte sich ein Wasserfall an Gefühlen entwickelt. Ihre Traurigkeit schwangt durch den Alkohol in Wut um. Sauer wirft sie die leere Flasche durch den Raum. Scherben fliegen durch die Gegend. Kurz darauf ertönt ein Dumpfer Schrei.,, Warum?!“ sie schlägt gegen eine der Wände. Immer wieder,, Warum er?!“ Immer heftiger und intensiver wurden diese Schläge. Zuletzt lehnte sie ihre Stirn gegen die Wand und ließ einfach alles raus. Ihr Körper bebte, die Luft war knapp und die Tränen waren nicht aufzuhalten. Wieder sah sie ihn [Hey, Anja, höre auf zu weinen, du bist eine Starke Frau] dabei legte er zwei Finger unter ihr Kinn und wieder sah sie seine Augen vor sich. Dieses Blau, welches ihr Herz traf. [Du schaffst es auch ohne mich] Sie schüttelte den Kopf,, Nein, Franz ich brauche Dich hier, ich kann das nicht ohne dich“ Kurz schloss sie ihre Augen, die vom weinen leicht brannten. Beim Öffnen war er fort, logisch er war ja eigentlich auch nie da gewesen. Ihr Blick ging durchs Zimmer, blieb an den Scherben hängen, mit letzter Kraft erhob sie sich vom Boden, sammelte die Scherben auf. Bei der aller letzten Schnitt sie sich, warmes Blut lief über ihre Fingerspitzen und tropfte auf den Boden. Dem einem Tropfen folgten relativ schnell mehrere. Eine kleine Pfütze bildete sich am Boden. In ihr machte sich ein Gefühl von Schmerz breit, aber eine andere Art Schmerz. Die Art Schmerz, die ihr zeigt das sie am Leben ist. Den Schmerz den man nicht einmal in Worte fassen kann da er so weh tut. Sie wischt das Blut weg, zieht sich eine Jacke an und geht raus. Frische kalte Luft steigt in ihre Lungen, gibt ihr das Gefühl kurz von allem erlöst zu werden. Genießerisch schließt sie ihre Augen, breitet ihre Hände aus und beginnt sich zu drehen. Staller der nach ihr schauen wollte, sieht sie wie sie sich grade im Kreis dreht und dabei weint. Schnell läuft er zu ihr und zieht sie in eine Umarmung.,, Shhhh alles wird gut, wir werden das schaffen“ Das wollte sie aber gar nicht. Nichts sollte mehr gut werden, da niemand ihren Franz ersetzen wird.,, Let me go“ Staller sah sie verwirrt an, Englisch sprach Anja nie. Nicht einmal wenn es um Fachbegriffe ging. Er rüttelt sie,, Anja, höre mir jetzt genau zu, du wirst nicht gehen. Das hätte der Hubsi niemals gewollt“ Doch da stieß er nur auf eine harte Wand, keine Reaktion. Nicht eine winzige Emotion kam über ihre Lippen. Kühl sah sie in eine andere Richtung.,, Hast du das verstanden Anja?“ Wieder keine Antwort, in ihr Arbeitete es. Wie erklärt man jemanden, was man fühlt, wenn man es selber nicht mal beschreiben kann?

Die Zeit läuft gegen Uns Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt