Ich stützte meine Stirn auf meiner Hand ab.
Ich durfte jetzt nicht weinen. Mir war klar, dass er Connor gemeint hatte, doch es jetzt aus seinem Mund zu hören brachte mich fast um.
Die nächste halbe Stunde sagte niemand von und ein Wort. Wir aßen nur still zusammen.
Dann wurden die drei jedoch ein wenig unruhig und auch die anderen im Speisesaal schienen immer nervöser zu werden.
„Was ist denn los?", fragte ich verwirrt.
Nate und Faith warfen sich einen Blick zu.
„Das wirst du gleich erfahren.", antwortete Faith und die beiden standen auf. Sie gingen in die Mitte des Speisesaals und baten um Aufmerksamkeit.
Ich sah Jessy fragend an, doch sie zuckte nur mit den Schultern.
„Wie ihr alle wisst, ist vor einem Jahr etwas ziemlich schlimmes passiert.", fing Nate laut an zu reden, damit es jeder hören konnte. „Ein Mädchen, das auf diese Schule ging, hatte vor unserer Schule einen schweren Autounfall. Für sie wollen wir jetzt eine Schweigeminute einlegen."
Es wurde auf einmal ganz still im Raum. Die Leute schienen förmlich den Atem angehalten zu haben, so leise war es.
Der Großteil sah bedächtig auf den Boden.
Ich suchte den Raum nach Bridget ab. Sie saß bei Tracy am Tisch und ich sah selbst aus dieser Entfernung, dass ihr eine Träne über das Gesicht floss. Wegen mir.
Ich bemerkte, wie sie mit etwas an ihrem Hals herumspielte. Es war eine Halskette. Meine ehemalige Lieblingshalskette um genau zu sein. Ich hatte sie auch an meinem Todestag an.
Bridget wollte sie früher immer haben. Sie fand die Kette so schön, aber ich gab sie ihr nie.
Die Kette hatte ich zu meinem zehnten Geburtstag von meiner Großmutter bekommen.
Die Kette war aus echtem Gold und der Anhänger war ein kleiner Schlüssel. Der Schlüssel sperrte eine Schatzbox, die ich dazu bekam. Ich gab Zettel hinein, auf die ich Sachen schrieb, wie ein Tagebuch.
„Wir beide kannten Liv nicht besonders gut, aber ich stehe zwei Personen, denen sie sehr wichtig war sehr nahe. Ich habe ihnen geholfen über den Schmerz hinwegzukommen und weiter zu leben. Liv hat es nicht verdient zu sterben. Wir wollen nicht, dass so etwas noch einmal passiert. Wir wollen die Straßenregeln jedem begreifbar machen." sagte Nate nach einer gewissen Zeit.
„Der Tod von Liv kam nicht komplett überraschend, aber auch nicht voraussehbar. Wir wollen euch aufrufen auf eure Mitmenschen und auf die Menschen die euch am Herzen liegen aufzupassen und beim Fahren gut aufzupassen. Danke für diese Schweigeminute. Noch einen schönen Tag euch allen.", beendete Jessy die Ansprache und die beiden kamen wieder an den Tisch zurück.
Perplex beobachtete ich wie sie herkamen. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Ich kannte sie früher nicht und jetzt machen sie so eine Ansprache. Sie sprachen über mich als wäre ich ein Engel gewesen, obwohl ich das Gegenteil war.
„Gehen wir aufs Zimmer?", fragte Faith mich als sie bei uns waren.
Ich nickte abwesend und ging mit ihr. Jessy ging einen Teil des Weges mit, doch dann verabschiedete sie sich. Nate beschloss mit uns aufs Zimmer zu gehen und noch ein wenig bei uns abzuhängen.
„Ihr... ihr seid solche guten Menschen.", sagte ich in die betretene Stille.
Ihr seid solche guten Menschen? Das war alles was mir dazu einfiel? Ich wollte so viel mehr sagen, doch ich konnte meine Gefühle einfach nicht in Worte fassen. Das konnte ich noch nie. Allerdings musste ich das auch nie. Es hat niemanden interessiert, wie ich mich gefühlt habe. Außer vielleicht Connor und Bridget, aber denen wollte ich keine Last sein. Er war immer für mich da, hat sich immer um mich gekümmert, aber ich war undankbar.
„Ja, Faith ist das, da hast du Recht, aber ich nicht.", murmelte Nate verspätet.
Ich brauchte ein paar Minuten um zu realisieren, was er gesagt hatte. Was hatte er getan? Was hatte er erlebt?
Ich sah wie Faith leicht den Kopf schüttelte. „Sag sowas nicht. Wir wissen beide, wie viel Gutes du getan hast."
„Aber nicht genug, um das zu vergessen, was ich Schlechtes getan habe."
Dann war es wieder still. Heute war anscheinend kein guter Tag für niemanden. Ich wolle Nate helfen. Ich wusste jetzt, dass ihm etwas sehr zu schaffen macht.
Als wir bei unserem Zimmer waren verabschiedete sich Nate doch. Er meinte zwar, er wolle noch zu Bridget gehen, doch mir war klar, dass er auch nicht weiter darüber reden wollte.
Faith zog den Zimmerschlüssel hervor und sperrte auf. Mit schnellen Schritten durchquerte sie das Zimmer und ließ sich mit dem Bauch auf ihr Bett fallen. Sie achtete zwar darauf, ihre Schuhe nicht auf das Bett zu legen, doch die Schuhe schienen das kleinste Problem zu sein. Langsam ging ich zwei Schritte ins Zimmer, schloss leise die Tür und zog die Schuhe aus. Da hörte ich gedämpfte Schluchzer aus Faiths Richtung.
Ich ging zu ihr und legte ihr beruhigend eine Hand auf den Rücken.
„Faith ist alles gut? Was ist passiert? Macht dich das mit Nate traurig?", flüsterte ich besorgt. Sie schüttelte nur den Kopf und ich wusste, sie wollte in Ruhe gelassen werden.
Mit Schwung warf ich mich ebenfalls auf mein Bett und spürte wie mir auch schon die Tränen kamen. Meine Augen brannten und kurz darauf konnte ich nur noch verschwommen sehen.
Ich weinte über Connor, Bridget, über meinen Tod, über mein dummes Verhalten. Über alles.
Ich warf mir selbst so viele Dinge vor. In meinem Kopf machte ich eine Liste, was ich um was ich mich in den Wochen meines neuen Lebens kümmern musste.
Mir wurde klar, dass ich mich auch äußerlich verändern wollte. Ich wollte einfach anders sein.
An diesem Tag weinte ich mich in den Schlaf.
***
Das auf dem Bild ist so in etwa Connor
Danke fürs lesen ^^
Lg Gweniii

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See you later, death
Teen FictionNachdem Liv bei einem Autounfall gestorben ist, kann sie ein Jahr später als Brooke für zwei Monate zurück auf die Erde um ihren letzten Wunsch zu erfüllen: Dass es ihrem besten Freund gut geht. Sie versucht wieder an ihn heranzukommen um herauszuf...