Kapitel 27

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Ich blendete absolut alles andere in meiner Umgebung aus und fokussierte mich nur noch auf Connor. Immer und immer wieder schrie ich aus vollem Hals seinen Namen, doch erst nach ein paar Mal reagierte er endlich. Er drehte sich um, sah mich und gerade als ich schreien wollte, dass er sich nicht rühren solle, weiteten sich seine Augen und ich nahm auf meiner linken Seite ein grelles Licht wahr.

Connor schrie, ich drehte mich erschrocken auf die Seite versuchte noch auszuweichen, doch es war zu spät. Das Auto rammte mich, ich schloss die Augen und dann spürte ich einfach nichts mehr.

Obwohl ich innerlich etliche panische Gedanken hatte wurde ich ruhig.

Kann ich überhaupt noch einmal sterben? Wenn ja, habe ich dann meine zweite Chance vertan und kann Connor und die anderen nie wiedersehen? Werde ich jemals wieder Connor riechen, ihn in die Arme nehmen oder Witze bringen, die kein anderer außer uns beiden versteht? Werde ich nie wieder meine Schwester kitzeln können, wenn sie frech war, ernste Gespräche mit ihr führen ohne Hemmungen oder einfach nur mit ihr lachen?

Entgegen meiner Erwartung, unglaubliche Schmerzen zu spüren oder sogar tot zu sein, spürte ich nur einen nicht schmerzvollen Aufprall mit der Straße. Mir tat nichts weh.

Ich spürte wie sich jemand über mich beugte. Ich öffnete meine Augen, in dem Gedanke Connor wäre über mir, doch es war Nate und anstatt, dass er mich unendlich besorgt ansah, sah er zwar erschrocken aus, aber auch Ungläubig.

Bevor ich fragen konnte, was passiert war, hob er mich hoch, als wäre ich leicht wie eine Feder und rannte mit mir in seinen Armen in die Richtung der Schule.

Ich konnte Connors besorgte Rufe und seine schnellen Schritte hinter uns hören, doch Nate schien ihn einfach zu ignorieren.

Dann waren wir endlich beim Eingang und anstatt hineinzugehen, zögerte der Junge in dessen Armen ich lag und rief zu Connor: „Ich bring sie ins nächste Krankenhaus!"

Als dieser den Mund öffnen wollte um etwas zu erwidern, fügte Nate hinzu: „Du gehst hinein und versuchst die anderen zu beruhigen."

Connor schien nicht zufrieden damit, doch er hörte trotzdem auf ihn und verschwand im Hof.

Nate lief mit mir bis zur nächsten Ecke, bog ein, wurde dann jedoch langsamer und setzte mich schließlich ab.

Erwartungsvoll sahen wir uns gegenseitig an, doch keiner schien das Wort ergreifen zu wollen.

„Was ist los Nate?", fragte ich nach einer gefühlten Ewigkeit.

Er sah auf und stammelte verwirrt: „Du... also bist du... du bist nicht verletzt und deswegen wollte ich... naja weißt du... ich habe diesen Verdacht... aber ich weiß nicht... das kann nicht... wie geht das? Ich wusste nicht..."

Er wurde immer leiser und schien dann nur noch mit sich selbst zu reden.

„Was denkst du, Nate?", hackte ich nach.

Ich hatte einen Verdacht, doch es konnte einfach nicht wahr sein.

„Brooke, bist du tot?", sprudelte es nach einem Moment aus ihm.

Ich erstarrte. Das war doch gut oder? Wenn es jemand wusste, dann konnte er mir irgendwie helfen. Aber warum stellt er so eine Frage? Niemand würde an so etwas glauben.

Zögerlich nickte ich und ließ Nate nicht aus den Augen.

„Wie?", war das Einzige, was er sagte und so fing ich an alles zu erzählen.

„... und jetzt bin ich hier. Aber woher wusstest du es?", beendete ich meine Erzählung.

Ich sah, dass er schwer schluckte. „Ich war auch tot, aber es ist oder war anders als bei dir. Ich bin ebenfalls bei einem Autounfall gestorben und mein kleiner Bruder war mit mir in dem Auto. Am Steuer saß ich, was natürlich unglaublich dumm war, doch ich war damals anders. Und als ich gefragt wurde, was mein letzter Wunsch sei, dachte ich nicht an meinen Bruder, sondern nur an mich und wünschte mir, wieder leben zu können."

Er machte eine kurze Pause und atmete laut aus. „Das konnte ich dann auch, aber dafür musste mein Bruder sterben. Es hieß ich hatte unglaubliches Glück überlebt zu haben und mein Bruder sei leider bei dem Unfall gestorben. Meine Eltern waren so wütend, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Ich war der große Bruder, fuhr Minderjährig mit dem Auto und dann auch noch mit meinem Bruder. Natürlich machten sie mich für seinen Tod verantwortlich. Ash war immer schon ihr Lieblingskind."

Ich sah, wie seine Augen glasig wurden. „Die nächsten Jahre waren unmöglich für mich. Ich war an dem Tod meines Bruders Schuld, niemand leugnete das und ich konnte nichts mehr dagegen tun. Hätte ich etwas dagegen machen können, wäre ich schon lange nicht mehr hier. In dieser Zeit änderte ich mich und wurde zu dem Menschen, der ich jetzt bin."

***

Hehe ein kleiner Plottwist :p xD

Lg Gwen

See you later, deathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt