Kapitel 10

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Erst als ich dreimal immer lauter ihren Namen gesagt hatte, zuckte Jessy zusammen und sah mich erschrocken an. „Erschreck mich doch nicht so!", sagte sie vorwurfsvoll, während sie sich theatralisch eine Hand auf die Brust legte.

Sie hängte ihre Kopfhörer um ihren Hals und legte ihr Handy neben sich. „Was ist los?", fragte sie dann skeptisch und musterte mich eingehend.

„Ich will mir die Haare färben.", sagte ich so fröhlich und so optimistisch wie ich konnte.

Ein paar Sekunden war es still bis Jessy eine Augenbraue hochzog. „Und du kommst zu mir, weil... ich auch gefärbte Haare habe?"

Zögernd nickte ich.

Was hatte ich mir eigentlich wirklich gedacht? Jessy war wahrscheinlich irgendwo zu einem Frisör gegangen und hatte sich ihre Haare färben lassen. Also was zur Hölle erwartete ich mir von ihr? Was zur Hölle tat ich hier?

Als wieder eine Stille entstand, murmelte ich eine leise Entschuldigung und wollte wieder gehen, doch Jessy hielt mich am Arm fest.

„Warte. Ich weiß nicht warum du hergekommen bist, oder was du von mir wolltest, aber ich kann Haare färben. Ich habe meine auch selber gefärbt und habe auch noch Haarfarbe da. Also wenn du möchtest kann ich sie dir färben."

Sie lächelte mich unsicher an und ich erwiderte es mit einem breiten Strahlen.

„Das wäre super!", rief ich vor Freude aus, und kassierte mir damit einen schrägen Blick von Jason und Zoey ein.

Eine Stunde später saß ich, mit der Farbe auf meinen Kopf, neben Jessy und plauderte mit ihr, da die Farbe einwirken musste. Wir hatte uns dazu entschieden meine Haare violett und zu den Spitzen hin heller zu färben.

Nach einer weiteren Stunde, hatten wir die Haare auch schon ausgewaschen und Jessy föhnte meine Haare behutsam.

Als sie endlich fertig getrocknet waren und ich sie zum ersten Mal wirklich sah, blieb mir der Mund offenstehen. Sie waren wunderschön geworden.

Ich sah durch den Spiegel zu Jessy, deren stolzen Blick ich begegnete.

„Es ist wunderschön geworden.", stellte ich laut fest, mit einem dümmlichen Grinsen im Gesicht.

„Danke.", sagte Jessy fast etwas schüchtern.

Ich fiel ihr um den Hals und bedankte mich mehrfach.

Die neue Haarfarbe bedeutete für mich einen Neustart. Sie bedeutete, dass ich endlich alles richtig machen konnte. Dass ich mich ändern konnte.

„Wie spät ist es eigentlich schon wieder?", murmelte Jessy und ging zu ihrem Bett, um ihr Handy zu holen. „Oh Gott! Wir kommen zu spät zum Essen!", rief sie aus.

„Mist", stimmte ich ihr zu.

Wir räumten schnell grob auf und liefen dann lachend zum Speisesaal.

Als wir endlich unser Essen hatten, waren nur noch 15 Minuten Zeit, bis die Cafeteria schloss.

Wir bekamen sofort unser Essen, da sich normalerweise niemand mehr um diese Zeit Essen holte. Als wir zu unserem üblichen Tisch gingen, saßen nur noch Nate und, zu meiner Überraschung, Connor da.

Jessy begrüßte die beiden überschwänglich, doch besonders Connor starrte nur mich an. Ich dachte am Anfang es wäre nur wegen der Haare. Dann erinnerte ich mich allerdings an unsere letzte Begegnung bei meinem Erinnerungsplatz. Wie er mich so zerbrochen gefunden hatte.

Bevor ich reagieren konnte, fand ich mich in einer Umarmung von Nate wieder.

Als ich mich wieder von ihm löste, legte er seine Hände auf meine Schultern und betrachtete mich eingehend.

„Die Haarfarbe steht dir.", meinte er schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit.

Ich lächelte schüchtern und Nate strahlte zurück.

Bevor ich etwas dagegen tun konnte schweifte mein Blick zu Connor ab. Er sah nicht besonders glücklich aus.

Bevor ich meinen Blick wieder von ihm abwenden konnte, hatte Nate ihn auch schon bemerkt.

Er warf Connor einen vorwurfsvollen Blick zu, der ihn dazu animieren sollte mich zu umarmen. Ich wusste, dass Nate es nur gut meinte, doch natürlich konnte er nicht wissen, was wirklich in meinem Kopf vor sich ging. Er konnte nicht wissen wie sehr ich meinen Connor vermisste. Ich sah ihn zwar oft, doch ich wollte mit ihm reden. Wirklich reden. Ich wollte ihn umarmen so oft und so lange ich will. Allerdings war das nicht möglich.

Connor stand wie in Zeitlupe auf und kam zu mir, nachdem Nate ihn eine gefühlte Ewigkeit angestarrt hatte.

Ich sah wie verkrampft er war. Es versetzte mir einen Stich ins Herz zu wissen, dass er mich nicht umarmen wollte, obwohl ich genau wusste, wie unnötig das war, da er nicht wusste wer ich war. Dennoch tat es einfach unglaublich weh und ich konnte nichts dagegen tun.

Als er mich gezwungenermaßen umarmte, roch ich wieder seinen unglaublich vertrauten Geruch. Ich hätte ihn fast festhalten, sobald er mich wieder viel zu früh loslassen wollte, doch ich riss mich zusammen.

See you later, deathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt