Kapitel 14

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Unschlüssig stand ich mal wieder am Hof und wusste nichts mit mir anzufangen. Ich raufte mir die Haare und entschied mich schließlich spazieren zu gehen. Langsam ging ich auf das Schultor zu und versuchte mit aller Macht negative Gedanken zu verdrängen.

Es klappte nicht besonders gut, doch wenigstens musste ich nicht weinen.

Als ich beim Tor war blieb ich stehen und sah mich um. Da sah ich wieder die Erinnerungsstätte, die für mich errichtet worden war. Mit schnellen Schritten ging ich zu ihr hin und sah sie mir zum ersten Mal genauer an.

Es standen ein paar Kerzen dort die ein wenig abgebrannt waren. Außerdem lagen viele Bilder von mir dort. Dann entdeckte ich etwas, was meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog.

Mein ehemaliges Lieblingskuscheltier lugte verdreckt zwischen den Kerzen und Bildern hervor. Ich hatte es als ich dreizehn Jahre alt geworden war meiner kleinen Schwester geschenkt, da sie Jahrelang darum gebettelt hatte. Bridget schien es als Andenken an mich hierhin gelegt zu haben.

Ich starrte noch weitere Minuten auf die ganzen Erinnerungsstücke. Auf den Bildern war teilweise auch meine Familie mit mir darauf und eines mit mir und Connor. Normalerweise würde ich bei den Erinnerungen weinen, doch jetzt kamen die Tränen nicht.

Ich weiß nicht wie lange ich wie angewurzelt dort stand, doch es war ziemlich lange.

Innerlich kämpfte ich mit mir, da ich nicht die ganze Nacht hierbleiben konnte aber auch nicht zurück ins Internat wollte. Ich konnte jetzt einfach nicht mit Faiths Freundlichkeit umgehen, auch wenn sie vielleicht echt war, und ich wollte nicht heute und auch nicht morgen auf Connor, Nate oder sonst wen treffen.

Dann fiel mir endlich ein Platz ein zu dem ich gehen konnte, wo ich früher auch übernachtet hatte. Mir war klar, dass morgen Dienstag war und somit Schule, doch es war mir schlicht und einfach egal.

Wie ferngesteuert ging ich zur nächsten Bushaltestelle, die fünf Minuten Fußmarsch entfernt war. Die Zeit zog nur so an mir vorbei und ich musste einige Male umsteigen bis ich endlich bei meinem Ziel war.

Ich stand vor einem Einfamilienhaus, in dem ich früher häufig war. Die dreistündige Fahrt hatte mich sehr erschöpft. Deshalb betrachtete ich das Haus in der Hoffnung, Connors Eltern wären mal wieder auf Geschäftsreise.

Bingo.

Tatsächlich war kein Licht im Haus an und die Vorhänge waren zugezogen, wie die Familie es immer gemacht hatte, wenn Connor im Internat war und seine Eltern auf Geschäftsreise.

Da die Gartentüre kein Schloss besaß, konnte ich einfach den Riegel auf die Seite schieben und in den Garten gehen.

In dem Moment war mir egal, dass mich die Nachbarn hätten sehen können, obwohl mir bewusst war, wie ich aussehen musste.

Erschöpft ließ ich mich auf die Stiegen sinken, die zur Haustüre führten. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, da ich mein Handy im Internat gelassen hatte. Alles was ich dabei hatte war Geld, dass ich zum Glück eingesteckt gehabt habe, um nicht schwarzfahren zu müssen.

Meine Gedanken schweiften ab und ich ließ meinen Kopf auf die höchste Stufe sinken, um in die Sterne sehen zu können.

Was tat ich hier eigentlich? Ich war auf der Erde um Connor zu helfen, doch stattdessen lag ich auf den Stiegen seiner Veranda. Zu meiner Verteidigung musste ich sagen, dass Connor mich nicht an sich heranließ. Obwohl ich so lange mit ihm befreundet war, wusste ich nicht, wie man an ihn herankam. Erbärmlich.

See you later, deathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt