77. Pleite ~Teil 2 (Derek)

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D E R E K

Ich fasse es nicht. Ich befinde mich hier in einem absteiger Viertel. Und hier soll er wohnen? Ich sehe mich um. Es ist nicht wirklich viel zu sehen. Alte Wohnhäuser und eine durchlöcherte Straße. Keine Ahnung, wie viele Löcher diese Straße hat, aber irgendwie bin ich doch ganz froh, dass ich meinen teuren Wagen zuhause gelassen habe. Ich wäre womöglich in eines der vielen Löcher stecken geblieben, die diese Straße verziert. Und so sicher scheint das hier alles nicht zu sein. Man sollte doch Angst haben, dass man hier jederzeit überfallen wird. Eine üble Gegend. Das hier gefällt mir nicht. Am liebsten will ich schnell wieder aus dem Viertel verschwinden. Doch in der Hand habe ich immer noch seine Adresse und in wenigen Metern befindet sich die besagte Adresse. Ich sehe kurz auf, als mir plötzlich ein Blauer Jeep ins Auge stößt. Kurz vor mir kommt der Wagen zum stehen und ich bleibe wie erstarrt stehen. Beobachte von der Ferne, wie die Fahrertür aufgeht und ein Typ mit Braunen Haaren Richtung Haus läuft. Es ist natürlich niemand anderes als Stiles. Wer auch sollte es sonst sein?

Noch immer stehe ich wie angewurzelt da. Er hat mich nicht bemerkt. Er hat noch nicht mal irgendjemanden Bemerkt. Nicht einmal aufgeschaut hat er. Er ist nur schnurstracks zur Tür gelaufen und ist im inneren des Hauses verschwunden. Ich komme erst wieder zur Besinnung, als mich ein Fußgänger versehentlich anrempelt. Ich sehe auf, doch dieser jemand lauft einfach weiter, ohne mich zu beachten. Diese Gegend finde ich von Sekunde zu Sekunde immer abscheulicher. Ich könnte hier wohl nicht einen Tag leben. Dafür ist dieses Viertel hier eindeutig zu gefährlich. Als ich weiterlaufe und erst wieder an der Tür stehen bleibe, merke ich, wie nervös diese ganze Situation mich überhaupt macht. Ich sehe auf die vielen Klingel schilder die sich nach Apartment Nummer aufreihen. Fahre alle ab und bleibe schließlich bei Stilinski  stehen. Kurz zöger ich noch, doch drücke ohne weitere bedenken auf die Klingel. Keine Reaktion. Erneut lasse ich es klingeln.

Schwer atme ich aus und wollte die Hoffnung schon aufgeben. Ich weiß. dass er zuhause ist. Ich habe ihn ja gerade noch vor wenigen Minuten gesehen, wie er nach drinnen verschwunden ist. Ich kann es verstehen, warum er nicht öffnet. Würde ich hier wohnen und niemanden erwarten, dann würde ich diese verdammte Tür auch nicht öffnen. Doch schließlich fragt eine leise nervöse Stimme über den Lautsprecher "Wer ist da?" und plötzlich bleibt für wenige Sekunden mein Herz stehen. Kurz kann ich nicht antworten, doch bevor er wieder verschwindet, fasse ich Wort. "Stiles?" frage ich vorsichtig und ich kann hören wie er erschrocken ausatmet. "W-was... Was willst du...hier?" fragt er mit zittriger Stimme.Ich kann seine Anspannung förmlich spüren. Doch schweige ich wieder.

Ich wollte gerade die Hoffnung aufgeben, dass er mich überhaupt zu sich Hereinlässt. Doch trotzdem ertönt das Geräusch des Türsummers auf und ich drücke die Tür auf. Ich kann es nicht glauben, er lässt mich tatsächlich rein. Langsam laufe ich die Treppen nach oben. Laut der Apartment Nummer wohnt er ganz oben im Dachgeschoss. Als ich kurz davor war oben anzukommen sehe ich, wie Stiles vor der Haustür mit verschränkten Armen vor der Brust steht. Dabei sieht er mich mit einem fragenden Blick an. Ich laufe die letzten Treppenstufen nach oben und bleibe kurz vor ihm stehen. "Was willst du?" fragt er mich und bleibt noch immer wie angewurzelt vor der Tür stehen.

Ich schlucke schwer. "I-Ich muss... Ich muss mit dir reden." sage ich mit rauer Stimme und sehe ihn dabei fest an. Kurz nickt er und endlich bewegt er sich nach drinnen. Schließt die Haustür hinter mir und ich folge ihm in seine Küche. "Also. Was willst du?" sieht er mich noch immer fragend an. Lange versuche ich nach den richtigen Worten zu suchen. "Wir... stecken in Schwierigkeiten!" fange ich an ihm zu erklären. "Und?" fragt er und dabei sieht er gar nicht aus als würde er sich dafür Interessieren. "Und... wir brauchen deine Hilfe!" erkläre ich. "Ich komme nicht zurück!" sagt er und lehnt sich auf dem Stuhl zurück.

"Ich verstehe. Du liebst deinen Job und willst hier nicht weg." sage ich und merke wie sein nervöser Blick auf den Boden gleitet. Dabei entfällt mir nicht, dass er einige Mahnbriefe auf dem Tisch liegen hat. Ich sehe von den Briefen ab und mein Blick durchdringt direkt zu ihm durch. Beschämt kann er mir nicht in die Augen sehen. "Du wurdest gefeuert, richtig?" rate ich und konnte nicht richtiger liegen. Er sagt dazu nichts. Ich deute nur seine Reaktion und die sagt mir, dass ich richtig liege. "Was hält dich noch hier?" frage ich. Erst jetzt schaut er mich an. "Ja, ich wurde gefeuert. Was willst du hören? Aber zurück gehen werde ich auf keinen Fall. Vergiss es!" macht er mir mehr als deutlich und ist vor Wut vom Stuhl aufgestanden.

"Wieso nicht? Du hast lauter Schulden. Du brauchst einen Job und hier bekommst du keinen. Zu mindestens nicht den, den du machen willst." sage ich, um ihm umzustimmen. "Irgendwann fangen sie an dir den Strom und das Wasser abzustellen! Und irgendwann verlierst du dieses Apartment! Wie willst du dann leben? Auf der Straße?" mache ich ihm weiter deutlich. "VERDAMMT! DEREK!" sagt er wütend. "Ich weiß, doch selbst nicht wie es weitergehen soll, aber ich will nicht zurück. Verstehst du das nicht? Ich kann nicht! Ich... kann es einfach nicht!" meint er und lässt sich wieder auf dem Stuhl sinken. 

"Wieso nicht? Wieso kannst du nicht?" frage ich und sehe ihn dabei fest an. "WEGEN DIR!" sagt er laut. Plötzlich verfalle ich in starre. Kurz bleibt es Still und wir sehen uns nur an. Als er sich von mir wegdrehen will, versuche ich Worte zufassen. Doch irgendwie wollte nichts herausdringen. "Lass es einfach und geh einfach wieder." sagt er kühl. Ich schlucke schwer und versuche somit den dicken Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hat herunterzuschlucken. "Warum wegen mir?" frage ich als erstes. "Vergiss es einfach wieder!" meint er und hat sich immer noch von mir weggedreht. "Stiles?" frage ich vorsichtig nach ihm. Als er nicht reagiert, berühre ich ihn an der Schulter.

Noch immer dreht er sich nicht zu mir um. Da umlaufe ich ihn und sehe, wie er mich unter tränenden Augen ansieht. "Stiles?" flüster ich leise. "Es ist alles so scheiße gelaufen. Ich kann nicht zurück!" versucht er mir leise zu erklären. Leicht nicke ich und ziehe ihn in einen Umarmung. Umfasse dabei seinen Rücken. Dabei fällt mir auf, wie sehr er mir eigentlich gefehlt hat. Seine Art. Sein Geruch. Einfach alles. Am liebsten würde ich ihn nicht mehr loslassen. Doch wir müssen zurück nach Beacon Hills. Er ist unsere einzigste Rettung. Er muss uns helfen, sonst geht vermutlich die ganze Stadt unter.

𝚂𝚝𝚎𝚛𝚎𝚔 K͟u͟r͟z͟g͟e͟s͟c͟h͟i͟c͟h͟t͟e͟n͟Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt