POV.Mika
Als ich meine Augen öffnete brummte mir der Schädel. Was genau letzte Nacht passiert war wusste ich nicht. Ich wusste das Tina da war und mein Bruder aber alles andere war mir entfallen. Langsam richtete ich mich auf und sah an meinen Wecker.
10:00 Uhr...
Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Schieße ich hab verpennt!!
Ich sprang aus dem Bett und wollte gerade zur Tür rennen als Karl diese öffnete.
„Wieso hast du mich nicht geweckt Karl! Ich bin viel zu spät!", schnauzte ich ihn, leider zu laut für meinem dröhnenden Kopf, an.
„Kommst du nicht", entgegnete er ganz entspannt und ich sah ihn verwirrtan. „Du bist seit fast viereinhalb Stunden krankgeschrieben."
Mein Herz beruhigte sich wieder und ich fuhr mir seufzend durchs zerzauste, braune Haar. „Warst du das?" Der kurze Adrenalinstoß welchen ich bekommen hatte als ich an meinen Wecker blickte, war nun wieder abgeklungen und meine Kopfschmerzen meldeten sich nun mit voller Kraft zurück.
„Nein, das war Tina", meinte Karl immernoch in der Tür stehend. „Sie ist übrigens gerade im Bad und macht sich die Haare. Ich hab gerade die Dusche gehört."
Ich war verwirrt. Tina duschte bei mir?
Ich seufzte: „War Tina die ganze Zeit schon hier? Ich hab von gestern Abend oder von der Nacht keine Ahnung mehr...", ich rieb mir die Schläfen. „Herr Gott mein Schädel..."
„Gott kann dir da wohl auch nicht helfen", auf seinen Kommentar hin sah ich ihn genervt an.
„Ich weiß das ich mir das selbst zuzuschreiben habe, Karl...vielen Dank auch."
„Ich hoffe das wird bei dir jetzt nicht zum Dauerzustand", sagte er und unterdrückte ein Seufzen.
Eine Augenbraue hochziehend sah ich ihn fragend an.
„Überlege mal Miki", er verschränkte seine Arme, wodurch sich der blaue Pullover mit dem weißen, aufgestickten Wort' Art' straffte. „Du hast dich jetzt schon zum zweiten Mal volllaufen lassen und das so sehr so das du dich an die letzte Nacht nicht erinnern kannst. Ich will nicht das du durch diesen Typen zum Alkoholiker wirst."
Ich sah meinen Bruder finster an. „Ich werde durch IHN kein Alkoholiker."
„Du machst dir Sorgen um ihn und das erste was dir einfällt ist zu trinken", Karl war im Moment nicht gerade begeistert von mir. Aber verübeln konnte ich es ihm nicht, denn immerhin hatten wir ein sehr gutes Verhältnis und er machte sich Sorgen. Er hatte schon einmal einen guten Freund an den Alkoholismus verloren und seinen eigen Bruder wollte er nicht ebenso verlieren wie ihn.
Ich drängelte mich an ihm vorbei und ging mit den Worten: „Lass mich einfach in Ruhe!" in die Küche. Natürlich folgte mir Karl. Wie war es dann auch anders zu erwarten gewesen. Ich stellte gerade eine Tasse aus den Schrank als seine Stimme erklang. „Soll ich dich in Ruhe lassen nur damit du dir die nächste Spirituose hinter kippen kannst? Ich dachte du wüsstest schon längst das man Probleme nicht im Alkohol ertränken kann."
Ich hatte meinem Bruder den Rücken zugewandt und der Griff um meine schwarze Tasse wurde fester.
„Da du Psychologe bist gehe ich mal davon aus das du mögliche Lösungen für Sorge und Kummer kenn-"
Ich unterbrach ihn als ich schrie: „Dann nenn mir eine Lösung! Na los, sag mir was ich tun soll um mein Problem zu lösen!"
Mein Bruder schwieg. Er biss sich auf die Unterlippe. Das war etwas was er immer tat, wenn er keine Antworten auf gestellte Fragen fand.
„Soll ich dir mal sagen das ich nichts tun kann?!„ Ich hatte mich zu Karl umgedreht und schrie weiter, „und das ich an meinem Problem nichts ändern kann!"
„Du hättest aber mit mir reden können", erwiderte er.
„Ich hab dich angerufen!"
„Ja, aber du hast nur gesagt das ich herkommen soll", meinem Bruder schien mein Geschrei langsam zu reichen. „Und jetzt bin ich hier und du schreist mich an. Ich kann auch nicht zaubern und deinen Freund gesund machen."
Ich war näher zu ihm gelaufen und nun trennte uns nur noch mein Esstisch von einander. „Wie wäre es wenn du es lernst?! Du Idiot hast doch immer gesagt du kannst alles! Dann mach doch mal einen auf Albus Dumbledore!"
Jetzt war meinem Bruder der Kragen geplatzt. „Und wie wäre es wenn du mal wieder dein Gehirn einschaltest! Bekomme erst mal wieder klare Bilder!" Seine Stimme war ebenfalls laut geworden." Ich will nur nicht das mein Bruder sich zum Alkoholiker entwickelt!"
Ich wollte ihn gerade anbrüllen wie dumm er doch sei, als plötzlich ein nasser Schwammauf mich, genauer gegen meinen Kopf, geworfen wurde. Er fiel zu Boden und platschte auf meinen Küchenboden. Ich wandte meinen Kopf zu der Person die geworfen hatte.
Tina stand mit nassen Harren und nur mit einem Badehandtuch bekleidet im Türrahmen. Sie sah mich an und kam auf mich zu. „Schluss jetzt! Auszeit! Ihr hört jetzt beide", ihr Blick huschte kurz zu Karl dann wieder zu mir, „auf hier rum zubrüllen. Und ja ich weiß, dass Mik mit dem schreien angefangen hat. Den Kindergarten könnt ihr lassen." Sie trat mir gegen mein Bein. „Wie wäre es wenn du hingegen Karl mal danke sagst? Erstens Mika, der Doofkopf setzt sich extra einen Tag früher in den Zug um sechs Stunden zu fahren nur um wegen dir hier her zukommen, also sag mal Danke zu dem Depp!" Sie zog ihr Handtuch wieder gerade, als dieses rutschte. „Zweitens, hat der weniger geschlafen als ich und wir waren beide wegen dir über zwanzig Stunden auf den Beinen. Danke Tina. Danke Karl. Bitte, gerne doch Mika. Drittens, wir haben dich von der Couch ins Bett gebracht. Er hat dich getragen und wie man sieht umgezogen. Ich hab dein Bettzeug getragen! Danke Tina! Danke Karl! Viertens Mika, du hattest dann ja auch noch gekotzt und was haben wir gemacht? Genau wir sind nicht ins Bett gegangen! Wir haben uns um dich gekümmert! Danke ihr beiden! Bitte Mika! Und fünftens sehr geehrter Psychologe, Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore kann deine Probleme auch nicht lösen!"
Ich sah zu Boden. Natürlich wusste ich das die beiden mich versorgt und umsorgt haben mussten, und auch das ich ihnen zum Dank verpflichtet bin...doch trotzdem wusste ich nicht was ich auf Tinas Gesagte antworten sollte. Klar wusste ich auch das sich - wie bereits erwähnt- Karl nur Sorgen machte und das ich ihn zu unrecht so angegangen war. Also stand ich einfach nur an Ort und stelle stehen und blieb still. Dann hörte wie zuerst Tina und kurz darauf Karl die Küche verließen. Schweigend. Zunächst dachte ich das ich beide mit meinem Verhalten vertrieben hätte. Mein Bruder konnte sich immerhin leicht seine Sachen nehmen und ein Hotel buchen. Und was Tina anbelangte, sie könnte sich auch schnell frisieren und wortlos gehen. Doch meine dumpfen Gedanken lösten sich schnell in Luft auf. Karl kam zu mir zurück und als ich aufblickte, sah ich das er mir eine Schmerztablette hinhielt. Ich nahm sie an. Mein Tasse befüllte ich mit Leitungswasser. Als ich die Tablette geschluckt und mit reichlich Wasser heruntergespült hatte, blickte ich in die grünen Augen meines Bruders. In ihnen war keine Wut, Enttäuschung oder Sorge mehr zu sehen. Nein, ein warmes Lächeln zierte seine Lippen. Und diese Wärme wurde ebenso von seinen Augen ausgestrahlt.
„Denk nicht, das du mich so schnell verjagen kannst. Da muss schon mehr passieren." Er kam zu mir und stellte den Kaffeeautomaten an.
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De TodoManxMan Diese Geschichte ist keine Friede-Freude-Eierkuchen Story. Sie ist keine Geschichte mit Blümchen einen netten Kaffe und malerischen Sonnenuntergängen. Wer eine wunderschöne Traumweltgeschichte sucht ist hier falsch, tut mir leid. Es ist kein...