Das Angebot meines Lebens

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Steves Sicht
Die Tage verschwammen ineinander. Ich wusste nicht einmal genau wie viele Wochen ich schon im Trainingslager war. Die einzige gute Nachricht war, Ryan ließ mich so gut wie immer in Ruhe. Nicht aus Mitleid oder Freundlichkeit, nein aus Angst vor Jack. Denn seit er einmal bei einer Anpirschübung einen Pfosten umgestoßen hatte und ich desswegen unter Stacheldrat begraben wurde, worauf Jack ausgerastet war und ihm ein blaues Auge geschlagen hatte, ging er mir so gut es ging aus dem Weg. Wenn dann warf er mir nur Blicke zu, die mich töten würden, könnten Blicke töten. Momentan waren wir auf der Laufstrecke. Ich hasste diesen Teil der Woche so sehr. Fünf Kilometer Laufen, die reinste Hölle.

Ich war wie immer der letzte, als der Sargent der vorauslief schrie "Allemann halt. Wer es schafft mir diese Fahne zu bringen darf den Rest der Strecke mit Agend Cater mitfahren." er zeigte auf den Geländewagen in dem Peggy Cater saß und unseren chaotischen Haufen abschätzig musterte.
Natürlich rannten alle sofort zu dem Fahnenmast und versuchten hinaufzuklettertn. Und natürlich schaffte es niemand.
"Alles Idioten." murmelte Jack neben mir. Er hatte in den letzten paar Wochen ordentlich an Muskeln zugelegt und es machte ihm nicht das geringste aus ein paar Kilometer zu laufen. Ich dagegen würde mir nur allzugerne die letzten drei Kilometer ersparen und überlegte wie ich an diese Fahne kommen könnte.

"Das reicht jetzt zurück zur Aufstellung!" bellte der Sargent.
Doch ich dachte gar nicht daran, ich ging zum Fahnenmast und zog den Bolzen heraus der den Mast aufrecht hielt. Der Mast knallte zu Boden und ich rupfte ohne große Mühe die Fahne von der Spitze des Mastes. Mit einem "Danke Sir." überreichte ich dem Sargent die Fahne und kletterte auf den Geländewagen. Das letzte was ich sah bevor ich um die Kurve fuhr, war ein lachender Jack und ein Ryan der so aussah als hätte er zehn Zitronen auf einmal gegessen.

Ich lag auf meinem Bett und versuchte den Sonnenuntergang in einer Zeichnung einzufangen. Ich zeichnete in letzter Zeit in jeder freien Minute, das waren die einzigen Minuten des Tages in denen ich frei denken konnte. Meistens dachte ich an Bucky. Ich vermisste ihn, doch je näher das Ende meines Trainings rückte, desto näher rückte die Chance ihn wiederzusehen. Plötzlich klopfte es an der Tür. Verwundert schaute ich auf meine Armbanduhr, die auf meinem Nachtkästchen lag, neben meinen Büchern. Die anderen konnten noch nicht zurück sein, außerdem würde Jack nicht anklopfen und Ryan erst recht nicht.

"Herein!" rief ich und klappte gleichzeitig mein Skizzenbuch zu.
Die Person die durch die Tür kam war die letzte mit der ich gerechnet hatte, es war der Doktor der mir zu meinem Trainingsplatz verholfen hatte. "Mr. Rogers darf ich mich setzten?" fragte er und deutete dabei auf den Stuhl in der Ecke.
Ich war überrascht ihn zu sehen. Was könnte er hier wollen. War er zu dem Beschluss gekommen, dass es ein Fehler gewesen war mich in die Armee zu lassen?
"Ja natürlich und bitte sagen Sie einfach Steve." ich ließ mich gegenüber von ihm nieder und sah ihn erwartungsvoll an.

"Nun Steve wo soll ich Anfangen?" er schob sich seine Brille wieder auf die Nase, die gedroht hatte hinunterzurutschen. "Sie wurden als erstes für ein spezielles Programm auserwählt. Einem experimentellem Programm."
"Sir, wenn ich Sie unterbrechen darf, um was für ein Programm handelt es sich?"
Der Doktor lachte "Wenn du mich ausreden lassen würdes Junge dann könnte ich es dir erklären. Du würdest ein Serum injiziert bekommen, das dir übermenschliche Kräfte verleiht. Erhöte Körperkraft deine Sinne würden geschärft werden......." weiter kam der Doktor nicht bevor ich ihn erneut unterbrach "Wieso ich? Es gibt doch viel bessere geignete Menschen dafür als mich!" Ich konnte nicht fassen was mir hier angeboten wurde. Ich sollte zu einem Art Übermenschen werden? Das klang doch verrückt.

Wieder lächelte der Doktor nur "Nun ja es gibt auch Nebenwirkungen die nicht so ideal sind und wegen denen nicht alle Menschen in Frage kommen. Das Serum verstärkt auch das Wesen der Menschen. Gutes wird besser, leichte Eifersucht wird zu Besessenheit und das Böse wird Schlimmer. Das letzte Mal........." er schüttelte traurig den Kopf und fuhr fort" Desshalb habe ich dich ausgewählt. Ich habe nach stärke gesucht jenseits von Muskeln und Körpergröße. Du hast ein gutes Herz Steve, du setzt dich für die Menschen ein, desshalb wurdest du ausgesucht."
Ich war für einen Moment sprachlos. Gerade als ich den Mund aufmachen wollte um zuzusagen, warf mir der Doktor noch eine Bombe vor die Füße. "Oh und Steve die Chance besteht, dass du den Prozess nicht überlebst."

Diese Information versetzte meiner Motivation einen leichten Dämpfer, aber ich würde es trotzdem tun. "Ich mache es."
Ich könnte es mir auch nur eingebildet haben, aber es sah so aus als atmete der Doktor bei meiner Antwort erleichtert aus. "Nun Steve das ist gut. Das Experiment findet nähmlich morgen statt. Ich würde vorschlagen du ruhst dich genügend aus."
Der Doktor stand auf und verließ das Zimmer. Ich blieb einige Minuten lang einfach sitzten und versuchte meine herumwirbelnden Gedanken zu ordnen. Würde ich den morgigen Tag überleben? Würde ich bleiben wie ich war, oder würde ich mich in eine schreckliche Person verwandeln? Würde Bucky mich dann immer noch lieben?

Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich Jack erst bemerkte, als er mit seinen Fingern vor meinem Gesicht herumschnippte. "Hey Steve, alles in Ordnung du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen."
"Äm ja, nein kein Geist......" stotterte ich rum. "Du setzt dich lieber."

"Was, das gibt es doch nicht!" rief Jack als ich ihm von meinem Gespräch mit dem Doktor erzählt hatte. Er fing an auf und ab zu tiegern und dabei etwas von "waren doch nur Gerüchte " zu murmeln.
"Hast du davon schon einmal gehört?" unterbrach ich seine überaus interesannten Selbstgespräche.
Jack hörte auf hin und her zu tiegern und sah mich direkt an. "Es waren nur Gerüchte.

Angelblich sollen sie ein Serum haben, das einem Menschen übermenschliche Kräfte verleihen kann, aber wirklich daran geglaub habe ich nicht."
Ich grinste "Spätestens morgen wirst du es glauben müssen."
Dass die Möglichkeit sehr groß war, dass ich bei diesem Experiment draufging verschwieg ich ihm.

Stucky-Reborn from the IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt