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Deinen Hügel umschreiten die Jahre ...
Jedes legt eine Handvoll Staub,
Blühende Rosen und welkes Laub
Mit schweigendem Gruß darauf nieder.
Die Sehnsucht singt ihre Lieder
Allabendlich im Rosenbaum,
Die Stürme gehn hin und wieder –
Du aber schläfst und lächelst im Traum. !
                                                         ~Ritter

Ohne die Reaktion der Frau abzuwarten zog ich den Stuhl neben das Bett meines Vaters und nahm seine Hand in meine. Sie war eiskalt. Sein Anblick ging mir durch Mark und Bein, daher ließ ich meinen Kopf auf das Gitter des Bettes sinken. "Es tut mir so leid. Es tut mir so schrecklich leid. Aber ich war einfach so verletzt. Ich hatte das Gefühl ich bin für dich nicht mehr als ein Klotz am Bein. Und das hat so weh getan." flüsterte ich. "Jetzt bereue ich, dass ich so gemein zu dir war und danach alle deine Anrufe ignoriert habe. Aber ich wollte, dass du weißt, wie ich mich fühle. Mit einem Vater, der nur alle zehn Jahre Mal Zuhause ist, nur ans Telefon geht, wenn es ihm passt und sich nicht einmal frei nehmen kann, wenn seine Tochter im Sterben liegt. Ich bin extra für dich nach Magdeburg gefahren!" Tränen tropfte auf die Decke meines Vaters und ich wurde still. "Es tut mir leid." Ich hob den Kopf wieder und betrachtete ihn, versuchte, all die Schläuche und die unnatürliche Blässe zu ignorieren. Er sah aus wie immer. Nur seine Haare waren ein Tick länger als ich sie in Erinnerung hatte. Langsam bin ich eine Hand und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Als ich dabei eines der Kabel berührte, zog ich meine Hand weg, als hätte ich mich verbrannt. So wie ich mich jetzt fühlte hätte mein Vater sich fühlen sollen, als ich im Koma lag. Aber er.... Stop!! Das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Ich war hier, um ihm zu verzeihen. Wenigstens ein bisschen. Da müsste ich nicht noch in meinen Wunden herumstöbern, das würde es definitiv nur noch schlimmer machen. Ich schloss die Augen und versank in Gedanken.

Als mir jemand die Hand auf die Schulter legte, hatte ich keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen oder was mit der Frau von vorhin - oder gerade eben? - passiert war. Langsam hob ich den Kopf und sah Alex in die Augen. "Wir müssen langsam gehen, Kassandra. Wir nehmen uns ein Hotel, dann können wir morgen nochmal her kommen." Er sprach leise, aber bestimmt. Erschöpft nickte ich und stand auf. Der Schwindel überkam mich ohne Vorwarnung und ich taumelte einen Schritt vorwärts, direkt in Alex Arme. Dieser hielt mich erschrocken fest und verhinderte damit, dass meine Beine unter mir wegknickten. "Alles OK?" Langsam nickte ich. "Nur geschafft." Murmelte ich. "Scheint allerhöchste Zeit zu sein, ins Bett zu gehen." Alex führte mich aus dem Raum und in den Fahrstuhl. Ich war so durch, dass ich nicht einmal das noch richtig wahrnahm. Kaum saß ich neben Veronica auf der Rückbank fielen mir die Augen zu und ich schlief ein.

Die Sonne kitzelte mich im Gesicht, als ich die Augen aufschlug. Um mich herum war es hell, viel zu hell um zu meiner derzeitigen Laune zu passen. Denn die befand diese sich im Keller. Selbst der Schlaf hatte kein Vergessen gebracht, die Träume hatten mich weiter mit den Katastrophen des Tages gequält. Ich stöhnte leise und schloss die Augen wieder, als könnte ich mich so vor den Ereignissen verstecken. "Sie hat das alles ziemlich mitgenommen." "Was denkst du denn? Es ist schließlich ihr Vater. Was denkst du wie ich reagiert habe, als meine Mutter mit nem Neuen ankam? Und dabei hat sie ihn uns schon ganz am Anfang vorgestellt. Ich hab ihn nicht einfach Mal so zufällig auf dem Krankenhausflur getroffen." "Zufall war das jetzt keiner..." "Ist doch egal, du weißt was ich meine." Die Stimmen von Veronica und Alex näherten sich. Ihr Gespräch verhinderte die Mission Vergessen, denn damit klatschten sie mir alles nochmal um die Ohren. Eine Tür öffnete sich und ein Kopf lugte hindurch. Veronica. "Oh, du bist wach." Sie öffnete die Tür und lief einmal durchs Zimmer, dann setzte sie sich zu mir aufs Bett und strich mir über den Kopf. "Du warst echt müde gestern... Wir haben dich gar nicht mehr wach gekriegt. Du hättest sehen sollen wie das Hotel.... Personal, das ist das richtige Wort, oder? Naja auf jeden Fall haben die uns angesehen als hätten wir dich entführt oder so." Sie lächelte leicht. Ich setzte mich auf und kuschelte mich an sie. Jetzt wünschte ich mir, wieder ein kleines Kind zu sein, bei dem es nicht komisch rüber kam, wenn es sich allen um den Hals warf, nur weil es ihm nicht gut ging. "Können wir wieder zu... ihm?" Ich brachte es nicht über mich, Papa zu sagen. "Erstmal gehen wir frühstücken. Dann können wir zu ihm." Veronica half mir aus dem Bett und ließ mich dann alleine.

"Ich habe aber keinen Hunger." "Ich verstehe das, aber bitte iss was. Nur ein bisschen." Alex Stimme schwingt irgendwo zwischen genervt und besorgt. Seufzend gebe ich mich geschlagen und quäle mir ein halbes Brötchen in den Magen. Mit ganz viel Schokoaufstrich, um es erträglich zu machen. "Können wir jetzt los?" Ich weiß nicht was ich hoffen soll. Dass SIE da sind oder nicht. Klärungsbedarf besteht, keine Frage. Aber am liebsten würde ich sie vergessen, als würden sie sich dann in Luft auflösen. Ich weiß natürlich, das das nicht geht, aber wirklich will ich ihnen nicht über den Weg laufen. Seufzend gibt Alex sich geschlagen. "Gleich. Lass mich noch zuende essen. Veronica? Bleibst du hier? Du darfst ja sowieso nicht zu Leonard aufs Zimmer." Es ist seltsam, den Vornamen meines Vaters zu hören. "Ja. Geht nur." Zappelig wartete ich, bis Alex endlich so weit war und wir losgehen konnten.

"Ich weiß, dass du es eilig hast, schließlich ist es dein Vater. Aber wir müssen auch noch Mal gucken, wie es weitergehen soll. Schließlich ist Magdeburg nicht gerade einen Katzensprung von Köln entfernt, und du musst wieder zur Schule." Alex drehte sich zu mir um. "Schau auf die Straße verdammt!" Gerade noch rechtzeitig konnte er bremsen, sonst wäre er auf ein anderes Auto aufgefahren. "Das wär's jetzt gewesen." Murmelt er, als unser beider Puls sich wieder normalisiert hatte. "Du sagst es." Ich hatte mir selbst schon Gedanken darüber gemacht, wie es jetzt weitergehen würde. Vor allem wegen dem Sorgerecht und so einem Scheiß. Aber jetzt war es noch nicht zur Sprache gekommen, daher hatte ich versucht, darüber hinweg zu sehen. Doch langsam holte es mich unaufhörlich ein.

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Peinlich peinlich... Ich hatte das Kapi schon ewig fertig und dachte ich hab's veröffentlich.... Hab ich nicht😂. Tja.

Und über uns die Sterne [ASDS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt