15 - Unverhofft kommt oft.

1.2K 42 0
                                    

Das Schicksal ist ein Wechselspiel,
Ein rätselhaftes Walten,
Und ohn' Erbarmen - wie sein Ziel,
Wird es auch dich gestalten.
Wohin du auch gehst, was du auch magst beginnen,
Glaub'! -: deinem Schicksal wirst du nicht entrinnen.
~Bohs

Als ich wieder aufwachte lag ich in meinem Bett und die Sonne schien mir ins Gesicht. Wie ich hier hin gekommen war konnte ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Aber ich hätte da so eine Vermutung. Sina lag neben mir und schlief wie ein Baby. So leise wir möglich stand ich auf und lief die Treppe runter ins Wohnzimmer. Dort saß Suzann und lächelte mich an. "Na? Ausgeschlafen? War ja echt spät gestern." Ich nickte gähnend und ließ mich neben sie fallen. "Wie spät ist es?" "Halb zehn. Sina schläft noch?" "Tief und fest." "Ich mach dann Mal Frühstück für euch, Phil, Veronica und ich haben schon gefrühstückt. Willst du Sina wecken gehen?"

Den Sonntag verbrachten wir Zuhause, lasen und saßen fern. Ich bräuchte die Auszeit, ich hatte in den letzten Tagen nicht so gut geschlafen und war insgesamt nicht so auf der Höhe.

Montag war wieder Schule. Sina und ich würden von ein paar Mädchen schräg angesehen, ignorieren es aber. Vermutlich hatten sie die Folge mit uns gesehen. Auf dem Schulflur blieb Sina plötzlich stehen, dann zog sie mich am Ärmel ein paar Meter vorwärts. "Valentina!" Sie fiel dem Mädchen um den Hals. "Oh Sina! Ich hatte dich gar nicht hier erwartet! Das ist ja schön. Dann kenne ich wenigstens einen." Mich ignorierte sie geflissentlich. Sina strahlte Valentina an. "Wenn du willst können wir dich nachher rumführen." Da sprach sie nur für sich. "In welche Klasse kommst du eigentlich?" "10c" "Omg wie cooooool! Dann bist du bei uns in der Klasse. Das wird super!" Sina sah uns, über beide Ohren strahlend an. Und wir lächelten zurück, jedoch war weder Valentina's Noch mein Lächeln aufrichtig.

Wir brachten Valentina zu uns ins Klassenzimmer. Dort stand ein völlig überforderter Herr Leibrich am Pult. In unserer Klasse war Krieg ausgebrochen. Papierkugel Krieg. Das bekamen wir auch gleich zu spüren, denn wir gerieten mitten in die Schussbahn. Als Herr Leibrich uns entdeckte bellte sich seine Miene auf. "Valentina! Da bist du ja! Ich hatte ja gehofft dass du hier irgendwie hin findest... Wo warst du denn auf einmal? Ich sehe, du hast schon Freunde gefunden..." Valentina sah ihn mit einem zerknischten Lächeln an. "Da waren einfach zu viele Menschen auf dem Flur, ich habe sie verloren... Ein Glück dass Sina mich gefunden hat. Und noch ein größeres Glück dass wir jetzt in einer Klasse sind." Die Schulglocke kündigte den Unterrichtsbeginn an und sofort saßen alle brav auf ihrem Platz. Das war das schöne an unserer Klasse. So verrückt wir auch sein mochten, im Unterricht waren immer alle aufmerksam und arbeiteten gut mit. Ich zog Sina schnell mit zu unseren Plätzen. Alle Abspannung schien von Herr Leibrich abgefallen zu sein, denn als er den Unterricht eröffnete grinste er uns mit seinem typisch lockeren Grinsen an. "Wie ihr seht hat unsere Klasse heute nochmal Zuwachs bekommen. Dass hier ist Valentina Fuchs. Willst du dich vielleicht noch kurz vorstellen?" Valentina zuckte mit den Schultern. "Ich bin Valentina, aber werde lieber Tina genannt. Ich bin aus Oldenburg in Holstein her gezogen. Ich 16 Jahre alt. Hmm... Was kann ich sonst noch erzählen... Eigentlich war das das wichtigste." "Danke Valentina. Da wir jetzt noch jemanden neuen haben würde ich sagen wir verändern die Sitzordnung komplett." Die ganze Klasse stöhnte entsetzt auf. Wir durften uns zu Anfang des Schuljahres ausnahmsweise Mal so hinsetzen wie wir wollten. "Also, jeder schreibt seinen Namen auf einen Zettel und dann losen wir aus. Immer Mädchen Mädchen Junge Junge." Fünf Minuten kam er mit zwei Helmen herum und sammelte die Zettel ein. Als er bei uns war, wollten ich und Sina unsere Zettel in den Mädchen Helm werfen, doch Herr Leibrich hinderte Sina daran. "Du bleibst hier sitzen, dann kann sich Valentina neben dich setzen. Ihr scheint euch ja schon zu kennen, dann hat sie es vielleicht leichter." Ich warf Sina einen leidlichen Blick zu. Sie sah entschuldigend zurück und nickte dann. Also gab ich mich geschlagen. Wir sahen uns ja auch so oft genug. Schließlich wohnte sie bei mir. Ich saß schließlich neben Kira, einem ziemlich stillen Mädchen, am Fenster. Und neben ihr Felix. Er schien mich zu verfolgen.

Mitten im Unterricht stupste mich Kira an. Ich sah erstaunt zu ihr auf. "Ist was?" Sie würde leicht rot. "Du hast neulich bei Auf Streife die Spezialisten mitgespielt, oder?" Erstaunt sah ich sie an. Sie kannte das? So hatte ich sie gar nicht eingeschätzt. Ich lächelte sie an. "Ja." Und schon waren wir in ein Gespräch verwickelt. Mir fiel auf dass ich Kira gar nicht richtig kannte. Ich hatte sie immer in die langweilig-hat-eh-nicht-die-gleichen-Interressen-wie-ich Schublade abgeschoben, aber wie sich im Laufe dieses Tages stellte sich heraus, dass wir eigentlich ziemlich viele gemeinsame Interessen hatten. In den Pausen stand ich mit Kira und Felix auf einer ruhigen Stelle des Schulhofs und unterhielt mich prächtig. Sina zeigte Valentina die Schule und ich hatte nicht wirklich Lust darauf durchgehen entweder ignoriert oder böse angeschaut zu werden, also begleitete ich die beiden nicht. "Was haltet ihr von Valentina?" Platzte es mir heraus. "Keine Ahnung. Ich kenne sie ja noch gar nicht." Felix sah mich aufmerksam. "Aber du?" Ich nickte verlegen. "Ich hab sie neulich im Krankenhaus getroffen, sie war Sinas Zimmernachbarin. Sie ignoriert mich entweder oder sieht mich böse an, und ich habe keine Ahnung wieso!" Jammerte ich. "Ich habe ihr nie was getan oder so." Kira legt einen Arm um mich. "Manchmal ist das einfach so. Mach dir nichts drauß. Das wird schon noch." In diesem Moment hatte ich das dringende Bedürfnis meine Einstellung gegenüber Kira von Grund auf zu verändern. Ich lächelte sie an. "Danke."

Valentina hatte leider zu einem Teil den gleichen Schulweg wie wir, also liefen Sina und ich mit ihr. Sie quasselten die ganze Zeit, und ich lief still und den Blick zu Boden gerichtet nebenher. Ich fühlte mich irgendwie ausgeschlossen. Als sie sich endlich verabschiedete atmete ich innerlich aus. Wie als wäre nie was gewesen ging Sina lückenlos in ein Gespräch mit mir über, und ich vergaß schnell wieder, dass sie fast den ganzen Tag nicht mit mir geredet hatte. Ich schloss die Tür auf und betrat das Haus, wo schon die nächste Überraschung auf uns wartete. Diesmal in Form von einer Glücksstrahlenden Suzann. "Unser Haus wurde nicht so sehr beschädigt wie zunächst angenommen. Wir können schon im Laufe dieser Woche zurück!"

/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\
1094 Wörter

Und über uns die Sterne [ASDS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt