37 - I'll see you again my loved one

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Alex hat Kassandra nach dem Übergriff auf sie blutig unter der Dusche sitzend gefunden. That's basically it.

Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
Nur leise strich ein weißer Schmetterling;
Doch ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
Bewegte, sie empfand es und verging.
~Hebbel

"Waaaaass?!" Erschüttert fuhr ich hoch und funkelte Alex und Veronica an, die betreten meinem Blick auswichen und auf ihren Stühlen herumruckten. Ihre Blicke sind so schuldbewusst, dass sie Löcher in das Porzellan der Frühstücksteller brennen könnten. "Wieso habt ihr mir das nicht früher gesagt? Meint ihr nicht, ich hätte vielleicht ein Recht, das früher zu erfahren?" "Wir dachten, wir lassen dich erstmal ausschlafen... Du hättest dich gestern Abend sehen sollen, du warst total neben der Spur." Begann Alex zu erklären. "Neben der Spur." Ich konnte mir das Schnauben nicht verkneifen. "Ich habe einen Mann abgestochen, was erwartest du?!" "Ich... Sorry." Als sein betretener Blick mich trifft, tut mir der Ausbruch sofort leid. Ein bisschen zumindest. Schließlich lag ich ja im Recht. Aber er auch nicht im Unrecht. Die Welt ist schon seltsam. Manchmal. Dinge können richtig und falsch auf einmal sein. Wie jemandem ein Messer in den Bauch zu rammen. In der Situation war es vielleicht richtig, aber es war so verdammt falsch. Alles an dem Gedanken fühlt sich falsch an. Dass ich es getan habe, dass alle mir zureden, dass es nicht schlimm gewesen ist. Richtig, vielleicht sogar. Schließlich war es ja Notwehr, oder? Nichts daran war richtig. Ich hätte es anders lösen können - müssen. Die Gedanken wirbelten in meinem Kopf, bildeten lange Schleifen, drohten, mich zu ersticken. Aber davon sagte ich ihnen nichts. Sie würden sich nur noch mehr sorgen. Mir noch mehr vorenthalten, verheimlichen. Weil sie dachten, es wäre besser für mich. Und das obwohl Alex die Ärzte sogar überredet hatte, dass ich schon wieder fitt genug sei, um Zuhause frühstücken zu können. Das Frühstück im Krankenhaus könne man ja keinen zumuten. "Schon okay. Ich weiß nur im Moment nicht wohin mit meinen Gefühlen." Aber gar nichts ist okay. Ich habe fast einen Mann getötet, und Veronica und Alex, zwei der engsten Vertrauten, die mir geblieben sind, waren der Meinung, es wäre okay, mir zu verschweigen, dass mein Vater aufgewacht ist.

Die Bäume zogen am Auto vorbei wie die Zeit an mir selbst. Ein verschwommenen Blitz, und schon verschwanden sie in der Ferne. Ab und zu zog ein Auto an uns vorbei. Es war still auf den frühmorgendlichen Autobahnen Deutschlands. Auch bei uns im Auto war es still. Veronica schlief vorne, neben Alex, der konzentriert am Steuer saß. Im Stillen lachte ich über die Vorstellung, wir könnten eine Familie sein. Eigentlich waren wir das ja auch. Nur eben nicht auf die Typische Art. Mutter - Vater - Kind. Nur manchmal, manchmal benahmen wir uns so. Wie Kinder, die denken, zu wissen, wie eine Familie funktioniert. Vielleicht wussten die anderen beiden es ja auch. Nur ich nicht. Tränen sammelten sich in meinen Augenwinkeln, meine Kehle schnürte sich unangenehm zu. Ich vermisste meine Mutter. Ich vermisste auch meinen Vater, aber auf eine andere Art und Weise. Aber vor allem vermisste ich die Familie, die wir hätten sein können, wenn nicht alles so gründlich schief gelaufen wäre.

Ich musste nochmal eingeschlafen sein, denn als das Auto stoppte, riss es mich auf unruhigen Träumen. Ich war froh drum. Schon die Nacht im Krankenhaus war geplagt gewesen von einem Albtraum nach dem anderen, und der Schlaf nicht wirklich erholsam. Nervös friemlte ich an dem Verband um meine Linke herum, über deren Handfläche sich ein Schnitt erzog. Irgendwie musste ich ihn mir wohl beim Gerangel um das Messer zugezogen haben, aber dieses Detail lieferte mir meine Erinnerung nicht. Dafür einige andere, die sie unter anderem in meinen Träumen auskotzte. Noch immer hätte ich schwören können, das Blut des Mannes an meinem Händen spüren zu können...

Alex riss mich aus den Gedanken, als er die Autotür Aufriss und mich abwartend ansah. Kurz schüttelte sich mit dem Kopf, als würde das helfen, die Gedanken abzuschütteln, dann schnallte ich mich mühsam ab und kletterte aus dem Wagen. Veronica war bereits einige Meter entfernt, ihr hellbrauner Mantel lag ihr über dem Arm. Es war offensichtlich, dass sie auf uns wartete, aber auch auf etwas anderes. Oder jemanden. Immer wieder starrte sie ungeduldig auf ihr Handy, und plötzlich begann sie zu strahlen. Ihr Date, schätze ich. Ich freute mich für sie. Sina strich durch meine Gedanken, als wir zu dritt auf den Krankenhauskomplex zuliefen. Vor drei Tagen hätte ich ihr wohl noch sofort geschrieben, dass mein Vater wach ist, aber nun... Ein Schwall Klimaanlagenluft würde uns entgegengeblasen, als wir das Krankenhaus betraten, und mit ihnen meine Gedanken über Sina. An ihrem Platz nistete sich mein Vater ein.

Die Luft auf der Intensivstation schmeckte - wen möglich - noch reiner und künstlicher als die im Rest des Gebäudes. Der Trubel war ein bisschen angeflaut, nur noch hier und da begegneten wir einem Pfleger, während wir zur Schwesternkanzel liefen, um uns nach meinem Vater zu erkundigen. Veronica's Arm lag in meinem Rücken, als wollte sie mich unterstützen, und als ich aufsah, lächelte sie mich aufmunternd an. Mein Herz ging auf als ich es sah, wenigstens sie und Alex sorgten sich um und für mich. Sie schien mein Unbehagen gespürt zu haben. Unsere Schritte Hallen viel zu laut von diesen weißen Wänden wieder, hier nichtmal von Bildern durchbrochen - als hätte sich jemand alle Mühe gegeben, diesen Ort so ungemütlich und klinisch wie möglich zu gestalten, auf das jeder sofort erkennt wo er sich befindet.

Ungeduldig tappte Alex mit dem Fuß auf den Boden, ein Geräusch, dass mich beinahe Wahnsinnig werden ließ. "Kannst du das bitte lassen?" Fauchte ich ihn an, und verzog synchron mit ihm erschrocken das Gesicht. "Ich... Sorry, ich bin nur nervös... Und das Geräusch hat's nicht besser gemacht." Verlegen kratzte ich mir im Nacken und zwang ein wackliges Lächeln auf meine Lippen. Alex machte gerade den Mund auf, um etwas zu erwiedern, da wird er von einer sanften Frauenstimme unterbrochen. "Wie kann ich ihnen helfen?" Eine Schwester steht hinter uns. Perfekt, darauf hatten wir gewartet. Alex fragte nach meinem Vater, und kurz hatte ich ein De-ja-vue. Die Schwester guckte blöd, vermutlich waren Juliane und die Mädchen auch schon hier gewesen. Alex schiebt noch schnell unsere Namen hinterher, was der Krankenschwester ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Sie führte zu uns zu einer Tür, genau so langweilig hellgrau wie Alle anderen auch. "Er hat schon nach ihnen gefragt."

Alex und Veronica ließen mir den Vortritt, als wir vorsichtig das helle Zimmer betraten. Das Zimmer wurde jetzt von einem Vorhang Durchteilt, Piepsen von dahinter verriet, dass mein Vater wohl jetzt Gesellschaft hatte. Er lag in seinem Bett, beinahe wie letztes Mal, und kurz ballte sich etwas kaltes in meinem Magen zusammen. Doch kaum war ich zwei Schritte im Raum, flatterten seine Augen und öffneten sich. Sie erfassten mich, und mein Vater riss erstaunt die Augen auf. "Kassandra." Kaum mehr als ein Rauer Laut, aber es lag so viel Erleichterung darin. Und in dem Lächeln, dass seine Lippen umspielte. Und beim Anblick dessen stahl sich auf ein schüchternes Lächeln auf meine.

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Und da ist es, das letzte Kapitel. Wie die Zeit vergeht.

Es tut mir echt leid, dass ich schon wieder so ewig gebraucht habe •~•
Vor allem wenn ich mir all die teils knuffigen Kommentare unterm letzten Kapitel durchlese.

Vielleicht schaffe ich den Epilog ja noch in absehbarer Zeit - aber erwartet nicht zu viel von mir, Schule ist Stress und bald ist Klausurenphase qwq

Und über uns die Sterne [ASDS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt