26 - Ich habe Kopfweh und keine Lust mir einen Titel für das Kapitel auszudenken

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Die Antwort - Ich weiß es nicht.
Ein glühendes Messer, mitten ins Herz,
kein Boden mehr unter den Füßen,
keine Luft zum Atmen,
brutales Erwachen nach einem Traum.

Nur noch vergessen wollen, schreien, weinen, sterben,
nicht mehr existieren, nicht mehr diesen Schmerz fühlen.

Doch da ist noch mehr Angst.
Angst, alles verloren zu haben.
Angst, dich nie mehr zu spüren, zu fühlen, zu hören, zu riechen.
Angst, mich selbst zu verlieren.
Angst, es nicht zu überstehen,
die Kraft und den Willen nicht zu haben.
~Muhlack

Nervös kaute ich auf meinen Fingernägeln herum, eine lästige Angewohnheit, die ich eigentlich vor einem Jahr angelangt hatte, aber jetzt kam es wieder hoch. Wie lange wollten sie mich noch warten lassen? Die Schwester hatte einen Anruf bekommen und war auch verschwunden, und meine Nerven lagen blank. Das bemerkte natürlich auch mein Herz, aber es war ja niemand da den das störte. Die Ärzte würden jetzt sicher sagen, ich solle mich beruhigen, das wäre nicht gut für mein Herz, bla bla bla. Aber sie hatten mich ja vergessen. Ich hatte gerade meinen ersten Nägel blutig gekaut, da öffnete sich die Tür und ein bekanntes Gesicht schon sich durch die Türöffnung. Endlich. "Guten Tag Herr Seehauser" sagte ich in dem Moment, in dem er anfing, sich zu entschuldigen, dass ich so lange hatte warten müssen. "Nenn mich doch Frederik. Schließlich hast du dich mit meiner Tochter befreundet. Und ich komme mir immer so alt vor wenn Kinder mich beim Nachnamen nennen." Er lächelt mich an, doch sein Blick huschte immer wieder vom EKG zu mir und wieder zurück. Ich atmete ein paar Mal tief ein und aus und versuchte, meine Herzfrequenz unter Kontrolle zu bekommen. Der Arzt hatte sich mittlerweile einen Stuhl herangezogen, und die Schwester, es war eine andere wie vorhin, streichelte beruhigend meine Hand. "Du brauchst keine Angst zu haben." Beinahe hätte ich gelacht. Alles klar. Dir wird gesagt, du hast einen Herzfehler aber wir wissen nicht welchen und wie schlimm es ist aber neeeeiiinnn, du brauchst keine Angst haben. Wie stellten sie sich das denn vor?! Mach die Augen zu, dann siehst du es nicht mehr? Dann wird alles wieder gut? Das ging nunmal nicht! Mein Herz schlug wieder schneller und ich fing an, weiter auf meinen Nägeln herumzukauen. Eine kühle Hand legte sich um mein Handgelenk und drückte meine Hand nach unten, bevor ich mir einen dritten Finger blutig beißen konnte. "Ich weiß die Situation ist echt beschissen und du hast Angst, aber Versuch bitte dich ein bisschen zu beruhigen." Frederik lächelte mich besorgt an. Ich nickte und atmete wieder tief ein und aus.

Als ich mich beruhigt hatte, fingen die Untersuchungen an. Ein Ultraschall meines Herzens - nutzlos, es brachte uns nicht weiter. Die Schwester, die mir ihren Namen immernoch nicht verraten hatte und eigentlich konstant so stand, dass ich ihr Schildchen nicht lesen konnte, versorgte meine Finger. Irgendwie war sie mir unsympathisch. Zu sehr geschminkt, zu gleichgültig, zu unecht. Aber man sollte nicht vorschnell urteilen, dass hatte ich schon früh gelernt. Die Finger meiner unverletzten Hand trommelten in einem schnellen Rhythmus auf die Liege, während der Arzt Mal wieder telefonierte. Hatte ich nur das Gefühl oder waren Ärzte dauernd am telefonieren? Vermutlich ersteres, ich war einfach zu nervös.
"Also. In..." Frederik sah auf seine Uhr. "Zehn Minuten hast du einen Termin für ein MRT deines Herzens." Na toll. Eine halbe Stunde regungslos daliegen würde meine Angst natürlich besser machen. Aber es war vermutlich auch das einzige, das es besser machen würde. Endlich Klarheit zu haben, was jetzt genau mit mir los war wäre schon echt toll. Also lasse ich es über mich ergehen, auch wenn ich mich beinahe zu Tode langweile. Zudem werde ich langsam müde. Ich freue mich einfach darauf, im Bett zu liegen und mich zu entspannen. Aber erstmal muss ich mich noch gedulden.

Als ich endlich, ENDLICH!, im Bett lag und mit Jessie redete, war ich leider doch nicht so entspannt wie ich gedacht hatte. Der Befund ließ auf sich warten. Jessie versuchte ihr Möglichstes, um mich abzulenken, aber es war nicht genug. Die Angst hielt mich in ihren eisigen Klauen und weigerte sich, mich loszulassen. Irgendwann verkündete ich, ich sein müde, und drehte mich auf die Seite. Jessie nickte verständnisvoll und schnappte sich ein Buch. Über das Zimmer legte sich eine erlösende Stille. Mein Kopf hatte angefangen zu Pochen. Stress tat mir nicht gut. Hat er noch nie, würde er nie. Definitiv. Ich wickelte mich enger in meine Decke und presste die Augen zu. Ich wollte nur noch schlafen. Aber mein Kopf ließ das nicht zu. Weiterhin jagte ein Gedanke den anderen und mein Kopf fühlte sich langsam an, als würde er explodieren. Ich wollte zu Veronica. Oder zu Sina. Ich brauchte jemand, den ich kannte, dem ich vertraute, der mich einfach nur festhielt und mir halt gab. Ich mochte Jessie, keine Frage, aber es war etwas anderes von jemandem beruhigt zu werden den man seit langem kannte oder von jemandem, den man erst kennengelernt hatte. Am meisten würde ich mich jetzt über einen Anruf meines Vaters freuen, aber er, der mich die ganze Zeit mit seinen Anrufen genervt hatte, hatte jetzt wohl nicht mehr den Mumm sich bei mir zu melden, jetzt da ich krank war. Vielleicht wollte er mich auch nicht mehr... Schließlich könnte es ja sein dass ich chronisch krank war... Quatsch, ich war schließ mich seine Tochter. Das würde er nicht machen, oder? Ich seufzte leise. Bis vor ein paar Wochen war mein Leben doch noch normal. Warum war jetzt alles so verdammt kompliziert?
Noch eine Weile verfolgte mich dieser Gedanke, bis ich endlich einschlief. Doch das brauchte auch nicht die gewünschte Erholung. Im Fünf-Minuten-Takt wachte ich wieder auf, und als ich es endlich schaffte, etwas länger zu schlafen, träumte ich so schlecht, dass ich, nachdem ich aus dem Traum aufgeschreckt war, nicht mehr einschlafen wollte. Jessie war mittlerweile über ihrem Buch eingeschlafen. Gemütlich sah es nicht aus... Aber ich wollte sie jetzt nicht wecken. Also starrte ich in die Dunkelheit, bis ich schließlich doch in einen Erschöpfungsschlaf sank.

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Krass, ich hab's noch geschafft!
Mit dem Kapitel hab ich echt kämpfen müssen •~•

Und über uns die Sterne [ASDS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt