Manchmal geschieht es in tiefer Nacht,
Daß der Wind wie ein Kind erwacht,
Und er kommt die Allee allein
Leise, leise ins Dorf herein.Und er tastet bis an den Teich,
Und dann horcht er herum:
Und die Häuser sind alle bleich,
Und die Eichen sind stumm ...
~RilkeAls ich das nächste Mal aufwachte ging es mir zwar nicht wirklich besser, aber zumindest hatte ich nicht mehr das Gefühl, dass mein Kopf mit Watte ausgestopft ist. Und ich war alleine. Dunkelheit hüllte das Wohnzimmer ein, nur das weiche, orangene Licht der Straßenlaternen wandert durch den Nebel draußen vor der Fensterfront. Der Wind toste um die Ecken, erzeugte ein pfeifendes Geräusch. Mein Schädel brummte und mir war kalt. Eine Weile Versuchte ich, einfach wieder einzuschlafen, doch es war einfach unmöglich. Erstens hatte ich Angst vor weiteren Albträumen, zweitens tat mir alles weh. Ich hasste es krank zu sein. Man schlief den halben Tag und lag dafür dann die halbe Nacht wach. Vielleicht würde ja ein Glas Wasser helfen? Dann könnte ich mir auch noch eine Decke holen.
Vorsichtig setzte ich mich auf. Der Schwindel hielt sich in Grenzen. Ging doch. Trotzdem übertrieb ich es nicht und war ebenso vorsichtig, als ich dann entgültig Aufstand. Mein Kreislauf war dabei sich zu verabschieden, fing sich dann aber doch. Als mein Sichtfeld wieder komplett klar war tapste ich in der Dunkelheit vorwärts. Es war schön, dass ich mich hier auch mit geschlossenen Augen zurecht finden könnte. So schaffte ich es, nur einmal angucken, und das nur, weil ich, tollpatschig wie ich war, über meine eigenen Füße stolperte. In der Küche holte ich mir ein Glas heraus und füllte es mit Wasser. Dabei zitterte ich so sehr, dass einiges an Wasser daneben ging. Vorsichtig nippte ich am Wasser, und plötzlich kam der Schwindel zurück, tausend Mal schlimmer als zuvor. Meine Beinee knickten weg und ich landete auf dem Boden. Erschöpft bleib ich liegen. Die Kraft zum Aufstehen fand ich beim besten Willen nicht mehr."Oh Gott Kassandra!" Einen Laute Stimme weckte mich und rief heftige Kopfschmerzen hervor. Deshalb ließ ich die Augen geschlossen. "Scheiße." murmelte die Person, die gerade anscheinend in die Küche gekommen war. Da meine Sinne allgemein ziemlich betäubt waren, wusste ich nur dass es ein Mann war. Aber welcher? War Alex überhaupt noch da? "Oh Gott was ist denn hier passiert?" Auch wenn ich mir bei der Stimme nicht hundert Prozent sicher war, den französischen Akzent erkannte ich hundertmal. "Veronica. Geh hoch und Weck Alex." Also war der Mann, der jetzt ein paar Schritte zu mir machte, Phil. Ich hörte, wie er leise die Luft einzog, dann entfernte er sich wieder. Dann kam Alex herein.
"Ach du scheiße was ist denn hier passiert?" "Zieh dir lieber Schuhe an. Ich bin gerade in eine Scherbe getreten. Aber nur ne kleine, keine Sorge." Phil war anscheinend wieder da. Er kam auf mich zu, und jetzt konnte ich auch Glas knirschen hören. Wo kam denn das jetzt her? Eine Hand auf meiner Schulter ließ mich leicht zusammenzucken. "Kass? Kannst du mich hören? Mach bitte Mal deine Augen auf. Aber nicht bewegen, ja?" Warum denn nicht? Vorsichtig machte ich ein Auge auf. Und schloss es gleich wieder. Was ich gesehen hatte reichte mir schon. Phil tätschelte mir leicht die Wange. "Augen auf bitte." Ich hörte weitere knirschende Schritte. Leise seufztend schlug ich die Augen auf, und Phil sah zufrieden aus. Schnell richtete ich meinen Blick gen Decke, doch es half nichts. Aus dem Augenwinkel sah ich meinen Arm. Und der lag in einer, zwar getrockneten, aber das machte es nicht wirklich besser, Blutlache. Sofort hatte ich ein sehr flaues Gefühl in der Magengegend. Jetzt stellte sich auch ein unangenehmes Brennen in meinem Arm ein. Deshalb schloss ich ein Auge wieder. "Kass? Was ist denn passiert? Warum liegst du hier?" Ich öffnete den Mund um zu antworten, allerdings kam nur ein Kratzen heraus. Ich räusperte mich noch Mal. "Ich wollte mir was zu trinken holen. Ich bin umgekippt. Und ich glaube dann könnte ich nicht mehr aufstehen." "Wieso nicht? Spürst du deine Beine noch? Hast du dich irgendwo gestoßen?" Ich musste fast lachen, als ich hörte, wie entsetzt Alex war. "Ich war einfach zu schwach." "Oh okay. Und die Scherben?" "Vermutlich das Glas." Jetzt spürte ich Phil's kühle Finger an meinem Arm, sie wanderten wie automatisch zu meinem Handgelenk. "Hmm..." Irgendwie klang es besorgt. "Alex? Gehst du Mal schnell das Fieberthermometer holen? Ich Guck mir den Arm an. Und ab besten bringst du einen Besen mit." "Den hab ich schon. Hier." Das war Veronica. "Super Veronica. Kannst du das bitte machen?" "Ja klar." Phil Hmmmte nochmal. Als Alex wieder zurück kam, fiel es mir immer schwerer, die Augen auf zu lassen. Er steckte mir das Fieberthermometer ins Ohr. "40,1." Ich wusste selbst, dass das nicht gerade prickelnd war. "Wir fahren ins Krankenhaus. Einer der Schnitte am Arm sieht auch aus, als müsste er genäht werden." Bestimmte Phil und schupps schwebte ich in der Luft. Wie Alex gestern trug mich Phil aus dem Haus. Gerade ging oben in meinem Zimmer das Licht an. Jetzt musste Sina also aufstehen. Phil bugsierte mich hinten ins Auto. Alex wollte vorne einsteigen, aber Phil hielt ihn zurück. "Ich fahre." "Nur weil es mir gestern nicht so gut ging heißt dass nicht, dass ich jetzt nicht fahren könnte!" maulte er leise, während er zu mir nach hinten ins Auto stieg. Kaum hatte er sich angeschnallt, fuhr Phil los.
Ich fing wieder an zu zittern. Warum musste es hier so kalt sein? Alex sah mich mitleidig an. "Wenigstens Blutet dein Arm nicht mehr." Diese Aussage war wohl gut gemeint, aber außerordentlich dumm. Denn es hatte zur Folge, dass ich nach unten auf den Arm schaute. Und sah, dass Alex Aussage nicht mehr so wirklich stimmte. Anscheinend war ein Schnitt wieder aufgegangen, oder gleich mehrere, denn es blutete nichtmal wenig. Mir würde sofort schlecht, und, mit ein paar Sekunden Verzögerung, dann auch schwindelig. Hatte ich schon Mal erwähnt dass ich mein eigenes Blut nicht sehen kann? "Ist alles OK? Du bist sogar noch blasse... Scheiße Phil Gib Mal ein bisschen Gas. Kass? Kassandra! Bleib bitte wach! Ach verdammt." Ich hatte die Augen geschlossen und es war, als würde ich unter Wasser gezogen. Ich bekam noch ein bisschen was mit, aber konnte, und vielleicht wollte auch nicht, nicht die Augen öffnen oder anders auf mich aufmerksam machen. "Gerade ging es ihr doch noch einigermaßen Gut?" Das war Phil. "Ja aber jetzt ist sie weggekippt. Ihr Arm blutet wieder. Das sieht echt übel aus." So genau wollte ich das alles ger Nicht wissen. Alex rubbelte mir, so gut es ging, über das Brustbein, was echt schmerzhaft war, aber es könnte mich nicht aus meiner Regungslosigkeit holen. "Kass wach auf!" Alex klang ein bisschen verzweifelt. Langsam tauchte ich wieder auf und als Alex nach meinem Handgelenk griff, bewegte ich leicht die Hand. Er griff sofort nach meiner Hand. "Wenn du mich hörst, kannst du meine Hand drücken?" Als ich ihm leicht die Hand drückte, höre ich in erleichtert ausatmen. Ich versuchte, die Augen zu öffnen, und siehe da, es funktionierte. "Da bist du ja wieder." Ich sah erst ihn an, dann nach vorne, und bekam fast einen Herzinfarkt. "Phil. Bitte. Fahr. Langsamer. Ich will nicht sterben!" Alex lachte leise. "Siehst du? Ich hätte fahren sollen."
In der Klinik würden wir von den Krankenschwestern erstmal komisch angesehen. Wir müssten wohl ein lustiges Bild abgeben, ich in Schlafanzug, was mich momentan wundersamer weiße gar nicht störte, ich war einfach zu müde, und Phil und Alex, die so aussahen, als wären sie gerade erst aus dem Bett gefallen. Der Arzt, der in diesem Moment in die Notaufnahme kam, sah uns überrascht an. "Phil! Alex! Mit euch hab ich jetzt überhaupt nicht gerechnet. Wen habt ihr für mich?" Er grinste uns schief an. "Kassandra Meisner, die Freundin meiner Tochter..." "Und meine Cousine" "... Sie ist krank und heute Nacht in der Küche zusammengebrochen, und in die Scherben ihres Glases gefallen." "Na dann, kommt Mal mit." Alex, der mich auf dem Arm hatte, setzte sich in Bewegung und folgte dem Arzt in den Schockraum. Dort legte er mich auf einer Liege ab. Der Arzt lächelte mich an. "Ich bin Malte Petersen. Als Alex Cousine darfst du mich gerne duzen. Nicht erschrecken, Schwester Linda misst die gleich Fieber im Ohr." Ich ließ die Untersuchung über mich ergehen, ich fühlte mich gerädert, nicht mehr in der Lage, mich irgendwie zu wehren. Als der Arzt sich dann meinem Arm zuwendet, schloss ich vorsorglich meine Augen, woraufhin ich von drei Ärzten und zwei Krankenschwestern angemault würde, ich solle sie doch auflassen. Leise lachend öffnete ich die Augen wieder, was einen leichten Hustkrampf zur Folge hatte.
Wenige Stunden später lag ich mit einem genähten Arm auf der Kinderstation und war gerade aus einem erholende Schlaf erwacht. Ich würde noch bis heute Abend bleiben müssen, danach durfte ich nach Hause. Mein Handy auf dem kleinen Nachttischchen neben mir viebrierte. Felix. In meinem Bauch erhoben sich taudend Schmetterlinge.
Bist du krank? Soll ich dir die Schulsachen mitbringen?
Ja, leider🥴🤧🥺, brauchst du nicht, Sina macht das, aber danke!
Fast sofort kam eine Antwort.
Okay super. Dann erhol dich gut.
Danke. Drück mir die Daumen dass ich hier nicht vor Langeweile sterbe. Ich hasse das Krankenhaus.
Du bist im Krankenhaus?! Oh Gott, du Arme! Was ist denn?
Bin auf ein Glas gefallen, nichts wildes. Mir geht's gut. Sag Mal, müsstest du nicht gerade Unterricht haben?
Ähm...😅
Handy weg!
Aj aj Captain
Irgendwie süß dass er mitten im Unterricht mit mir geschrieben hatte. Mit einem warmen Gefühl im Bauch und einem Lächeln auf den Lippen schlief ich wieder ein.
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1618 WörterMal ein längeres Kapitel, konnte einfach keinen Abschluss finden.
Hat jemand von euch eine Idee für den Namen des Kapis?
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Und über uns die Sterne [ASDS]
FanfictionNach außen hin Scheint Kassandra das perfekte Leben zu führen: Reicher Vater, Gute Noten, in der Schule beliebt. Aber ihr Leben ist alles andere als perfekt. Ihre Mutter ist tot und ihr Vater kaum da. Ihre einzige Stütze im Leben ist ihre beste Freu...