schwarzer Fall

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¡!TW!¡
Ich schlief leider nur kurz. An dem Zeitpunkt, zu dem ich einschlief, musste es schon ca. 1 Uhr morgens gewesen sein, weshalb ich nicht lange schlief. Doch die länge des Schlafes war nicht das eigentliche Problem, Drachen können eine Woche ohne Schlaf Langzeitflüge durchziehen, dass Problem war die Art des Schlafes. Jede halbe Stunde wachte ich schweißgebadet auf. Sowie in diesen Moment. Ich schlug die Daunendecke von mir weg und setzte mich kerzengerade auf. Der Schweiß ließ meine Haare in meinem Gesicht kleben, und der kalte Luftzug, der durch mein geöffnetes Fenster strich, ließ mich zittern. Leise fluchend  stand ich auf und ging auf das Fenster zu, doch dann viel mir etwas auf. Der Raum in dem ich mich befand, hatte zwar alle Möbel meines Zimmers inklusive des Fenster, doch die Wände bestanden aus grobem Stein und sahen meiner alten Höhle in Afrika zum verwechseln ähnlich. Etwas verunsichert drehte ich mich zum Fenster zurück und blickte hindurch. Außerhalb dieses Raumes war es stockfinster. Es gab keinen Anschein auf nur ein kleines Licht. Ich betrachtete die Scheibe des Fensters genauer und erkannte viele kleine Risse und Sprünge, die Sich vom Rand des Glases bis in die Mitte zogen. Etwas in der Spiegelung regte sich. Behutsam, um der Person nicht aufzufallen, drehte ich mich um. Die gesamte Ausstattung war verschwunden, bis auf eine kleine hölzerne Tischlampe, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Sie schien nirgendwo angeschlossen zu sein, war jedoch trotzdem ein beängstigend flackerndes Licht auf die Höhlen wänden. Verstört, von der Situation und beängstigt schlich ich auf die Lampe zu. Bei jedem Schritt den ich auf sie zu kam, wurde sie Schwächer und als ich bei ihr ankam, ging sie mit einem knall aus. Verschreckt von dem lauten Geräusch, dass an den Höhlenwänden wieder hallte, sprang ich in die Luft. Als ich wieder aufkam, war der Boden ausgelegt mit Stroh. Vor mir war ein grelles Licht, dass mich blendete. Ich ging darauf zu und es wurde immer heller. Irgendwann war es so hell, dass ich die Augen schließen musste. Ohne eine einzige Möglichkeit mich zu orientieren blieb ich stehen. Mein Körper fühlte sich an, als würde die Welt sich drehen. Mir wurde Schwindelig und ich versuchte krampfhaft stehen zu bleiben. Auf einmal verschwand das grelle Licht, welches mich auch durch meine geschlossenen Lieder geblendet hatte. Verwundert öffnete ich meine Augen. Ich stand auf einer Klippe, mit einem perfekten Ausblick über die afrikanische Savanne. Nein, das war nicht irgendeine Klippe. Geschockt blickte ich hinter mich und sah in meine alte Höhle. Vorsichtig blickte ich zu meiner Seite. Tränen liefen mir über die Wangen und ich stolperte einige Schritte zurück. Vor mir stand mein Vater, ein großer, edel schauender schwarzer Drache. Doch er war nicht das was er mal war, seine Schuppen waren matt, seine Augen hatten jeglichen Glanz verloren, und sein Köper war blutverschmiert.  Der Pfeil steckte immernoch dort, wo dieser Mensch ihn hinein geschossen hatte. Meine Sicht verschwamm, von noch mehr Tränen. Der große behornte Kopf meines Vaters drehte sich zu mir. Seine Augen wirkten traurig, allerdings drückten sie auch gleichzeitig eine unglaubliche große Leere aus. Nach vielen Jahren erklang das erste mal wieder seine dunkle Stimme in meinem Kopf. Doch in diesem Fall klang sie so wütend, dass er mich gedanklich schon anbrüllte. Seine Stimme war so laut, dass sie mir das Gehirn fast zerfetzte, und während er sprach entwich ihm hin und wieder ein tiefes Grollen. Das erste was ich nach so vielen Jahren von ihm hörte war:" Warum hast du mich getötet?! War ich dir so wenig wert, dass ich gehen musste?!" Schockiert riss ich meine Augen auf und trat noch einen Schritt zurück. Mit brechender Stimme sprach ich:" Ich...ich wollte dich nicht umbringen. Ich wollte das nicht. Es war nicht meine Schuld." Wieder knurrte er mich wütend an:" NICHT DEINE SCHULD?! ES IST NUR DEINE SCHULD! OHNE DICH WÄRE ICH NOCH AM LEBEN! NICHTMAL RICHTIG GETRAUERT HAST DU! BUST EINFACH ZU DIESEN MENSCHEN GERANNT! DAS IST ERBÄRMLICH! SOGAR EINEN NEUEN NAMEN HAST DU! DU BIST EINFACH WEGGERANNT, WELCHER WIRKLICHER DRACHE TUT SOWAS?!" Mit dem Rücken an der Felswand rutschte ich auf den Boden. Ich schluchzte, winkelte meine Beine an und verschluckte mich ein paar mal an meinen Tränen. Währenddessen flüsterte ich immer weiter vor mich hin:" Es tut mir leid. Ich wollte das nicht, es tut mir so leid!" Der große, leblose schwarze Drache beugte sich über mich und knurrte mich an. Eine Flamme zischte über mich hinweg, und in meinen Kopf erklang immer wieder, dass ich erbärmlich sei. Verzweifelt senkte ich den Kopf in die Knie, hielt die schützend über meinen Kopf und schluchzte weiter. Meine Augen kniff ich stark zusammen. Wieder wurde mir schwindelig und alles drehte sich. "Bitte lass es vorbei sein! Ich weiß das ich Schuld bin, es ist alles meine Schuld!", ging es dabei weiter durch den Kopf. Nach einiger Zeit öffnete ich meine Augen wieder. Um mich herum war alles dunkel. Ich selbst saß in einem Kegel aus Licht. In etwas weiter Ferne war ein zweiter Kegel aus Licht, in dem ich die Umrisse von Amelia und Charles erkannte. Mit etwas Hoffnung, und noch immer sehr verzweifelt, verließ ich den Kegel aus Luft und rannte auf den anderen zu. Ich rannte so schnell ich konnte, doch der Lichtkegel kam einfach nicht näher. Ich stolperte und legte mich längs aufs Gesicht. Der Schmerz durchzuckte meinen Körper und ich zischte leise auf. Doch das hielt mich nicht auf. Mit schmerzendem Körper rannte ich weiter, doch ich erreichte den Lichtkegel einfach nie. Verzweifelt sank ich auf die Knie und vergrub den Kopf in den Händen. Wieder fing ich an zu weinen. Doch dann sah ich etwas vor mir. Zwischen mir und dem Lichtkegel war nur noch ein Handbreit abstand. Ich hockte in der Dunkelheit und direkt vor mir standen Amelia und Charles im Licht und blickten verächtlich auf mich hinunter. Amelia fing spöttisch an zu sprechen:" Du machst schon wieder so viele Probleme, wie kommst du nur auf die Idee vor uns zu weinen? Der Teppich wird doch nass!" Sie lachte und Charles sprang mit ein:" Ich bin froh, dass wir dich bald endlich los sind!" Das schluchzen hatten vor einiger Zeit aufgehört. Mittlerweile liefen mir die Tränen einfach stumm aus den Augen. In der Hoffnung, dann wieder woanders hinzukönnen, schloss ich die Augen. Wie erwartet drehte sich wieder Alles und mir wurde schlecht. Als es wieder aufhörte, spürte ich unter mir Blätter, Erde und Kiefernadeln. Verwundert öffnete ich die Augen und blickte mich im dunklen Wald um. Ich erkannte nur die naheliegenden Bäume, hinter ihnen schien es wie abgeschnitten. Der Himmel war pechschwarz. Es gab weder ein Zeichen auf Sterne und Mond noch auf Wolken. Hinter mir knackte ein Ast und alamiert sprang ich auf. Hinter einem der Bäume erschien Jeffrey in seiner Gestalt als grauer Wolf. Er wirkte kräftiger als sonst. Seine Gedankenstimme war getränkt vor Hass und Aggression:" Du mickriger Morpher! Du denkst du wärst besser als wir andern NORMALEN Woodwalkern!" Er knurrte und lief, zum Kampf geduckt, auf mich zu, ich ging immer weiter zurück. Verunsichert, verzweifelt und mich selbst schützend, sagte ich:" N-nein! Ich bin auch normal!" Verächtlich zuckte Jeffrey mit den Ohren, knurrte und sprach, von Ekel getrieben:" Du und normal! Das ich nicht lache! Du bist widerlich! Du könntest niemals normal sein! Morpher, und vor allem du, sind eine Schande!" Wieder fing ich an zu weinen. Still und leise, ohne ein Geräusch, liefen die Tränen über mein Gesicht und tropften auf den Waldboden. Ich lief immernoch rückwärts, von dem knurrenden Wolf, zurück. Hinter mir lichtete sich der Wald und ich erkannte wo wir waren. Jeffrey trieb mich immer weiter zum Klippenrand über Jackson Hole. Er schnaubte belustigt über meine Angst, knurrte, und sprach weiter:" Du denkst, du könntest dir alles erlauben!" Er trieb mich noch etwas näher zum Klippenrand, zwischen mir und dem Abgrund, waren nur noch ca. 3 Meter. Seine hasserfüllte Stimme ertönte wieder:" Alles. Sogar, dass du deinen Vater ermordest! Denkst du, keiner würde dich zur Rechenschaft ziehen?" Meine Augen weiteten sich und leise flüsterte ich:" W-woher weißt du das! Ich wollte das nicht! Wirklich nicht!" "Du wolltest das nicht? Denkst du dein Vater wollte sterben?! Denkst du dein Vater wollte überhaupt ein Kind haben?! Du bist und warst schon immer ein Fehler! Du wirst niemals etwas anderes sein!" Mittlerweile war ich am Rand der Klippe angekommen. Unter mir brachen schon die ersten Kieses ab und polterten hinunter. Jeffreys Stimme triefte vor Abscheu, als er weitersprach:" Niemand wollte dich je hier haben!" Zusammen mit diesem Satz holte er aus, vergrub seine Krallen in meiner Seite und schubste mich von der Klippe. Der Wind toste um meinen Körper und verwehrte mir jede Möglichkeit etwas anderes zu hören. Mein gesamter Körper fühlte sich taub an, währen ich mit dem Blick zur Klippe nach unten sauste. Mein Fall fühlte sich an wie Zeitlupe. Aus meiner offenen Flanke flossen Unmengen an Blut, die ich noch im Fallen dabei beobachten konnte, wie sie sich in der Luft verteilten. Ich weinte, die Tränen gesellten sich zu meinem Blut, aber ich empfand keine Trauer mehr. Ich war verzweifelt, allerdings fühlte ich mich auch erleichtert. Sie alle hatten Recht. Es war meine Schuld und niemand wollte mich hier. Es war erleichternd, zu wissen, dass alles gleich ein Emde haben würde und es war erleichternd zu wissen, dass ich niemandem mehr schaden konnte. Ich nahm es an und mit diesem Gefühl gab ich mich dem Fallen hin. Ich verschmolz mit dem Rauschen des Windes, beobachtete den Tanz meines Blutes und wartete ab. Das warten lohnte sich. Nach nur ein paar Sekunden spürte ich festen Boden aus Stein. Ich hörte das befreiende knacken meiner Knochen, die auf dem Boden aufschlugen und dann wurde alles schwarz. Es war endlich vorbei.
¡!TW-Ende!¡

Die Drachin AfrikasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt