kleine Klippe

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Jeffrey riss mich aus meinen Gedanken, indem er mit seinem Zeigefinger in meinem Arm piekte. Ich setzte mich wieder auf, und sah auf Jeffrey hinunter. Er grinste, setzte sich ebenfalls auf und sagte dann:" Ich muss dir übrigens noch was voll cooles sagen!" "Achja, und was kann das bitte sein?", erwiderte ich und musste lächeln. Jeffrey strahlte jetzt übers ganze Gesicht:" Miss Clearwater sagt, nach den Winterferien kannst du an der Clearwater High anfangen! Das ist doch voll cool, oder?" " Ja. Das ist es", es freute mich sehr, Jeffrey wieder glücklich zu sehen. Bei unserem ersten Treffen war er wirklich sehr traurig, und ich wollte alles versuchen, damit er wieder glücklich sein könnte. Er fing wieder an zu sprechen:" Heute war es ziemlich lustig in der Schule. Leroy hat sich vor Mister Ellwood erschrocken, und ihn aus versehen angesprüht!" Jeffrey fing an laut zu lachen, noch verstand ich aber nicht, warum das lustig war und fragte nach:" Was ist Leroy denn für ein Tier?" "Er ist ein Skunk", sagte der immer noch lachende Jeffrey. Nach kurzer Zeit beruhigte er sich, und musterte mich dann nachdenklich "Ist irgendwas?", fragte ich, da mir diese Situation etwas unangenehm war. Jeffrey antwortete schnell:" Nein nein. Ich frag mich nur, ob du das Geschrei vorhin auch gehört hast." Ich nickte nur, und schaute dann wieder hoch zu den Wolken. Jeffrey nahm mein Nicken als Zeichen, nicht weiter darüber zu reden, und wechselte das Thema:" Wie war dein Tag eigentlich?" "Naja, halt gut", ich lächelte, doch innerlich erinnerte ich mich schmerzlich daran, was meine Pflegeeltern vorhatten. Da ich teilverwandelt war, konnte Jeffrey leider trotzdem spüren, wie es mir wirklich ging. Er legte den Kopf schräg und fragte gerade heraus:" Was ist passiert?" "Meine Pflegeeltern...", antwortete ich, doch dabei schaute ich nicht in Jeffreys Gesicht. Ich blickte hoch zum Himmel und wünschte mir wirklich sehr, dass ich wieder fliegen könnte. Ich spürte Jeffreys fragenden Blick auf mir, deshalb sagte ich traurig:" Sie wollen mich loswerden. Wie es scheint, mache ich zu viele Probleme." Ich lachte gezwungen und merkte wie meine Sicht verschwamm. Jeffrey wirkte bedrückt, und versuchte mich auf zu muntern. Er stand auf und sagte, stolz über seine Worte:" Naja. Ist doch gut! Wenn diese blöden Menschen dich nicht haben wollen, merken die auf jeden Fall nicht wie toll und nett du bist! Und wenn die das nicht bemerken, sind sie es sowieso nicht wert mit dir zu wohnen. Ich wette deine neuen Menschen werden viel besser, und wissen was für ein Glück sie mit dir haben!" Er lächelte stolz und auch ich kam nicht darum herum zu lächeln. Er hielt mir seine Hand entgegen und ich zog mich an dieser hoch. Wir standen uns gegenüber, aber keiner von uns dachte, glaube ich jedenfalls, gerade über diesen Moment nach. Ich schaute wieder hoch zum Himmel und Jeffrey starrte ins Nichts. Nach einiger Zeit fixierte sich sein Blick wieder. Er schaute mich an, wurde leicht rot und sagte dann:" Wir haben übrigens eine neue Schülerin in der Klasse. Sie wollte eigentlich schon zu Anfang des Schuljahres zu uns kommen, hat sich aber verspätet. Tut mir leid, dass du nicht schon jetzt zur Clearwater High kannst. Aber du musst noch bis nach den Winterferien warten. Sie hat sich halt schon früher angemeldet." Ich lächelte verständnisvoll. Doch dann merkte ich etwas. Im schwachen Licht der Sterne, erkannte ich deutlich wie rot er war. "Ohhhh, eine neue also. Wie ist sie denn so?", fragte ich leicht neckend und tausend mal so neugierig. Jeffrey wurde noch röter und nuschelte in seine Jacke, verstanden habe ich ihn aber trotzdem:" Ich weiß nicht. Sie erinnert mich irgendwie an Trudy. Ich weiß echt nicht warum. Es ist verrückt. Ich habe noch kein Wort mit ihr gewechselt, habe keine Ahnung wie sie heißt, aber da ist irgendwas, dass ich davor nur bei Trudy gespürt habe." Seine Stimme wurde trauriger und er seufzte leise Trudys Namen. Da ich auf keinen Fall wollte, das er traurig war, boxte ich in freundschaftlich und verwandelte mich in einen vollständigen Menschen. Durch die Löcher meines Pullover an meinem Rücken, strich ein kalter Windhauch, und ich bekam leichte Gänsehaut. Jeffrey blickte mich irritiert an, doch ich grinste nur breit und sagte stolz:" Ich muss dir was zeigen." Seine Augen musterten mich fragend, doch er nickte. Wie als hätte ich darauf gewartet, rannte ich zur Klippe, drehte mich nochmal um und ließ mich rückwärts fallen. "Bist du verrückt!?!?", rief Jeffrey mir hinterher, doch wirklich darauf achten tat ich nicht. In Gedanken hatte ich nur eine Sache:" Scheiße! Hoffentlich ist es tief genug!!!!" Noch in der Luft streifte ich so schnell wie möglich meine Klamotten ab, und verwandelte mich. Auf meinem Kopf bildeten sich Schuppen, mein Gesicht und Maul verformten sich und mir wuchsen große Hörner aus der Schädeldecke. Genau überdacht hatte ich das definitiv nicht. Je mehr ich mich verwandelte, desto schwere wurde ich. Und je schwerer ich wurde, desto schneller viel ich. Als mir aus meinem geschuppten Rücken endlich Flügel wuchsen, bekam ich ein ziemlich großes Problem. Ich war keine Katze. Und durch meine massive Größe schaffte ich es nicht, mich im Fallen in der Luft zu drehen. Mit dem Rücken zum Boden viel ich immer schneller nach unten. Außerdem hatte ich so starken "Fallwind" aufgebaut, dass mir meine Flügel stark an den Körper gepresst wurden. Ich schaffte es einfach nicht sie richtig anzulegen. Und wenn ich dass nicht schaffte, würde ich auf dem Boden aufschlagen wie ein Stein. Panisch schaute ich nach unten. Der Boden war schon viel zu nah. Noch ein letztes mal versuchte ich meine Flügel zu ordnen. Mit großer mühe schaffte ich es endlich meine Flügel richtig an meinen Körper zu legen und dadurch konnte ich sie endlich ausbreiten. Ich streckte sie so weit ich konnte und blieb mit einem Ruck knapp über dem Boden in der Luft stehen. Ein höllischer Schmerz durchzuckte von meinem linken Hinterlauf aus meinen gesamten Körper. Ich musste mir ein Brüllen unterdrücken und sackte die letzten Zentimeter zu Boden. Ich blickte mich vorsichtig um und erblickte meine Kleidung um mich herum verstreut. Leise wisperte ich:" Verflixt! Zuhause waren die Berge hoch genug. Oder war ich damals nur kleiner?" Nach kurzer Zeit, in der ich mich beruhigte, bewegte ich meine Flügel leicht. Wie es schien, war mit diesen noch alles in Ordnung, also stieg ich wieder in die Luft und schnellte an der Wand der Klippe empor. Das ich dabei meinen linken Hinterlauf stark anwinkelte, bemerkte nicht einmal ich. Ich schnellte über die Kannte der Klippe, stieg noch etwas höher und blieb dann in der Luft "stehen". Besorgt blickte mir Jeffrey entgegen:" Geht es dir gut?"

Die Drachin AfrikasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt