Ich war unglaublich hungrig, denn seit vier Stunden saß ich hier oberhalb von Jackson mitten in den Rocky Mountains. Ein rascheln im Laub zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich hörte wie sich etwas ängstlich immer weiter in Richtung Osten bewegte. Mein Magen knurrte und ich hatte keine andere Wahl. Ich vergewisserte mich, dass das Tier kein Woodwalker war und schlich ein Stück näher an das Tier heran. Es war leicht als Kaninchen zu erkennen. Ich Teilverwandelte meine Hände zu Klauen mit messerscharfen Krallen und mein Gebiss zu einem tödlichen Maul mit spitzen Zähnen. Ich duckte mich, sprang und stand dem geschockten Kaninchen gegenüber. Der kleine fast verkümmerte menschliche Teil von mir rief, dass ich ja auch einfach Pilze oder andere Pflanzen essen könnte. Doch mein inneres Monster überwiegte schlussendlich. Ich stürzte mich auf meine Beute. Es zappelte hilflos in meinem Maul, bis ich dem Tier endlich das Genick brach. Das knacken war ein furchtbares Geräusch, und das Blut, dass mir die Kehle hinunter floss war noch warm. Ich legte das tote Kaninchen ab und häutete es mithilfe meiner scharfen Klauen. Die Haut legte ich in einer Alufolie in meine Schultasche, damit ich später eventuell noch etwas "Trockenfleisch" haben würde. Das nun hautlose Kaninchen verschlang ich fast in einem Bissen. Nach diesem kleinen Zwischenfall, nahm ich meinen Rucksack und ging wieder nach unten Richtung Jackson. Bei mir selbst dachte ich:" Ich muss ja nicht nach Hause. Ich gehe einfach in meine Schule. Bringt mir ja auch nichts, wenn ich noch Tage hier bleibe." Ich versuchte mich an den Weg zu erinnern, den ich auch hoch gerannt war, doch vor vier Stunden war ich von Wut und Trauer geblendet und war einfach weggelaufen. Ich versuchte zu hören in welcher Richtung Jackson war, und tatsächlich. Nachdem ich ca. einen Kilometer nach unten gelaufen war hörte ich die erste Landstraße. Auf ihr fuhren die Autos langsam, aber sie hielten niemals an. Nach nur kurzer Zeit, war ich an der Landstraße angekommen. Ich sprang über die Abgrenzung und lief die Straße entlang bis ich in Jackson ankam. Ab hier war der Weg einfacher. Ich musste nur noch dem typischen Geruch von Schule folgen. Um ungefähr 14 Uhr stand ich unschlüssig vor dem Haupteingang meiner Schule. Nach kurzem überlegen ging ich noch auf die Toilette. Im Spiegel erkannte ich, dass in meinen Haaren und an meiner Stirn Blut klebte. Ich war zu erschöpft und faul es mir weg zu waschen, weshalb ich mir nur meine Kapuze tief ins Gesicht zog und in den Flur hinaus trat. Es war sehr still während der Unterrichtsstunden und ich kam schnell voran. Vor meinem Klassenraum, C004, blieb ich stehen. Unsicher hob ich meine Hand um zu klopfen, doch dann nahm ich sie fast sofort wieder runter. Ich hatte ungefähr 5 Unterrichtsstunden geschwänzt. So etwas hatte ich noch nie getan. Würde ich viel Ärger bekommen. Schlussendlich überwand ich mich und klopfte. Die Schülerstimmen verklangen. Gedämpft, durch die dicke Holztür meiner Klasse, hörte ich wie Frau Leafter einen meiner Mitschüler beauftragte die Tür zu öffnen. Ein Stuhl wurde zurück geschoben. Dann kamen Schritte, und schließlich öffnete sich die Tür. Vor mir stand Samantha. Sie war einen Kopf größer als ich, hatte kurze braune Haare und grüne wütend blickende Augen. Sie war eine von der Sorte Mensch, der man lieber aus dem Weg ging. Sie starrte mich feindselig an und sagte mit zugebissenen Zähnen in einem extrem überfreundlichen Tonfall:" Hallo Alexandra. Es freut mich sehr, dass du es einrichten konntest uns nun endlich zu besuchen!" Sie ging zurück auf ihren Platz und ließ mich verunsichert vorne stehen. Frau Leafter schaute mich entgeistert an. "Alexandra! Gut, dass es dir gut geht. Deine Eltern machen sich solche Sorgen! Sie haben die Schule angerufen, und als wir nicht wussten wo du bist, haben deine Eltern die Polizei los geschickt! Sie sagen du wärst du die ganze Nacht im Wald gewesen und würdest nicht mehr mit ihnen reden! Du brauchst dringend Hilfe! In der nächsten Stunde schicke ich unseren Schultherapeuten, Herrn Richter vorbei. Ich gehe mal kurz deine Eltern anrufen, und bescheid sagen, dass es dir gut geht", sagte sie wie aus einem Wasserfall heraus gesprudelt,"Ach und Alexandra, bitte nimm deine Kapuze endlich vom. Kopf. Es schneit hier drinnen gerade nicht, oder?" Sie ging hinaus und schloss die Tür hinter sich. Eine Gruppe von Schülern, Sihlas und seine Freunde, darunter auch Samantha, kamen auf mich zu. Ich wusste, da so eine Situation nicht das erste mal vorkam, was sie vorhatten. Sie umkreisten mich und Sihlas fing an zu lästern:" Ohh. Machen sich deine Eltern etwa Sorgen um die kleine Alexandra?" Seine Clique lachte auf. Als nächstes versuchte eine andere Schülerin einen Witz zu machen, doch Samantha unterbrach sie wütend:" Ruhe jetzt!" Sihlas ignorierte diesen kleinen Zwischenfall und sprach hämisch:" Ist die arme Alexandra so allein, dass sie keinen anderen Ort kennt als den Wald?" Ich sagte nichts, sondern starrte nur weiter auf meine Füße. Es brachte eh nichts, sich mit solchen Leuten anzulegen. Doch ich änderte meine Meinung schnell. Plötzlich griff jemand von hinten nach meinem Rucksack. Ich sprang schnell ein Stück zur Seite, und Samantha verfehlte ihren "Fang" um Haares breite. Wütend zischte sie:" Das hast du nicht gewagt, du kleine Ratte!" Sie rannte auf mich zu und schlug mir mit voller Wucht in den Magen. Ich keuchte laut auf und krümmte mich vor schmerzen. Sihlas nutzte meinen Moment der Schwäche, und verpasste mir einen starken und einen etwas schwächeren Faustschlag ins Gesicht. Ich spürte wie meine Lippe blutete, und mein Auge brannte höllisch. Ich krümmte mich auf dem Boden und tränen vermischten sich auf meinem Gesicht mit Blut. Samantha und Sihlas nutzen ihre Chance und rissen mir den Rucksack vom Rücken. Ich rief noch:" Hey, lasst den sofort liegen", doch es klang weder überzeugend, noch war es hilfreich. Beide fingen an gierig in meinem Rucksack herum zu kramen. Wann immer sie etwas wie Geld oder Essen fanden, packten sie es sich in die Taschen. Schlussendlich war noch ein Fach über. Das Fach. Sie öffneten es und vor Angst das sie die in Alufolie eingewickelte Kaninchen Haut fanden schrie ich auf. Sie griffen in die Tasche und zogen die eben genannte Alufolie aus dem Fach. Ich schluchzte auf. Jetzt war ich aufgeflogen! Sihlas weidete sich an meinem verletzen Anblick. Er ging zu mir hinüber und grinste hämisch:" Nimm doch endlich diese dumme Kapuze ab! Ich will dich heulen sehen. Wenn ich das Wichtige hier auspacke!" Dabei schwenkte er die Alufolie hin und her. Samantha kam näher und riss mir die Kapuze vom Kopf. Verwirrt starrten mich Samantha, Sihlas und deren Leute an. Sihlas stotterte kurz, doch fing sich dann wieder:" Was hast du da in den Haaren? Bist du sogar zu dumm dich zu waschen?!" Er lachte über seinen eigenen Witz, dann packte er die Alufolie mit beiden Händen. Er murmelte bei sich selbst:" Wollen wir mal sehen, was hier so wichtiges drin ist!" Es raschelte, dann verkrampfte sich seine Körperhaltung. Samantha schaute über seine Schulter, dann japste sie auf. Beide drehten sich wieder zu mir. Samantha war der Schreck in das Gesicht und geschrieben und Sihlas sah aus, als hätte er einen Geist gesehen. Einer seiner Leute fragte schockiert:" Warte, dass ist kein Dreck in deinen Haaren, oder? Ist das Blut?! Du Psycho!" Ich nickte nur stumm. Sihlas winkte seine Truppe ängstlich zurück. Ich stand auf, nahm meine Kaninchenhaut zurück und setzte mich an meinen Platz. Während der gesamten Stunde sprachen weder ich, noch irgendeiner aus Sihlas Gruppe. Und dann in der Pause, wusch ich mir endlich das Blut aus den Haaren, und schmiss leider auch die Kaninchenhaut weg.
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Die Drachin Afrikas
FanfictionSkylar ist gefangen zwischen zwei Welten in denen sie beide nicht Zuhause ist. Menschen und Woodwalker dürfen nichts von ihrer wahren Identität als Morpher wissen. Doch nicht nur mit der nicht vorhanden Zugehörigkeit in einer der Realitäten hat sie...