Mauer

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Ich stand nun vor dem Schultor. Der Gestank nach Schweiß und Teenagern umhüllte mich, und trotzdem trat ich hindurch. Auf dem Schulhof standen schon einige Gruppen an Schülern und unterhielten sich, alberten herum oder spielten Spiele auf ihren Handys.

Obwohl ich schon seit etwas mehr als drei Jahren, vollständig integriert, in der Menschenwelt lebte, verstand ich diese Hingabe zu Handys nicht wirklich. natürlich waren sie sehr nützlich für viele Dinge, zum Beispiel die Uhrzeit oder Nachrichten, aber warum muss man auf diesen kleinen Bildschirmen irgendwelche "Tasks" oder "Quests" erfüllen?

Um durch den Haupteingang die Schule zu betreten, musste man einmal quer über den Schulhof laufen, wie ich es auch tat. Ich öffnete die großen Eingangstüren und trat ein in die kalten Flure. Es waren noch ungefähr 10 Minuten, bis der Unterricht anfing, weshalb die anderen Schüler lieber mit ihren Freunden auf dem Schulhof herumstanden. In den ersten Stunden hatten wir Biologie in Raum D004. Ich betrat den Raum, setzte mich auf einen Platz und schaute aus dem Fenster. Währenddessen tauchte ich wieder in meine Gedankenwelt ein:" Ich kann es nicht glauben, dass Charles Luise wirklich so beeinflusst. Er hätte mich ja gar nicht adoptieren müssen!" Langsam füllte sich der Raum immer mehr. Als letztes kam Sihlas mit seinen Anhängern. Das sie Gestern noch so geschockt waren, war Heute längst vergessen. Sihlas hatte es sich eindeutig gut gehen lassen, denn jetzt ließ er sich von Allen bewundern. Viele "Wow" und "Cool" Rufe waren zu hören. Prahlend stellte er sich aufs Lehrerpult und zeigte der gesamten Klasse, wie reich er doch war. Er trug wie immer ein weißes T-shirt, doch darüber trug er die neuste und teuerste Lederjacke die es gab. Auch sein Gefolge, schien etwas abbekommen zu haben. Der Rest seiner "Gang" hatte eine neue Kette oder eine Uhr, die nicht besonders teuer schien, und hielten sich im Hintergrund. Doch Samantha trug eine Schlangenledertasche von Gucci. Sie stellte sich neben das Pult und stellte sich in ihrer vollen größe auf. "Sie ist irgendwie echt klein. Sie geht ja Sihlas nur bis zum Knie, wenn er da auf dem Pult herumspringt", dachte ich. Sihlas war anscheinend fertig damit, sich bewundern zu lassen, und fing an eine Rede zu halten:" Wie ihr sicher Alle wisst, ist bald der Herbstball", er griff sich, sehr von sich überzeugt, in die Haare und sprach weiter," Ich darf sehr freudig berichten, dass der diesjährige Ball von meinem Vater gesponsert wird. Außerdem..." Durch ein räuspern wurde er unterbrochen. In der Tür stand unsere Biolehrerin Frau Köhne. "Herr Sharp, begeben sie sich SOFORT von meinem Pult! Die Infos zum Herbstball wird euer Klassenlehrer euch in der nächsten Stunde geben", meckerte sie. Sihlas sprang vom Pult und setzte sich, sein Gefolge hatte Frau Köhne schon früher bemerkt, weshalb sie schon saßen. Wütend schnaubte Sihlas:" Warum habt ihr mich gewarnt?!" Es schien eine rhetorische Frage zu sein, denn während der gesamten Stunde erhielt er keine Antwort darauf. Ich allerdings konnte mich während Biologie kaum konzentrieren. In meinem Kopf herrschte reichliches Chaos:" Was mache ich nur, wenn mich meine neue Familie nicht auf die Clearwater high lässt? Ich will auf keinen fall in dieser blöden Menschenschule bleiben! Wie läuft so eine Wandlerschule eigentlich?" Schlussendlich war der Unterricht aber auch vorbei und es klingelte zur Pause. Alle Schüler, inklusive mir, strömten hinaus auf den Pausenhof. Ich ging dorthin, wo ich jede Pause war. Bisher hatte ich dort meistens meine Ruhe. Ich ging also wie immer einen kleinen Trampelpfad hinter entlang, und bog um einige Ecken, bis ich an einem abgeschotteten Bereich hinter der Schule ankam. Der Schulhof war im vorderen Bereich mit einem modernen Zaun umrandet, aber hinter der Schule wurden noch die alten Ziegelmauern benutzt. Sie waren ziemlich hoch und es gab eigentlich keine Möglichkeit über sie drüber zu kommen, aber ich hatte meine Wege. Ich verwandelte meine Hände und benutzte meine Krallen um mich in die Wand zu krallen. Nach nur wenigen Augenblicken saß ich auf der Mauer. Meine Menschenschule grenzte an den Wald, und so ließ ich meinen Blick über die Bäume wandern. Tief im Wald entdeckte ich einen Raben, der sich merkwürdig verhielt. Er stand ganz starr auf einem Ast und beobachtete die Schule. Oder beobachtete er mich? Ich wollte mich gerade stärker auf den Raben konzentrieren, da traf mich ein Kiesel am rücken. Erschrocken drehte ich mich um, und unter mir standen Sihlas und sein Gefolge, sie mussten mir auf dem Weg hierher gefolgt sein. Sihlas fing hämisch an, sich über mich lustig zu machen:" Hey Freak! Was war in Bio denn so wichtig?" "Was willst du von mir Sihlas?", fragte ich genervt.

Mein Instinkt sagte mir, dass ich in der Höhe sicher war und in diesem Fall stimmte das. Die Mauer war fast doppelt so groß wie Sihlas, und solange er kein Känguru oder Vogel war, würde er es nie hier hoch schaffen.

Sihlas wurde langsam wütender und giftete:" Wer bist du, dass du einfach Wiederworte gibst?! Beantworte meine Frage oder wir werden dich so zurichten, dass dich nicht einmal deine Mutter wiedererkennt!" Genau wie Sihlas, wurde ich wütend, und mit "Mutter" hatte er einen wunden Punkt getroffen. Ich war es leid, mich von Sihlas und seinen Anhängern herumschubsen zu lassen. Ich war sowieso viel Stärker als sie es je seien würden, und auch wenn es gesetzlich verboten war, seine Tierkraft in der Menschenwelt zu benutzen, würde es doch sowieso niemandem auffallen. "Ich werde ab sofort keine Angst mehr vor dir haben, du Arschloch!", schrie ich ihn in Gedanken an, ohne das er mich hören konnte, und sagte laut:" Wenn du mich verprügeln willst, musst du erstmal hier hoch kommen, oder denkst du, ich würde freiwillig hinunter kommen?" Erst schaute Sihlas kurz nachdenklich, er schien zu überlegen wie er auf die Mauer kam, dann fragte er deutlich gereizt:" Wie bist du Freak da überhaupt hochgekommen, kannst du etwa fliegen?" "Vielleicht", machte ich mich über ihn lustig," Wenn jemand fliegen kann, dann doch nur ein FREAK wie ich, nicht war?" Über meine Antwort schien er kurz verwirrt, doch dann kam ihm Samantha zur Hilfe, indem sie ihm etwas ins Ohr flüsterte. Er grinste wieder hämisch und rief:" Wir müssen dich ja auch gar nicht verprügeln!" Er gab seinen Leuten ein Zeichen, und zusammen mit ihnen, hob er einen Stein auf und warf ihn nach mir. Überrascht keuchte ich auf, als mich der, ca. Faust große Stein mitten in den Magen traf. Ich schwankte etwas, und fiel fast nach hinten über die Mauer. Wütend knurrte ich, da ich mir das nicht ganz unterdrücken konnte. "Oh Nein. Sie ist jetzt wütend. Was willst du tun, uns fressen?", lachten Sihlas und seine Freunde mich aus.

Die Drachin AfrikasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt