Aufgeflogen

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Unschlüssig stand ich vor der großen Tür und wusste nicht was mich dahinter erwartete.  Langsam klopfte ich einmal gegen die schwere Holztür. Dahinter gab es keine Regung. Ich klopfte ein zweites mal und dieses mal sah ich einen Schatten, der durch das Licht welches unter der Tür hervorquoll, leicht zu erkenn war. Die Tür öffnete sich und vor mir stand eine groß gewachsene Frau mit schon etwas schütteren langen weißen Haaren und blickte mich aus gelblichen Augen durchdringend an." Hoffentlich hab ich sie bei nichts gestört", dachte ich etwas eingeschüchtert von ihrem Blick. Ihr Blick allerdings milderte sich jetzt, als sie freundlich sagte:" Komm doch rein und setz dich hin. Den Rest besprechen wir gleich." Verwirrt, weil ich noch immer nicht wusste welchen Rest sie meinte, ging ich in den großen dunklen Raum. Der Boden, die Decke und die vier Wände waren aus dunklem Schwarzeichenholz, wodurch das Licht, dass an der linken und gegenüberliegenden Wand durch zwei Fenster herein schien, noch heller wirkte. An der Wand Rechts von mir stand ein riesiges Bücherregal auf dem ein indianischer Kopfschmuck stand. Er war noch nicht fertig, was mich darauf schließen ließ, dass diese Miss Clearwater ihn selbst machte. Das einzige was in diesem Raum nicht aus Schwarzeichenholz war, war der große Schreibtisch plus die drei Stühle die vor dem Schreibtisch standen. Sie waren etwas heller, genau wieder Schreibtisch, und gepolstert waren sie durch die verschieden farbige Kissen. Den Stuhl hinter dem Schreibtisch erkannte ich leider nicht. Ich setzte mich auf den Stuhl in der Mitte und wartete. Kurze Zeit passierte nichts und ich spürte wie Lissa Clearwater mich musterte. Hinter mir drehte sie sich dann endlich um, legte die Tür ins schloss und ging hinter ihren Schreibtisch. Sie musterte mich kurz dann fragte sie mich freundlich:" Woher kommst du?" "Afrika", sagte ich gerade heraus. Sie schaute mich etwas verdutzt an, dann fing sie sich. "Was machst du dann in Amerika?", fragte sie und ich spürte wieder, wie das gähnende Loch in mir, wieder danach schrie in Afrika aus der Höhle heraus über die langen Steppen bis hin zu Küste zu fliegen, während der warme Aufwind meine ledrigen Flügel in der Luft hielt und mein Vater neben mir her glitt.
Durch ein höfliches Räuspern von Lissa Clearwater wurde ich wieder ins hier und jetzt geholt. Ich saß immer noch in dem dunklen Raum und vor mir saß immer noch Lissa Clearwater. In meinen Augen hatten sich heiße tränen gebildet die schon ein oder zwei Rinnsale auf meinen Wangen hinterlassen hatten. Lissa Clearwater blickte mich fragend an, leise und mit zittriger Stimme sagte ich:" Sie", ich lachte gezwungen auf und sprach dann weiter,"Meine Eltern sind bei einem Hass-verbrechen getötet worden. Hier war die einzige Familie die mich nehmen wollte." Bestürzt sah mich Lissa Clearwater an und fragte mich dann lächelnd:" Du bist keine Woodwalkerin, oder?" Schockiert blickte ich sie an. Meine Trauer war sofort verflogen und wich Panik. Kalter Schweiß lief mir von der Stirn. "Woher wissen sie dass?" Meine Stimme war zittrig aber dennoch bestimmend. Lissa Clearwater lächelte immer noch als sie sagte:" Du kommst mir bekannt vor." Ich wusste nicht genau was sie damit meinte doch da fragte sie schon:" Welche Morpher-Gestalt hast du?" Überrumpelt sagte ich nur:" Drache", und starrte sie weiter an. Diese Frau wusste wer oder was ich war und es schien sie überhaupt nicht zu interessieren. "Wie heißt du wirklich, und warst du auf der afrikanischen Morpher-Schule?", fragte sie weiter. Ich starrte sie immer noch an, doch antwortete selbstsicher:" Ich heiße Skylar Dragonscale und ja, ich war ein Jahr auf der Morpher-Schule, bis meine Eltern getötet wurden." Wieder tat sich das dunkle Loch in mir auf, doch diesmal weigerte ich mich hineinzufallen. Lissa Clearwater blickte mich nachdenklich an. "War dein Vater zufällig Joshua Dragonscale?" Ich nickte nur. Dann redete sie weiter:" Ich kannte ihn. Er war ein sehr netter Mann. Schade nur dass er von Menschen getötet wurde. Naja. Daran kann man nichts mehr ändern." Entsetzt blickte ich sie an. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sie kannte meinen Vater? Woher kannte sie ihn? Was meint sie mit von Menschen getötet?! Es waren keine Menschen! Es waren Woodwalker! Ich wollte gerade ansetzen etwas zu sagen, da reichte sie mir eine Broschüre der Schule. Ich blickte sie fragend an, doch sie sagte nur:" Versuch deine Pflegefamilie zu überzeugen dich auf mein Internat gehen zu lassen. Wenn du es schaffst, sehen wir uns bald wieder." Mit diesen Worten stand sie auf, öffnete die Tür und bat mich nun mach Hause zu gehen.

Die Drachin AfrikasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt