Yay, das Warten hat sich gelohnt, hier ein neues Kapitel xD
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Schweißgebadet wachte ich auf. Nein, nicht schon wieder dieser Alptraum. Eine Träne rollte meine Wange hinab und nur wenige Momente später waren meine ganzen Wangen nass und die Stille wurde von meinen Schluchzern überdeckt.
Leise, damit Serena nicht aufwachte, stand ich auf und zog mir einen Pulli, Hose und Schuhe an. Dann trat ich auf den menschenleeren Flur und ging in die Richtung eines bestimmten Raumes. Kathis Zimmer.
Ich brauchte sie jetzt. Ein kurzer Blick auf meine Uhr sagte mir, dass es drei Uhr nachts war. Nur wenige Schritte später stand ich vor der Tür und klopfte leise an. „Kathi... Kathi! Baby... wach bitte auf. Ich brauche dich", flüsterte ich halblaut.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und eine verschlafene Kathleen starrte mich wütend an. „Tori, ernsthaft? Es ist mitten in der Nacht un- hast du geweint?" Prüfend schaute sie mein verheultes Gesicht an. Als ich wieder anfing zu weinen, nahm sie mich schnell in ihre Arme. „Tori, was ist denn los?" „Alptraum", murmelte ich. Sie küsste mich schnell und schob mich von sich. „Warte kurz, ich ziehe mir etwas Warmes an und dann komme ich mit", meinte sie und verschwand in ihrem Zimmer.
Nur kurze Zeit später trat sie wieder heraus und nahm meine Hand. Schweigend liefen wir nebeneinanderher und traten aus dem Gebäude in die Dunkelheit. Es war nicht sehr kalt, da wir Sommer hatten, aber trotzdem schmiegte ich mich näher an Kathi heran. Das Gespräch, das mir bevorstand, machte mich nervös. Wie würde sie reagieren?
Nachdem wir eine Weile gegangen waren, setzten wir uns auf eine Bank nieder. Die Bank, an der wir uns zum ersten Mal geküsst hatten. Die Bank, an der wir uns vertragen hatten. Und die Bank, an der ich alles zerstören wieder. Kathi nahm mich in den Arm und strich mir vorsichtig über meine Haare.
„Also, um was ging es in deinem Traum?", fragte sie mich vorsichtig. Zitternd atmete ich aus. „Um meinen Vater" Meine Freundin schaute mich überrascht, dann verständnisvoll an. „Und was ist da passiert im Traum?" Ich fing an zu weinen. Die Erinnerungen überschlugen sich und drückten mir die Luft ab. Ich durfte jetzt keine Panikattacke bekommen. Mir wurde schwarz vor Augen und verzweifelt probierte ich Luft zu bekommen. Erst als Kathi mir einen Kuss auf die Lippen hauchte, füllte sich meine Lunge wieder mit Luft. „Baby, beruhige dich. Dir passiert hier nichts, ich bin bei dir, ich höre dir zu", ermutige sie mich. Wieder mal holte ich Luft und fing dann an zu erzählen.
„Ich war in unserer alten Wohnung. Langsam bin ich den Flur entlang gegangen und dann ins Wohnzimmer. Da waren meine Eltern und haben sich gestritten. Rund um sie herum lagen verschiedene Flaschen und Pillen. Mein Vater war deutlich alkoholisiert. Dann hat er sie geschlagen. Mehrmals. Als er mich entdeckte hat er mich an meinen Haaren zurück in mein Zimmer geschleift. Dort hat er mir noch einen Tritt gegeben und dann die Tür abgeschlossen. Den restlichen Traum habe ich die Schmerzensschreie meiner Mutter gehört", flüsterte ich schluchzend.
Kathi drückte mich an sich und hauchte mir Küsse auf die Haare. Ich vergrub mein Gesicht in ihrer Halsbeuge und probierte einfach nicht an den Traum zu denken. „Es war nicht nur ein Traum, oder?"; fragte Kathleen mich. Schluchzend nickte ich. Ja, es war nicht nur ein Traum. Es war die Wahrheit. Es war meine Vergangenheit.
„Erzähl mir bitte alles", bat sie mich. Weinend lehnte ich mich gegen sie. Ich konnte nicht. Ich fühlte mich so elend. Ich wollte ihr alles erzählen, aber ich hatte Angst vor den Konsequenzen. Was wenn sie danach nichts mehr mit mir zu tun haben wollte?
„Mein Vater er-" Schluchzend brach ich ab. Ermutigend strich Kathi mir über den Rücken. „Er war früher mega liebevoll" Ich fing wieder an zu weinen. Die Zeit, als er lieb war und sich um mich und meine Mutter gekümmert hatte, war am schönsten. „Aber dann hat er seinen Job verloren. Und dann ging alles bergab", erzählte ich. Kathi nickte verständnisvoll.
„Am Anfang hat er noch probiert einen Job zu finden, aber irgendwann war er so frustriert, dass er zu Alkohol und Drogen griff. Erst heimlich und nicht in unserer Nähe, irgendwann in unserer Wohnung" Weinend drückte ich mich an sie. Kathi probierte mich zu trösten, aber der Kummer war viel zu groß.
Wieso war die Welt so ungerecht?
„Meine Mutter war kurz davor ihn rauszuschmeißen, aber dann hat er uns freiwillig verlassen. Er hat sie ihm Drogenrausch mit einer anderen Frau betrogen" Es waren keine Tränen mehr übrig, um meinem miserablen Vater hinterherzuweinen.
„Habt ihr noch Kontakt? Du und dein Vater?", fragte Kathi vorsichtig. Entrüstet schnaubte ich auf. „Natürlich nicht. Mit so einem Arsch möchte ich nichts zu tun haben" Meine Freundin nickte verständnisvoll. „Und er hat sich nie wieder gemeldet? Nicht mal, als du krank geworden bist?", fragte sie mitleidig nach. „Doch. Als ich in der sechsten Klasse war, hat er mich angerufen und gefragt, ob ich bei ihm und seiner neuen Schlampe einziehen möchte. Natürlich habe ich abgelehnt. So als würde ich für ihn meine Mutter im Stich lassen", meinte ich.
„Das tut mir alles so leid. Du tust mir leid. Du hast sowas nicht verdient", flüsterte Kathi liebevoll. Ich lächelte leicht. Klar, diese Zeit ist scheiße gewesen, aber jetzt hatte ich einen besonders großartigen Menschen an meiner Seite.
Einen Menschen, den ich nie im Leben hergeben würde.
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Was sagt ihr zu der ganzen Situation?
Da ich sehr wahrscheinlich nicht mehr dieses Jahr updaten werde, wünsche ich euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Bye
-F
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99 Tage
Teen FictionWas würdest du machen, wenn du die Diagnose bekommen würdest, dass du nur noch 99 Tage zu leben hast? Du hast drei Möglichkeiten: aufgeben, nachgeben oder alles geben. 2 Mädchen, die sich durch eine tragische Situation immer näher kommen. ©kleiner...