Diagnose

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Etwas nervös stand ich vor dem Behandlungszimmer und wippte von einem zum anderen Fuß. Es waren paar Tage seit ich angekommen war vergangen, in denen ich mich eingewöhnt hatte. Mir wurden die Regeln, die Behandlungen und alles andere erklärt und gezeigt. Mit Alisha, Zoe, Nic, Jordan, Serena und Charli hatte ich mich immer mehr angefreundet. Es war schön Freunde zu haben, mit denen man Spaß hatte. Gerade war es drei Uhr nachmittags, die Sonne schien und die meisten Patienten waren draußen. Ich wartete auf den Arzt, der mit mir über die Behandlung sprechen wollte.

Plötzlich ging die Tür auf und ein hochgewachsener Mann im Arztkittel schaute mich musternd an.

„Victoria Neuberger?" Schnell nickte ich. „Ich bin Herr Doktor Daniel Belker, dein Arzt. Komm doch rein."

Langsam ging ich in das Zimmer rein. Ein Schreibtisch mit einem großem Chefsessel, eine Liege, paar Regale und ein anderer Stuhl. Das meiste war in weiß gehalten und an der Wand hingen paar Diplome. Aufgrund einer auffordernder Handgeste setzte ich mich hin.

„Also Victoria, du weißt wieso du hier bist. Herr Doktor Rossner hat mir deine Akte geschickt und ich möchte ein paar Punkte besprechen."

Unter seinem ernsten Blick wurde mir mulmig zumute und ich versank schon fast in meinem Stuhl. Er blätterte durch eine Mappe, sah immer wieder zu mir und dann wieder zu den Blättern. Schließlich legte er sie seufzend nieder.

„Es ist definitiv hart in einem so jungen Alter, so eine schlimme Diagnose zu bekommen. Ich bin ganz ehrlich mit dir und probiere es nicht schön zu reden beziehungsweise dir unnötige Hoffnungen zu machen. Pro Jahr sterben in Deutschland circa 230.00 Menschen an verschiedenen Arten von Krebs. Der Heilungsprozess und die Todeswahrscheinlichkeit sind bei jeder Person unterschiedlich. Meistens betrifft es eher ältere Personen, aber es kann auch junge Menschen wie dich treffen."

Er legte eine Schweigepause ein. Nervös zupfte ich an meiner Hose herum und blickte auf meine Fingernägel.

„Leider hat sie bei dir der Tumor schon sehr weit entwickelt. Eine OP wäre zu riskant, deshalb müssen wir probieren ihn mit Medikamenten zu stoppen. Die Medizin ist schon sehr weit entwickelt, aber leider haben wir noch kein Wunderheilmittel gegen Krebs."


„Kurz gesagt, deine Lebenschance liegt bei 15%."

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Obwohl die Sonne schien, war mir kalt zumute. Ich wusste, dass Krebs tödlich enden könnte, aber wieso ausgerechnet bei mir? Ich war viel zu jung zum Sterben! Seufzend vergrub ich meinen Kopf in meinen Händen. Die Bank, auf der ich saß, war unbequem und die zwitschernden Vögel nervten mich auch einfach.

Da hörte ich Schritte, die sich näherten. Zwei Jungsstimmen. Nic und Jordan. Bitte nicht. Ich wollte einfach nur allein sein. Wieso mich mit jemandem anfreunden, wenn ich eh wahrscheinlich sterben würde? Aber mein Wunsch wurde nicht erhört.

„Ey, Vic, was geht?" Geht doch einfach, bitte. „Du siehst aus wie ein Kartoffelsack." Danke Nic. Charmant wie immer. „Vic, geht's dir gut?" Ja Jordan, mir geht es blendend. Gerade wurde mir indirekt mitgeteilt, dass ich schonmal überlegen sollte, was auf meinem Grabstein stehen soll. Möchtest du vielleicht auch auf meine Beerdigung kommen?

Plötzlich setzte sich eine Person neben mich und legte einen Arm um mich.

Jordan. Kurz vorm Heulen drückte ich mich an ihn. Er strich mich durchs Haar, anders als Nic, der außerversehen oder auch nicht, Deutschrap anmachte.

99 TageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt