„Aber ich brauche das wirklich!" „Kathleen, nein! Du wirst dir nicht diesen Scheiß kaufen!" Trotzig verschränkte sie ihre Arme und umklammerte ihren Geldbeutel. Die Frau hinter dem Stand schaute uns verstört an. Wieso hatte ich mich auf einen Flohmarkt mitschleppen lassen?
„Ähm...Wollen sie die Lampe jetzt kaufen oder nicht?" Das war eine Lampe? „Ja, sehr gerne. Wie viel?", fragte Kathleen höflich und grinste mich an. Ich wusste, dass sie ihren Willen durchsetzen würde, deshalb schwieg ich und schaute auf mein Handy. Keine neuen Nachrichten. Meine Mutter hatte sich noch immer nicht gemeldet was mich schon bedrückte. Ich war doch ihr Kind, wieso behandelte sie mich dann so? Da riss mich Kathleens fröhliche Stimme aus meinen Gedanken.
„So, wie können weiter!", merkte sie strahlend an. In ihrer Hand hielt sie ihren neusten Fund. Anscheinend hatte sie eine Lampe gekauft, aber das einzige was ich erkannte, war irgendein hässlicher Stoff, ein Metallteil und ein grinsendes Katzengesicht. Grässlich. Ich hatte bis jetzt noch keinen Cent ausgegeben im Gegensatz zu Kathleen, die schon zwei Bücher, einen Handventilator, ein Seidentuch und jetzt dieses hässliche Katzen-Metall-Lampen-Ding herumschleppte.
„Komm schon Tori habe ein bisschen Spaß!" „Ich habe Spaß", grummelte ich. Kathleen boxte mir lachend in Seite. „Das sieht aber nicht so aus. Zeig mir dein wunderschönes Lächeln", flehte sie mich an. Gezwungen grinste ich, was sie missbilligend musterte. Sie zog eine Schnute, worauf ich lauthals anfing zu lachen, da sie einfach zu süß aus. Strahlend lächelnd nahm sie meine Hand und zog mich durch die Menschenmassen. Ihre kleine Hand lag warm in meiner, was sich einfach nur geborgen anfühlte. Lächelnd musterte ich sie. Wenn Charli und Nic nicht aufeinander stehen und Jordan nicht auf Serena abfahren würde, hätte sie gute Chancen bei den Jungs. Sie war etwas kleiner als, hatte eine schöne Figur und ein niedliches Gesicht. Also wenn sie nicht in einer Beziehung landet, dann wusste ich auch nicht.
„Schau mal, wie steht mir dieses Kleid?" Kathleen stand vor einem anderen Stand und hielt sich ein Sommerkleid vor den Körper. Es war hellblau und ging unten in Falten über. Es stand ihr perfekt. Wenn sie jetzt noch ihre Haare flechten würde dann-
Plötzlich hörte ich ein Lachen. Wie erstarrt blieb ich stehen und schaute mich hektisch um. Das konnte nicht wahr sein. Es war nicht er. Ich verwechselte ihn. Ich bildete es mir nur ein. Er war es nicht. Er war nicht hier. Er war nicht bei mir. Tief ein und ausatmen. Er war nicht hier. Nicht hier. Nicht hier-
„Tori? Alles ok?" Kathleens besorgte Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Mit einem gekünstelten Lächeln drehte ich mir zu ihr und nickte schnell. Ja, alles war ok. Alles war super. Es war nicht er. Alles war gut. Ich war hier mit Kathleen auf einem Flohmarkt, wo wir unbekümmert rumgingen. Alles gut. „Wirklich? Du sahst gerade ganz schön...traumatisiert aus", hakte sie nach. „Alles gut. Mir geht es super. Und das Kleid steht dir super. Ich würde es auf jeden Fall kaufen!", meinte ich. Sie seufzte auf und schaute auf das Preisschild. Ich sah regelrecht, wie es in ihrem Kopf ratterte. Nach kurzer Zeit legte sie das Kleid mit einem sehnsüchtigen Blick weg.
„Wieso kaufst du es nicht?" „Ich habe nicht mehr genügend Geld. Naja, ich werde es verkraften. Außerdem habe ich schon genug Kleider." Aber keines was so wahnsinnig gut an ihr aussah.
Kathleen schaute ein letztes Mal zurück, dann ging sie weiter zum nächsten Stand. Ich blieb unentschlossen stehen. Dieses Kleid war perfekt. Sie hatte es noch nicht angehabt, aber ich wusste schon jetzt, dass es ihr unglaublich gutstehen würde. Es wäre eine Sünde es zurückzulassen. Deshalb fasste ich einen Entschluss.
„Wie viel verlangen sie?" „35 Euro" Ich nickte, kramte das passende Geld zusammen und legte das wunderschöne Kleid in meinen jetzt nicht mehr leeren Stoffbeutel. Dann ging ich zu Kathleen, die mich verwirrt anschaute. „Was hast du gerade gemacht?" Frech grinste ich sie an und zuckte unschuldig mit den Schultern. „Tori...Ich habe gesehen, dass du das Kleid eingesteckt hast. Wieso hast du es gekauft?", fragte sie mich mit einem wütenden Unterton. „Es stand dir zu gut, um es dir nicht zu kaufen" „Du hast mir ein Kleid gekauft? Tori, das kann ich nicht annehmen!" „Kannst du. Geld ist mir nicht wichtig und ich möchte, dass du dieses Kleid besitzt" „Tori..." Kathleen schaute mich gequält an. Wieso machten so viele Leute es so kompliziert? Diese paar Euro würden mich auch nicht obdachlos machen, stattdessen sollte sie sich freuen, dass sie dieses bezaubernde Kleid bekam. „Tori ich" „Kathleen, nimm es bitte an. Ich möchte kein Geld von dir zurückhaben oder so. Ich möchte einfach mal jemandem eine Freude machen. Und so wie du das Kleid angestrahlt hast, konnte ich es nicht zurücklassen. Also nimm es, es gehört dir" Ich drückte ihr den Stoffbeutel in die Hand, dann einen Kuss auf die Wange. Meine Lippen kribbelten angenehm.
„Danke", erwiderte Kathleen ehrlich. Sie umarmte mich fest. Ihr kleiner Körper schmiegte sich an mich, ihren Kopf hatte sie auf meiner Schulter platziert. Ich bemerkte grinsend, wie sie sich auf Zehenspitzen stellen musste, um ihre Arme um meinen Nacken zu schlingen. Zögerlich erwiderte ich die Umarmung und hauchte ihr ein Küsschen auf die Haare. Ich kannte sie erst seit kurzer Zeit, aber doch war sie mir schon so sehr ans Herz gewachsen. Ich wollte sie nie wieder gehen lassen. Nach einer Weile lösten wir uns voneinander und lächelten uns mit geröteten Wangen an. Meine Hände lagen noch an ihrer Taille und ihre langen, eleganten Finger strichen mir meinen Arm entlang. Ich bekam am ganzen Körper Gänsehaut. Ihr Blick schweifte kurz von meinen Augen ab, aber sie fing sich wieder und grinste mich breit an.
„Ich habe Hunger können wir uns etwas zu Essen holen?"
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Danke an LouisxHarry4everlove, du hast mir die nötige Motivation gegeben um dieses Kapitel schon heute fertig zu schreiben 😄💗
Was erwartet ihr noch von diesem Buch? 🤫
Bye
-F
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99 Tage
Teen FictionWas würdest du machen, wenn du die Diagnose bekommen würdest, dass du nur noch 99 Tage zu leben hast? Du hast drei Möglichkeiten: aufgeben, nachgeben oder alles geben. 2 Mädchen, die sich durch eine tragische Situation immer näher kommen. ©kleiner...