Müde ließ ich mich auf das Sofa fallen. Mein Kopf fühlte sich an als würde er gleich explodieren, mein Magen fuhr Achterbahn und meine Augen wollten durchgehend zufallen. Heute war kein guter Tag. Heute war ein Tag an dem mir meine Krankheit bewusst wurde. Ein Tag an dem mir bewusst wurde, dass ich nicht zum Spaß in der Klinik war. Jedes einzelne Hämmern in meinen Kopf machte mir klar, dass ich krank war. Todkrank. Dass ich nicht mehr lange zu leben hatte.
Mit Tränen in den Augen fasste ich mir an meinen Kopf. Es sollte aufhören. Diese Schmerzen, sie waren unerträglich. Ich wollte einfach nur, dass es vorbei war. Mein Körper zitterte vor Anstrengung und mir stiegen Tränen in die Augen. Wieso ich? Wieso musste es mich treffen? Vor Elend gekrümmt lag ich auf dem Sofa und fing an zu weinen. Erst nur paar Tränen, dann schüttelte es mich. Vor Schmerz, vor Trauer, vor Wut. Es sollte aufhören. Meine Kopfschmerzen fühlten sich so an als würde ich von innen aufgefressen werden. Aber nicht schnell, nein langsam und schmerzvoll.
„Tori? Bist du das?" Charli trat in den Aufenthaltsraum und stockte als er mich sah. Weinend und vor Schmerzen zitternd. „Oh Gott, Tori" Schnell lief er neben mich und setzte sich auf die Sofakante. Langsam strich er mir über meine Haare und flüsterte mir beruhigende Sachen zu. Ich hörte es nicht. Die Kopfschmerzen waren einfach zu groß. Ich konnte mich nur auf mein Schluchzen und das konstante Pochen in meinem Kopf konzentrieren. Ich bemerkte nicht wie mehrere Personen in den Raum traten und mit Charli redeten, ich bemerkte nicht wie sie sich langsam wieder entfernten. Meine Gedanken waren weit weg.
„Victoria, hörst du mich? Hallo? Bitte gib uns ein Zeichen, wenn du uns hörst!" Eine männliche Stimme drang an mein Ohr. Eine weitere weibliche Stimme kam dazu. Hände rüttelten an meinem zitternden Körper. Leise wimmerte ich und schlug meine Augen auf. Vor mir standen Herr Belker, der Chefarzt und Natalie.
„Es tut so weh", brachte ich unter Schluchzern hervor. Herr Belker nickte mitleidig und Natalie sah aus als würde sie selbst gleich anfangen zu weinen. Weitere Ärzte kamen ins Zimmer und hievten mich auf eine Trage. Ich bemerkte gerade so wie ich durch die Klinik und in ein Krankenzimmer gebracht wurde. Dort wurde ich in ein Bett gelegt und bekam irgendwelche Medikamente zugeführt. Wie in Trance starrte ich an die Decke. Ich war am Ende. Ich hatte keine Kraft mehr. Obwohl ich noch nicht mal angefangen hatte zu kämpfen, war ich schon am Boden.
Nach langer Zeit voller Schmerz und Tränen fiel ich endlich in den Schlaf.
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„Jetzt seid endlich ruhig, sonst wacht sie auf!" „Du bist doch die Person, die am meisten rumschreit!" „Haltet beide eure Klappen, okay?" Drei Stimmen holten mich langsam aus dem Schlaf. Vorsichtig schlug ich die Augen auf und drehte meinen Kopf zu den Personen. Verschwommen sah ich die Silhouetten von Charli, Alisha und Kathleen. Stöhnend fuhr ich mir durchs Gesicht und blinzelte paar Mal. Die Schmerzen waren fast nicht mehr zu spüren und insgesamt fühlte ich mich fitter.
„Oh mein Gott Tori, haben wir dich aufgeweckt? Wie geht es dir? Was ist passiert?", bestürmte mich Kathleen besorgt mit Fragen. Noch nicht ganz wach ließ ich mich murrend zurück in die Kissen fallen. „Lass sie erstmal wieder zurückkommen", meinte Alisha lächelnd. Charli saß einfach stumm da und strich über meinen Handrücken. Alle drei sahen verheult aus und sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich wollte meinen Freunden nicht so einen Schock einjagen. Sie waren sicher total aufgelöst als sie erfahren hatten, dass ich auf einem Klinikzimmer lag.
Nachdem ich endlich etwas wacher war, setzte ich mich auf und umarmte Charli. „Danke, dass du dich so um mich kümmerst", flüsterte ich ihm dankend in sein Ohr. Erst zeigte er keine Reaktion, dann fing sein Körper leicht an zu beben. Ein Schluchzen entwich ihm. „Ich hatte so Angst um dich. Wie du da auf der Couch lagst..." Vorsichtig strich ich ihm über seinen Rücken. Worte fielen mir keine ein. Nach einer Zeit lösten wir uns und ich wurde von Alisha in Beschlag genommen. „Jage uns nie wieder so einen Schreck ein, hörst du?" Sie umarmte mich fest und schaute mir tief in die Augen als wir uns voneinander lösten. Dann war Kathleen dran. Ihre sonst so schönen blauen Augen waren rot und verquollen, ihre Wangen waren noch leicht von ihren Tränen nass und sie sah einfach unglücklich an. Langsam zog ich sie in meine Arme und drückte sie fest an mich. Ihr Gesicht schmiegte sich in meine Halsbeuge und ich glaubte zu vernehmen, wie sie meinen Duft einatmete. Kathleens kleine Hände krallten sich an mein Krankenhaus T-Shirt, das ich anscheinend angezogen bekommen hatte und ihr schmaler Körper fing an zu beben. Sie schluchzte und stotterte vor sich hin. Beruhigend strich ich ihr durchs Haar und hauchte kleine Küsse auf ihren Kopf. Das Ganze fühlte sich so gut an, dass ich mich nie wieder von ihr lösen wollte.
Die Tür ging auf und zwei Personen kamen rein. Schnell lösten wir uns voneinander und setzten uns wieder richtig hin. „Ah Victoria, du bist wach" Natalie stand mit einem fremden Jungen im Raum und lächelte mich glücklich an. „Du weißt gar nicht was du uns für einen Schrecken eingejagt hast. Wie auch immer dein Körper hat sich erholt und wir sind da, um dir deine Medikamente zu geben" Sie strahlte uns an und schob dann den unbekannten Jungen vor sich. „Ich muss euch jemanden vorstellen! Das ist Dennis, mein Neffe. Er ist 18 Jahre alt und macht ein Praktikum hier. Natürlich übernimmt er nur die leichteren Aufgaben, aber ihr werdet ihn sicher öfters zu Gesicht bekommen" Dieser Dennis lächelte uns und besonders Kathleen strahlend an. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. „Dennis Degener, und du bist?" „Kathleen. Kathleen Baker. Schön dich kennenzulernen" Sie lächelten sich gegenseitig an. Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten. „Und ihr seid?" „Alisha Koch, freut mich", meinte auch Alisha freundlich. „Charli Langer" Sie schlugen miteinander ein. „Victoria Neuberger", brachte ich hervor. Falsch lächelte ich ihn an.
Ich wusste nicht wieso, aber dieser Dennis war mir von Anfang an unsympathisch.
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Ich hab selber fast angefangen zu weinen... 😥
Wie gefällt euch das Kapitel und die verschiedenen Personen? 😇
Bye
-F
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99 Tage
Teen FictionWas würdest du machen, wenn du die Diagnose bekommen würdest, dass du nur noch 99 Tage zu leben hast? Du hast drei Möglichkeiten: aufgeben, nachgeben oder alles geben. 2 Mädchen, die sich durch eine tragische Situation immer näher kommen. ©kleiner...