Bäumchen

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Gerade saß ich beim Frühstück, als Kathleen mit einem Lächeln im Gesicht reinkam und auf mich zuging. Prüfend musterte ich sie. Ihre blonden, halblangen Haare hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden und zu ihrem Jeanskleid trug sie Sneaker. Ich dagegen saß in einem Jogginganzug und ungemachten Haaren da.

„Guten Morgen!" „Morgen." „Ich habe schon einen Plan, was wir heute machen."

Motiviert setze sie sich hin, holte etwas aus ihrer kleinen Tasche raus und legte es vor meinen Teller. Verwirrt musterte ich das kleine Tütchen.

„Samen?" „Ahornsamen. Wir gehen in die Natur und pflanzen einen Baum." „Und was genau bringt uns das?", fragte ich sie unmotiviert. Kathleen schaute mich empört an, holte Luft und fing an zu reden.

„Also, erstens gibt es viel zu wenige Bäume auf der Welt. Wälder werden abgeholzt, aber keine neue werden gepflanzt. Zweitens wollte ich das schon seit ich klein bin machen, weil es sicher toll ist zuzusehen, wie ein Lebewesen wegen dir wächst. Und drittens finde ich, dass das ein Zeichen für unsere Freundschaft und einfach eine coole Erinnerung ist.", zählte sie auf.

„Okay, dann machen wir das. Ich esse fertig und ziehe mich um, dann können wir los.", stimmte ich zu. Strahlend umarmte sie mich und ging dann zu Zoe, die gerade den Speisesaal verließ.

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„Nein, der Platz ist auch nicht gut." „Kathleen, wir sind jetzt schon seit zwei Stunden unterwegs und ich habe dir ungefähr fünfzig potenzielle Stellen vorgeschlagen. Nach was suchst du?"

Genervt lief ich Kathleen hinterher. Unter mir knackten Zweige und rund um mich herum war nichts außer Blätter, Bäume und Erde. Und Mücken.

Meine Wasserflasche hatte ich schon zur Hälfte geleert und noch immer hatten wir keinen Platz zum Einpflanzen gefunden. Lust hatte ich auch keine mehr und wünschte mir immer mehr, nie versprochen zu haben diese Liste mit Kathleen abzuarbeiten. Jene war auch plötzlich verschwunden und dementsprechend stapfte ich einfach dem Pfad hinterher. Irgendwo würde ich schon rauskommen.

Plötzlich hörte ich einen lauten Schrei. Kathleens Schrei. Mit vor Schreck aufgerissenen Augen blieb ich stehen. Wo war sie? Was war passiert?

„Kathleen?", rief ich ängstlich. Dann nochmal, etwas panischer. „Kathleen? Wo bist du?"

Ich rannte los, so schnell wie es bei diesem Gestrüpp eben ging. Zweige schlugen mir ins Gesicht, mein Atem rasselte. Meine Wasserflasche wurde in meinem Rucksack durchgeschüttelt und ich lief immer schneller, bis zu einer Lichtung.

„Kathleen!" Da stand sie, wurde nicht gerade von einem Bären angegriffen oder von einem Vergewaltiger verschleppt. Nein, sie strahlte mich an und zeigte auf den Erdboden.

„Das ist die perfekte Stelle. Hier pflanzen wir unser Bäumchen."

Fassungslos starrte ich sie. War das ihr Ernst? Ich war durch den halben Wald mit Todesangst gerannt und das einzige was los war, war dass sie den perfekten Platz nach zwei Stunden gefunden hatte?

„Arghhh, ich dachte dir wäre etwas passiert! Wie konntest du mir nur so eine Angst einjagen?"

Wütend stürmte ich auf sie zu und stieß sie zu Boden, aber sie erwischte mich an meinem T-Shirt und deshalb fielen wir beide hin. Ich auf sie drauf, sie lag unter mir. Unsere Brustkörbe senkten sich gleichmäßig und unsere Gesichter waren nur paar Zentimeter voneinander entfernt. Ihre grünen Augen blitzten mich frech an und wischten meinen ärgerlichen Gesichtsausdruck von meinem Gesicht.

„Tut mir leid.", flüsterte sie. „Schon okay.", flüsterte ich zurück. „Warum flüstern wir?", meinte sie noch immer flüsternd.

Lachend zuckte ich mit den Schultern und rappelte mich auf. Dann streckte ich ihr meine Hand hin, die sie ergriff und sich aufhelfen ließ.

„Komm, dann lass uns mal unser Bäumchen pflanzen!", sagte ich motiviert. Da wir keine Schaufel dabeihatten, gruben wir ein kleines Loch mit unseren Händen und holten dann das Tütchen raus. Kathleen riss es auf, holte die Samen heraus und legte sie in unsere Grube. Daraufhin bedeckten wir das Loch wieder mit Erde und klopften alles fest.

„Hast du noch Wasser?", fragte Kathleen mich. Schnell holte ich meine Wasserflasche heraus und bewässerte den Erdboden damit.

„Und was jetzt?" „Jetzt müssen wir diese Stelle irgendwie noch markieren damit wir sie wiederfinden!", erklärte Kathleen fröhlich.

Sie kramte in ihrem Rucksack und holte dann etwas heraus. Es war eine kleine Regenbogenflagge. Diese wurde in den Erdboden gesteckt und Kathleen musterte sie stolz. Dann glitt ihr Blick zu mir. Wir starrten uns paar Sekunden an, bis ich mich räusperte und abwand. Was war das denn?

„Komm, lass uns zurück zu Praxis und den restlichen Tag chillen.", schlug Kathleen vor. Zustimmend nickte ich und wir machten uns schweigend auf den Weg. Irgendwann unterbrach sie die Stille.

„Was ist mit Nic und Charli los? Also, du musst es nicht erzählen, aber mich würde schon interessieren, wieso sie sich schon fast ignorieren." „Nic hat Charli geküsst und beide sind zu stur, um darüber zu reden. Das ist los.", erklärte ich.

Kathleen nickte dankend und ging dann weiter. Mein Kopf war leer, mir fielen keine Gesprächsthemen ein. Aber die Stille war nicht schlimm, denn ich fühlte mich einfach schon in ihrer Gegenwart wohl.

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Ich habe jetzt schon das meiste vom Buch geplant ^^ Leider habe ich jetzt voll Lust bestimmte Kapitel zu schreiben xd

Könnt ihr mir sehr gute girlxgirl Storys empfehlen? ^^

Bye

-F

99 TageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt