Spitzname

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Müde löffelte ich mein Müsli. Heute war unsere erste Gruppentherapie und ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung wozu das gut sein sollte. Hätte die Therapeutin nicht einfach ihren Malle Urlaub verlängern können?

Ich war die erste von meinen Freunden in der Cafeteria und genoss die Stille. Leider nicht sehr lange.

„Oh Victoria, du bist auch schon da! Zoe und ich dachten, wir wären die ersten.", meinte Kathleen lachend. Ja, zum Schießen komisch, dass ich rechtzeitig war.

Aus welchem Grund auch immer setzte sich mir genau gegenüber und probierte ein Gespräch zu starten.

„Erzähl mal bisschen was von dir! Mit Zoe, Alisha und Jordan habe ich mich gestern noch unterhalten, aber du, Nic, Charli und Serena habt noch nichts von euch preisgegeben."

Hatte ich auch in Zukunft nicht vor. Deshalb schwieg ich einfach und aß weiter.

„Hallo? Ich rede mit dir! Könntest du bitte etwas von dir erzählen?" Wow, sie war echt schnell genervt. Zum Glück kamen in dem Moment die anderen rein und unterbrachen diesen gezwungenen, einseitigen Smalltalk.

„Ach, ihr seid schon fast fertig?", fragte Nic uns verwirrt.

„Kann dran liegen, dass wir in paar Minuten unsere Gruppentherapie haben.", erwiderte ich augenverdrehend. War es wirklich so schwer sich diese paar Termine zu merken?

„Shit." Nic rannte schon fast zum Buffet, wo Maria belustigt ihm ein Tablett in die Hand drückte. War anscheinend nicht das erste Mal, dass er sich fast verspätete...

Als auch er fertig war, gingen wir zu einem der Therapieräume und warteten davor. Ich verstand zwar nicht, wieso ich eine Therapie brauchte, aber gut...

„Nic, zum ersten Mal pünktlich. Wie hast du das geschafft?"

Eine streng aussehende Frau kam geradewegs auf uns zu und fixierte Nic durch ihre Brille interessiert. Ihre Haare waren zu einem Dutt hochgesteckt, passend dazu trug sie einen Hosenanzug und High Heels.

Die nahm ihren Job aber ernst.

„Hallo Frau Engels, wie war ihr Urlaub?", umging Nic galant ihre Frage.

Sie runzelte nur ihre Stirn, sperrte die Tür auf und führte uns in den Raum. In der Mitte des Raumes waren mehrere Stühle zu einem Sitzkreis zusammengestellt und überall hingen irgendwelche Bilder an den Wänden. Also die Person, die dieses Zimmer eingerichtet hat, hatte definitiv keinen Geschmack.

Die Therapeutin bat uns Platz zu nehmen, was wir alle auch recht schnell taten. Wozu wir ausgerechnet auf dem Boden knien mussten, verstand ich nicht so ganz.

„Also, an alle die mich noch nicht kennen.", dabei schaute sie Kathleen und mich an „ich bin Katrin Engels, die Jugendtherapeutin von dieser Klinik. Der Krebs zerstört nicht nur euren Körper, sondern auch euer normales Leben und eure Beziehungen zu anderen Menschen."

Ok, wow, dramatischer geht es wohl gar nicht. Nic und Zoe schauten genauso gelangweilt aus. Kathleen und Serena dagegen interessiert.

„Wie haben eure Eltern denn auf die Diagnose reagiert?"

„Sie haben geweint, mir dann aber gesagt, dass ich es schaffen werde.", erzählte Kathleen.

„Und bei dir Victoria? Was hat deine Mutter und was hat dein Vater gesagt", fragte Frau Engels mich und schaute mich ernst an. Es war klar, dass wir auf dieses Thema zu sprechen kommen würden...

„Meine Mutter war schon davor besorgt, aber als sie es erfahren hat, hat sie gleich eine Klinik gesucht.", meinte ich mit einem gezwungenen Lächeln.

„Und dein Vater?"

Alle Blicke lagen auf mir. Im Raum war es totenstill. Wieso musste ausgerechnet ich das gefragt wären? Alisha könnte doch auch etwas sagen. Oder Charli! Oder Nic, Jordan, Zoe oder Serena! Irgendwer aber nicht ich.

Ich schwieg. Die Therapeutin sah mich fragend an. Meine Freunde schauten besorgt und Kathleen sah aus, als würde sie aus was auch immer für einem Grund gleich anfangen zu heulen. Wieso? Ich brauchte kein Mitleid.

„Victoria? Ist alles in Ordnung?" Frau Engels sah mich mitleidig an und erst jetzt bemerkte ich, wie eine Träne über meine Wange floss. Na großartig, erst seit einer Woche da und jetzt schon Schwäche gezeigt.

Schnell wischte ich mir über die Wange.

„Mei-mein Vater lebt nicht bei mir und meiner Mutter.", flüsterte ich endlich.

Frau Engels nickte verständnisvoll und wandte sich endlich von mir ab. Ich hasste Aufmerksamkeit.

Den Rest der Stunde bekam ich nicht mehr mit. Zu sehr hing ich in Gedanken und Erinnerungen fest.

Als wir endlich gehen durften, stürmte ich regelrecht aus dem Raum. Leider lief mir eine Person hinterher.

„Victoria, warte!" Oh, bitte nicht. Ich wollte jetzt einfach allein sein.

„Bleib stehen, ich möchte dir doch nur helfen!" Das sagen alle und am Schluss stehst du allein da.

„Vicky, rede mit mir." Wie erstarrt blieb ich stehen. Kathleen, die völlig außer Puste war, kam bei mir an und hielt mich am Arm fest.

„Vicky...ist alles ok?" Erinnerungen prasselten auf mich ein. Mein Atem ging schneller.

„Vicky-" „Nenn mich nie wieder so." „Wieso, was ist-" „Hast du mich verstanden? Du rufst mich nie wieder mit diesem Namen, sonst wirst du es büßen!"

Kathleen nickte eingeschüchtert. „Kann ich dir irgendwie helfen?"

Schnaubend riss ich mich von ihr los. „Du weißt gar nichts. Und helfen kannst du erst recht nicht. Meinetwegen hängst du mit uns ab, aber lass mich in Ruhe."

Ich warf ihr nochmal einen vernichtenden Blick zu, drehte mich um und eilte weg.

Dieser Tag war eine reine Katastrophe.

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Ich mag dieses Kapitel nicht :/ aber hoffentlich gefällt es euch :)

Was glaubt ihr ist mit Victoria los? Ich hoffe es war nicht zu dramatisch xD

Bye

-F

99 TageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt