„GEIST!", rief er leider erneut. Er drehte sich um und rannte nach vorn zu seinem Pferd.
„Lasst mich in Ruhe! Verfolgt mich nicht! Lasst mich in Ruhe!"
Innerhalb weniger Sekunden fuhr der Karren mit offenen Türren plötzlich weiter. Hendrík und ich standen mit offenem Mund da, während der Karren hinter der nächsten Straße verschwand.
„Nun gut, hätte schlimmer laufen können.", sagte Hendrík lachend. Er ging nach vorne und hob einige der Äpfel auf, welche der Karren hatte fallen lassen.
Ich allerdings konnte nicht lachen. Das Adrenalin hatte meinen Körper verlassen und meine Beine schmerzten wieder, so sehr, dass sie mein Gewicht nicht halten konnten und ich am Boden zusammen brach.
Ich hielt meine Hände in den Sand der Straße, verkrampfte sie so sehr darin, damit es aufhörte wehzutun, doch das tat es nicht. Es wurde immer schlimmer. So schlimm, dass ich es nicht mehr aushalten konnte und vor Schmerz anfing zu schreien.
Hendrík kam zu mir gerannt und sagte etwas, doch ich verstand kein Wort. Ich bekam kaum etwas mit, bis ich bemerkte, dass ich plötzlich in seinen Armen lag und er mich irgendwo hintrug. Ich wusste kaum wie ich darauf reagieren sollte. Normalerweise hätte es mich eher wütend gemacht. Doch in diesem Augenblick lag ich gern in seinen Armen. Er war irgendwie gemütlich.
Nach einer Weile legte er mich in weiches Gras ab und setzte sich vor mich.
„Geht es euch gut?", fragte er.
Ich schüttelte den Kopf. Wie es mir ging sollte er langsam wirklich wissen.
Er meinte, dass wir an diesem Platz erstmal bleiben mussten, bis ich mich erholt hätte. Er suchte Feuerholz und noch mehr Essen, welches der Händler liegen gelassen hatte. Und so blieben wir.
Es gab nur Äpfel, da hauptsächlich diese essbar waren, und während es immer dunkler wurde, wurde ich gleichzeitig müder. Würden meine Beine am nächsten Tag nicht besser sein, könnten sie vielleicht doch mehr verletzt gewesen sein, als ich vermutet hatte. Vielleicht sogar gebrochen?
Ich hoffte einfach das etwas Schlaf mir helfen würde. Vor allem da Hendrík sich bereit erklärte die Nacht auf zu bleiben, um Wache zu halten.
In der Wärme des von Hendrík entzündetem Feuer konnte ich vielleicht nicht so bequem wie im Palast, doch trotzdem leicht einschlafen. Ich steckte Hoffnung in den nächsten Tag. Viel Hoffnung.
Vielleicht sogar zu viel.
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Amolien's Geheimnisse: Kampf um den Thron
FantasyEin grausamer Krieg, Jahrhunderte lang. Lilith ist Prinzessin des Landes Amoliens, doch man verstoßt sie. So muss sie sich auf eine große Reise und Suche mit dem erst fremden Hendrík machen, um ihr Land und ihre Familie retten zu können. Hinter all...