Kapitel 39: Ewiges Glück oder die Flammen?

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In der kleinen Schachtel befand sich ein intensiv blaues Pulver. Dieses Mal kam kein komisches Brabbeln von Akrabitz, sie holte nur einmal tief Luft und pustete dann in die Schachtel hinein.

Das Pulver verteilte sich überall, in der ganzen Luft, bis es schließlich einem die komplette Sicht versperrte. Ich konnte die anderen nicht mehr erkennen, nicht einmal mehr hören. Ich bekam Angst, weil es auf einmal so schien, als wäre ich völlig allein. Als ich dann schließlich Stimmen hörte, war ich schnell wieder beruhigt. Leider aber nur kurz, denn sofort wurde mir klar, dass diese Stimmen von Menschen kamen, die ich nicht kannte und dass diese verzweifelt schrieen!

Ich drehte mich einmal komplett um meine eigene Achse und sofort konnte ich langsam wieder einige Formen erkennen. Ich war allein. Ich stand mitten im Nirgendwo, langsam aber kamen die Formen um mich herum mir bekannt vor. Es waren die Hütten des Dorfes. Nur waren sie nicht mehr aus Holz und Stroh, einige waren auch aus Stein gebaut. Plötzlich lief eine Gestallt hektisch an mir vorbei und grade, als sie im blauen Nebel verschwand, erkannte ich, dass es eine junge Frau mit einem Baby im Arm war. Die Schreie wurden lauter, meine Umgebung immer klarer.

"Was ist hier los?", fragte ich. Die Häuser um mich waren fast alle am brennen. Alle Bewohner des Dorfes schienen sehr verzweifelt und angsterfüllt. Und dann sah ich sie. Soldaten. Die Soldaten meines Vaters. Sie marschierten durch das Dorf, als würde es ihnen gehören, trampelten dabei jeden nieder, der ihnen in den Weg kam. Und ganz vorne hielten sie zwei Frauen und einen Mann fest, welche alle angekettet waren. Eine der Frauen sah ähnlich wie Eleonore aus. Sie hatten die selben dunklen Locken und trugen ähnlichen Schmuck und auch der Mann, welcher nicht älter als 30 sein könnte, schien verblüffende Ähnlichkeit mit ihr zu haben. Die letzte Frau... das musste Akrabitz sein. Sie trug ihr buntes Wickelkleid nicht mehr, nur ein einfaches, gewöhnliches und auch war sie etwas jünger, aber ja, dass musste sie definitiv sein!

Sie alle sahen sehr verzweifelt aus, wehrten sich und der Mann weinte sogar. Die Frau, welche Eleonore ähnlich sah, wirkte dazu ziemlich schwach. Das Laufen fiel ihr schwer und desto näher sie mir kamen, umso deutlicher wurde, dass ihr kompletter Rock mit irgendeiner dunklen Flüssigkeit beschmutzt war.

Sie wurden an mir vorbei getrieben. Sehen konnte mich keiner von ihnen. Die Soldaten banden sie schließlich alle auf drei verschiedene Podeste, welche alle mit Ästen umzingelt waren.

"Die Freiheit sei euch erlaubt!", rief einer der Soldaten, welcher eine brennende Fackel in der Hand hatte, "Aber ihr müsst nun wählen, welche Freiheit genau ihr euch wünscht! Schwört dem König eure Treue und es soll euch nie wieder an irgendetwas fehlen! Oder weigert euch und lasst euch durch das Feuer zurück zu euren Herren befördern!"

Der Mann weinte nur noch bitterer. Vor Angst schrei er:"Bitte, ich schwöre ich bin normal! Ich bin nicht einer von ihnen! Bitte lasst mich gehen!"

Aber die Soldaten hörten nicht auf ihn.

Der Mann versuchte sich immer weiter zu verteidigen und schließlich ließen die Soldaten ihn nicht weiterreden und zündeten die Äste um sein Podest an. Innerhalb weniger Sekunden ging das komplette Podest in Flammen auf. Schneller als ich blinzeln konnte verhalten seine Schreie... und er war tot.

Die Soldaten drehten sich zu der Frau mit dem beschmutzen Rock. Sie war immer noch sehr ruhig, was aber auch an ihrer großen Erschöpfung liegen konnte.

"Ewiges Glück oder die Flammen?", fragte der Soldat mit der Fackel sie nun. Leicht hob sie ihren Kopf. In ihren Augen konnte man nun klar sehen, dass sie sich schon längst mit ihrem Schicksal abgefunden hatte.

"Ich habe also die Wahl zwischen endloser Folter und Bloßstellung oder dem Tod? Da nehme ich diesen mit Freuden!", fauchte sie schwach.

Grade wollte der Soldat mit freudigem Gesicht auch sie in Flammen aufgehen lassen, als alle plötzlich von einem lauten Knall abgelenkt wurden. Eines der Häuser war eingestürzt, ob durch die vielen Feuer oder auf eine andere Art, konnte ich nicht sagen.

Der Soldat drehte sich wieder zu der Frau. Er lachte: "Du hast nun genau zwei Sekunden mehr Lebenszeit bekommen, Glückwunsch! Grüß den Teufel von mir, Akrabitz!"

Noch bevor sie etwas erwidern konnte, war sie schon in Flammen aufgegangen.

Nur noch eine war übrig. Akrabitz. Auch sie hatte nun angefangen zu weinen. Die Soldaten näherten sich ihr und sie fing sofort an zu wimmern: "Bitte, ich flehe euch an! Ich habe einen Sohn, er braucht mich! Sein Vater ist schon lange... oh bitte! Bitte, habt ein Herz!"

Der Soldat schmunzelte.

"Ihr wisst, was ihr tun müsst, um weiter am Leben bleiben zu können!"

Akrabitz fing an zu weinen.

"Warum nur, warum musste das passieren!", schrie sie.

"Tu es Weib! Oder du wirst dem Schicksal dieser Nichtsnutze folgen!", antwortete ein anderer Soldat.

Sie weinte und weinte. Und schließlich wurde sie ruhig. Sie holte tief Luft und sah verzweifelt nach oben.

"Vergib mir.", flüsterte sie.

Schließlich schaute sie den Soldaten an.

Mit hasserfüllten Blick rief sie nun:"Ich, Rosizia Karbbou von Armstwald, schwöre ewige Treue zum König von Amolien. Meine Worte sollen seine sein. Meine Tränke sollen seine sein. Meine Kräfte sollen seine sein. Ich soll ihm gehören. Ich war Mensch, Freundin und Mutter, doch nun bin ich nur noch eines und das bis zu meinem letzten Atemzug: Akrabitz."

Eine riesige Welle von Energie schoss mit einem Mal aus ihr heraus und alles um sie wurde umgeworfen, auch die Soldaten. Und mit dieser Welle verblasste auch schließlich der blaue Nebel und ich saß plötzlich wieder vor Akrabitz und den Anderen.

Amolien's Geheimnisse: Kampf um den ThronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt