AN: Hey ihr! Ich habe euch ja einen kleinen Vorgeschmack für die Überarbeitete Version des Buches versprochen! Und hier ist das neue erste Kapitel, ich hoffe es gefällt euch :)
Es gab nicht viele Orte, an denen ich ich selbst sein konnte. Keiner der Salons in unserem Schloss, nicht der Garten, unser meist leere Ballsaal und schon gar nicht mein eigenes Schlafzimmer. Doch einer dieser wenigen Umgebungen, wo ich wusste, dass ich immer ungestört blieb, war eine kleine Räumlichkeit in unserem Schloss, welche mich immer wieder anlockte. Die Bibliothek. Ich saß dort am Fensterbrett und bewunderte aus den Fenstern die herrliche Farbe und Wärme der Sonne. Wir hatten frühen April, wodurch diese wohligen Sonnenstrahlen auch die ersten ihrer Art in diesem Jahr waren. Sie strahlten bis in die staubige Bibliothek hinein, erhellten die ältesten und herrlichsten Bücher im ganzen Land. Warum ich mich in diese wundervolle Bibliothek verkriecht hatte, aber kein Buch laß, sondern die Welt dort draußen betrachtete? Nun, tatsächlich hätte ich nichts dagegen gehabt, wenn auch nur eines von ihnen aufzuschlagen, nur gab es da ein kleines Problem:
Ich konnte nicht lesen.
Und nicht nur das, auch war es sogar verboten, mir das Lesen überhaupt beizubringen.
Diese Regel kam von Vater. Ja, mein Vater. König Phillipitos, der eiserne Herrscher des goldenen Reiches Amolien.
Diesen Titel erhielt er kurz nach dem Tod meiner Mutter. Es war eine schwere Zeit gewesen, in welcher sich vieles in diesem verschlossenen Schloss verdunkelt hatte. Meine Geschwister und ich waren schon immer streng erzogen worden, doch seit sie nicht mehr da war...
Wir durften das Schlossgelände nicht verlassen.
Wir durften an keinen Festen Teilnehmen. Hatten wir mal Gäste (was wirklich selten war), war es keinen von meinen Geschwistern und mir gestattet, ohne die Aufsicht meines Vaters oder einer seiner Vertrauten mit diesen zu kommunizieren.
Wir durften nicht spielen.
Wir durften nicht lachen.
Wir durften nicht nicht perfekt sein.
Den Anschein der fast göttlichen, unantastbaren, königlichen Familie bewahren. Das war unsere einzige Aufgabe. Selbst wenn keine Beobachter da waren.
Er verbat uns auch zu Mutter's Grab zu gehen.
Er verbat uns die meiste Zeit uns untereinander zu sehen, abgesehen von den Mahlzeiten.
Er verbat uns das Schlossgelände zu verlassen.
Seine ganzen Verbote waren mir lange ein Rätsel gewesen, doch nach all den ratlosen Jahren hatte ich mich schon so an sie gewöhnt, dass es mich fast nicht einmal mehr interessierte.
„Prinzessin Lilith?", Madame Alicé sprach mich an. Sie war unsere Bibliothekarin. Eine ältere, herzensgute Frau, welche mir, wenn es ihr erlaubt war, gerne vorlas.
"Ich möchte euch bitten zu gehen.", sagte sie zitternd und richtete dabei ihre runde Brille.
Verwirrt stand ich auf. „Aber warum dass denn, Madame?"
Sie schluckte schwer. Was auch immer es war, es schien ihr nicht leicht zu fallen, es auszusprechen.
Schließlich stotterte sie: "Euer Vater möchte nicht, dass ihr eure Zeit in diesem Zimmer vertreibt. Der Staub der Bücher soll nicht euer Kleid beschmutzen."
Ich blickte auf mein hellblaues Kleid hinunter und demonstrierte Madame Alicé, dass es genauso sauber aussah, wie am Morgen, als es mir angezogen worden war. Dabei erwiderte ich mürrisch:"Ich bin doch komplett unbefleckt! Will er mir nun auch noch verbieten in meinen liebsten Raum in diesem Schloss zu gehen?"
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Amolien's Geheimnisse: Kampf um den Thron
FantasyEin grausamer Krieg, Jahrhunderte lang. Lilith ist Prinzessin des Landes Amoliens, doch man verstoßt sie. So muss sie sich auf eine große Reise und Suche mit dem erst fremden Hendrík machen, um ihr Land und ihre Familie retten zu können. Hinter all...