Kapitel 52: Warum habt ihr denn das nicht gleich gesagt?

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Laut knallte er eine dickere Flasche auf den Tresen. Die Flüssigkeit darin sah sogar fast interessant aus. Sie war golden und schien sogar etwas zu schimmern. Trotzdem war das Glas aber so verstaubt, dass man es sich nicht lange, ohne sich zu ekeln, anschauen konnte.

Verwirrt schaute ich zu Friedo.

„Ich sehe euch an, dass ihr nicht an meine Fähigkeiten glaubt!", erklärte er, „Aber das hier! Das wird euch überzeugen!"

Hendrik übernahm das Nachfragen für uns.

„Was ist das?"

Gespannt sah er zu Friedo, welche eine dramatische Pause einlegte.

„Mein Jugendelixier.", verkündete er schließlich.

„Jugendelixier?", weiderholte ich. Ich glaubte diesem Kerl nicht ein Wort.

Und ja, ich weiß, was ihr euch jetzt denkt.

Ausgerechnet ich glaube nicht an ein Jugendelixier, jemand, der grade auf der Flucht auf Rat ihrer Schwester ist, welche ihr im Traum eine Botschaft geschickt hat. Jemand, der von einer wachechten Hexe höchst persönlich geheilt wurde. So jemand glaubte nicht, dass es auch wirklich erfolgreiche Mixturen-Typen geben konnte. Nachdem ich allerdings die Hüte einer echten magiefähigen Person gesehen habe, war diese Apotheke hier leider ein einziger Witz. Ein gruseliger Witz.

„Es funktioniert!", versuchte Friedo sich zu verteidigen, "Ich bin der lebende Beweis dafür! Los! Ratet doch mal, wie alt ich bin! Nur an meinem Aussehen!"

Darauf wollte ich mich nicht einlassen.

„Wartet, gebt mir einen Moment!"

Irgendwann musste ich Hendrík wirklich endlich treten... bei meinem Bruder hatte das früher immerhin auch funktioniert.

„Keine Ahnung.", stammelte Hendrík, „Vielleicht so sechzig?"

Beleidigt weitete Friedo die Augen und verschränkte vor sich seine Arme.

„Also ich muss ja bitten!", rief er gekränkt.

Unter normalen Umständen hätte ich das hier vielleicht sogar lustig gefunden, aber mir war die ganze Situation einfach zu ungeheuer... und langsam auch zu blöd.

„Ich bin genau achtundvierzig Jahre jung!", er wedelte während dem Sprechen energisch mit der Hand, „Doch dank diesem Trank hält mich jeder Passant stets für dreißig!"

Wieder verkniff sich Hendrík ein Lachen und hielt seine Hand vor dem Mund.

„Haben diese Passanten schonmal Dreißigjährige gesehen?", fragte er kichernd.

Friedo schnaubte. In seinem Blick war langsam klar zu erkennen, dass es nicht mehr lange dauerte, bis er uns rausschmeißen würde.

„Also, so ein Benehmen-"

Doch bevor ich ihn weiterreden ließ, unterbrach ich ihn mit einem räuspern.

„Verzeiht, aber...", sprach ich. Während sich Hendrík über den alten Mann- Entschuldigung, dem „jungen" Mann vor uns lustig gemacht hatte, war mir dabei klargeworden, dass wir eigentlich immer noch auf Friedos Unterstützung hofften. Eleonore hatte uns zu ihm geschickt und wer weiß, vielleicht war er nur so verhaltensauffällig, während er mit Kunden sprach. Als Verbündeter konnte er vielleicht sogar nützlich sein, sein Mittel gegen Blasen schien ja immerhin gewirkt zu haben! Also entschied ich mich, endlich zur Sache zu kommen, „Wir hatten gehofft, dass ihr vielleicht mit einer Bekannten von uns vertraut seid. Jemand, der euch empfohlen hat."

Friedos Muskeln schienen sich zu entspannen. Er wirkte nicht mehr so, als würde er uns gleich brüllend hinausjagen, beleidigt war er allerdings trotzdem noch.

„Ich kenne viele, wer weiß, ob ich mich an jeden Namen erinnere.", sagte er kleinlaut.

Ich starrte ihn emotionslos an. Wenn er meint, gut für ihn.

„Eleonore. Gehört zu einer Gruppe von Wanderern.", erklärte ich und hoffte dabei, dass dieser Name ihm etwas sagen würde.

Sofort änderte sich Friedos Gesicht. Fröhlich rief er: "Leo hat euch geschickt?! Warum habt ihr das denn nicht gleich gesagt?"

Amolien's Geheimnisse: Kampf um den ThronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt