Kapitel 11: Entführung

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In die Bibliothek zu kommen erwies sich als komplizierter als gedacht.

Nicht nur, dass ich in den geheimen Teil von ihr kommen sollte und dieser versteckt war, mir war es verboten dort hineinzugehen, weswegen auch Wachen vor dem Eingang standen.

Doch noch schlimmer war es, dass Vater mich einsperren lassen hat, weswegen ich nicht einmal mehr aus meinem Zimmer heraus kam. Es war wie verhext!

Irgendetwas musste ich tun, um heraus zu kommen, doch niemand konnte mir helfen. Vor allem nicht Amadeus, denn er wurde auf seine Krönung in nur wenigen Wochen vorbereitet.

Mein Vertrauen zu meinem Bruder verschwand so oder so. Er wirkte wie ausgewechselt.

Als ich dann selbst dazu verdonnert war in meinem Zimmer zu essen, wusste ich, dass ich hier raus kommen musste.

Deswegen wand ich mich an die letzte Person, welcher ich noch einigermaßen trauen konnte. Meiner Amme.

„Lili, ich kann und darf euch nicht helfen! Der König wird mich hinrichten lassen!"

„Bitte Amme, ihr seid meine letzte Hoffnung!"

Doch sie weigerte sich noch immer. So blieb ich also weiterhin in meinem Zimmer gefangen.

Bis ich eines Abends, als ich grade in meinem Bett eingeschlafen war, plötzlich wieder aufwachte.

Es war eiskalt geworden. Irgendetwas stimmte mit meinem Bett nicht. Und dann fiel mir auf, dass ich wieder auf der Eisenplatte in diesem dunklen Raum lag. Angekettet.

Dieses Mal gab ich erst keinen Laut von mir. Es passierte schon wieder und ich musste endlich heraus finden, was das ganze bedeutete. Dann hörte ich Stimmen.

„Sie soll sterben. Heute noch! Wenn wir ihren blutigen Körper noch vor Sonnenaufgang in ihr Bett zurücklegen, belohnt uns der König mit Gold und Juwelen!"

Was?! Der König? Etwa der König von Manoren?

Natürlich! Erst Casandra und nun auch noch ich, wahrscheinlich dauerte es nicht lang, bis sie auch noch den Rest meiner Familie töten würden!

„Warum soll sie überhaupt sterben? Seit wann tötet man in seiner eigenen Familie?", fragte eine weitere Stimme. Und das selbe fragte ich mich auch, denn war der König von Manoren nicht auch mein Großonkel?

„Sie darf eben nicht den Thron besteigen! Würdest du etwa wollen, dass deine schwache, weibliche Tochter, ein mächtiges Land wie unseres regiert?"

Natürlich, ich war stärker als ich aussah! Einen Augenblick! Die Männer sprachen nicht über den König von Manoren!

„Mein Vater will mich tot sehen?", rief ich verzweifelt.

Es war mir egal, ob sie mich hören würden oder nicht. Die Tatsache, dass mein Vater solch ein Monster war, ließ mich nicht ich selbst sein.

„Sie ist wach!"

„Schnell, töte sie!", riefen die Stimmen. Sofort hörte ich zwar weit entfernte, doch trotzdem laute Schritte, die sich mir immer weiter näherten.

Und was hätte es mir genützt mich zu wehren? Wofür lohnte es sich noch zu leben? Mein Vater hasste mich. Mein Bruder liebte mich nicht mehr. Meine Schwester war Tod und meine Mutter seit langem nicht mehr da. Nur Johntimo tat mir leid, dass er mit einem weiteren Verlust aufwachsen musste, doch er würde sich sowieso nicht an mich erinnern.

Auch das Volk kannte mich nur beim Namen, mehr nicht.

Ich wollte sterben, deswegen regte ich mich auch nicht und ließ den Tod auf mich immer näher zu kommen.

Wenigstens würde ich wieder mit meiner Mutter und Schwester vereint sein.

Doch plötzlich flüsterte mir jemand etwas ins Ohr.

„Bewegt euch nicht!"

Amolien's Geheimnisse: Kampf um den ThronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt