Ich konnte es nicht glauben. Ich trug tatsächlich die Kleidung einer Zofe.
Nachdem mir Hendrík von seinem Plan verraten hatte, waren wir zurück in die Waschküche gegangen. Irgendwann fanden wir auch Wäscheleinen mit den Uniformen der Zofen und eine war tatsächlich meine Größe.
Zu unserem Glück gab es zu der Uniform auch eine Haube. Ich war die einzige im Schloss mit blonden Haaren, so hätte man mich sofort erkannt.
Sobald ich fertig angekleidet war, ging ich wieder zu Hendrík, welcher nun auch in einer Uniform der Diener steckte. Damit uns auch wirklich keiner Entdeckte schmierten wir mir noch etwas Dreck ins Gesicht. Und dann ging es los.
Mit einem Stapel Laken in meiner Hand und Hendrík mit mir als Diener, der mir die Türen aufhielt, schafften wir es tatsächlich bis in mein Zimmer, ohne von jemandem erkannt zu werden.
Nur leider war mein Zimmer nicht leer.
Neben einigen Zofen, die mehrere meiner kostbarsten Dinge wegpackten, stand Mirkus in der Mitte des Raumes und sagte ihnen alles, was sie wegzupacken hatten:"Ja, diese Kleider werden nicht mehr benötigt. Auch die Spieluhr. Natürlich, was sollten wir mit dieser Haarbürste auch noch anfangen!"
Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Mein Zimmer wurde ausgeräumt. So als hätte ich nicht mehr existiert. Doch noch schlimmer: Mirkus würde mich sofort erkennen, auch unter der Haube und dem Dreck. Er kannte mich besser als all die anderen Diener und war auch noch der engste meines Vaters.
„Hendrík, wir müssen sofort verschwinden!", flüsterte ich ihm zu, doch es war bereits zu spät. Eine der Zofen hatte mich schon gesehen und sprach mich an:"Die Laken sollten in das Zimmer des Kronprinzen. Hier wird keiner mehr drin schlafen. Los geh schon! Beeil dich und sei nicht so faul!", meckerte sie mich an. Ich konnte es nicht glauben. Alle Zofen hatten immer so freundlich gewirkt, doch nie habe ich sie wütend erlebt. Doch es ging noch schlimmer,"Und du, Diener! Mirkus hat bestimmt eine Aufgabe für dich! Los!"
Noch während ich von der Zofe regelrecht nach draußen geschubst wurde, hörte ich wie Hendrík aufgetragen wurde in das Gemach meines Vaters zu gehen und dort mitzuhelfen. Der ärmste.
Ich war überfordert mit der Situation und aus Angst entdeckt zu werden tat ich was von mir verlangt wurde. Ich ging in das Zimmer meines Bruders.
Auch wenn er nicht da war war es schwer. Ob er von dem ganzen wusste und mich ebenfalls tot sehen wollte? Ich wollte nicht daran denken, doch während ich die Laken auf seinem Bett ablegte, wollten diese Gedanken mich nicht loslassen.
Ich konnte nicht anders und musste eine Träne mein Gesicht hinunterfallen lassen. Dabei wurde ich allerdings unkonzentriert und hörte nicht, wie jemand anderes den Raum betrat.
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Amolien's Geheimnisse: Kampf um den Thron
FantasyEin grausamer Krieg, Jahrhunderte lang. Lilith ist Prinzessin des Landes Amoliens, doch man verstoßt sie. So muss sie sich auf eine große Reise und Suche mit dem erst fremden Hendrík machen, um ihr Land und ihre Familie retten zu können. Hinter all...