Kapitel 44: Nicht kotzen

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Als wir auf den Wald zu rannten, wurde mir gleichzeitig auch bewusst, wie glücklich ich war, dass meine Füße bereits verheilt waren. Ich lief fast schneller als Hendrík, was, wenn man bedachte, dass ich im Schloss nur selten die Chance zu wirklichen Ausdauertraining hatte, während er wahrscheinlich sein Leben lang schon auf den Beinen stand, doch ziemlich beeindruckend erschien. Irgendwann verließen mich meine Kräfte aber dann doch, also stellte ich mich neben einen Baum, als wir einen ausreichend dichten Teil des Waldes erreichten und holte erstmal tief Luft.

"Nicht kotzen.", kicherte Hendrík.

Ich schaute ihn finster an.

"Ihr habt wirklich ein Talent dafür immer das genau Flasche im unpassendsten Moment zu sagen, wisst ihr?", zischte ich. Mit dem Rücken lehnte ich mich an den Baum und rutschte langsam auf den Boden. Nur ganz kurz sitzen, damit wir auch in Ruhe weiter fliehen konnten. Wohin auch immer. Und damit kamen wieder die ersten Fragen auf...

"Wohin genau sollen wir jetzt fliehen?", fragte ich verzweifelt. Eigentlich hatte ich eher mit mir selbst geredet, allerdings antwortete Hendrík trotzdem.

"Es war doch klar, dass euer Vater weiter nach euch suchen lassen würde. Besonders wenn wir immer noch so nahe am Schloss sind... ein Tagesritt und man wäre wieder dort.", warf er ein.

Ich hätte ihm so gerne einen so richtig festen Tritt verpasst.

"Wir können nicht zu weit weg. In einer Woche... meine Amme wartet doch auf uns!"

"Wir könnten im Wald campen.", schlug Hendrík vor.

"Auf gar keinen Fall!"

Er lachte. "Ich glaube, etwas anderes bleibt uns da nicht übrig."

"Oh nein, ganz bestimmt nicht! Nur über meine Leiche!"

"Ah, seht ihr! Das ist zum Beispiel eine andere Sache, die uns noch übrig bleibt."

"Haha, sehr witzig!"

Ich warf meine Hände vor mein Gesicht. Hendrík hatte recht, wir konnten nicht einfach nach dem nächsten Dorf in der Nähe Ausschau halten, da dort die Soldaten bestimmt auch halt machen würden. Aber noch eine Nacht auf dem Waldboden wollte und konnte ich einfach nicht aushalten. Es musste wenigstens eine andere Lösung geben. Und während wir beide versuchten zu grübeln und diese zu finden, hörten wir mit einem Mal die Hilfeschreie der Dorfbewohner.

Amolien's Geheimnisse: Kampf um den ThronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt