Meine Hände schmerzten. Überall waren Brandwunden. Überall waren Splitter von dem Glas.
Mein Körper war voller Kratzer. Jeder Teil von mir brannte. Am schlimmsten aber waren meine Füße. Noch immer taten sie von dem Sprung weh. Ob ich mir etwas gebrochen hatte? Hoffentlich nicht. Das würde unsere Reise nur erschweren. Falls wir überhaupt eine Reise begehen würden. Falls wir überhaupt noch weiter kommen konnten.
Hendrík und ich hatten es geschafft in den Waagen des Händlers unbemerkt zu steigen und waren nun hoffentlich schon weit weg vom Palast. Er saß vorne, an der Tür, in einer Ecke und versuchte nach draußen zu schauen, um zu wissen wo wir waren.
Ich saß ganz hinten, zwischen zwei Fässern versteckt. Ich hatte mich so klein wie möglich gemacht, die Knie vor meiner Brust und die Hände darum. Und das nicht weil ich Angst hatte gesehen zu werden oder etwas Ähnlichem. Nur wegen meiner Wunden, der Kälte des nebligen Mittag, aber auch all den Gefühlen in meinem Herzen. Jetzt, wo ich mich endlich hinsetzen konnte und wusste, dass ich wenigsten kurz in Sicherheit war, hatte ich auch endlich Zeit für meine Emotionen. Und diese waren wild, zerstreut, verloren, bedauernd und schrecklich.
Vereinzelt viel mir eine Träne nach der anderen hinunter. Ich weinte leise, trotzdem viel.
Ich sah hoch und runter, weil ich mich so verloren fühlte. Denn alles war verloren. Alles.
Glücklicher Weise hatte ich noch das Stück Stoff von dem Kleid Casandras. Ich hielt es in meinen Händen, so stark wie es nur ging. So als würde ich ihre tröstende Hand halten.
„Prinzessin, geht es euch gut?", fragte Hendrík. Nach einer Weile schien er schließlich bemerkt zu haben, dass ich weinte.
Ich antwortete allerdings nicht, also kam er näher zu mir.
„Prinzessin?", fragte er erneut.
Kurz sagte ich noch immer nichts, doch als ich bemerkte, dass er wieder seinen Mund öffnen wollte, ergriff ich das Wort.
„Blut.", flüsterte ich,"Es ist überall Blut!"
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Amolien's Geheimnisse: Kampf um den Thron
FantasiEin grausamer Krieg, Jahrhunderte lang. Lilith ist Prinzessin des Landes Amoliens, doch man verstoßt sie. So muss sie sich auf eine große Reise und Suche mit dem erst fremden Hendrík machen, um ihr Land und ihre Familie retten zu können. Hinter all...