Kapitel 20: Der General

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Als meine Amme und ich uns grade auf den Weg zu ihrem Zimmer machten, liefen wir an Vaters Büro vorbei.

Ich traute mich nicht hineinzublicken. Es schmerzte so oder so schon durch dieses Schloss zu laufen und zu sehen, wie mir alles genommen wurde, doch trotzdem überhörte ich nicht, wie eine bekannte Stimme aus der Richtung des Büros meckerte.

„Du solltest den König fragen, was wir mit ihren Decken machen sollten! Wieso treibst du dich dann vor der Küche herum?!", schrie Mirkus.

Sofort wusste ich, dass er mit Hendrík sprechen musste. Was auch immer er in der Küche zu suchen hatte. Ich hoffte, er würde dort wieder heil heraus kommen.

Meine Amme und ich liefen weiter. Jeden Moment hätte Vater vorbeilaufen können und er hätte mich sofort erkannt. Aber es kam schlimmer. Kaum hatten wir den Gang zum Büro meines Vaters verlassen, lief uns jemand anderes in den Weg.

„Amme? Was tust du hier?", fragte die noch immer freundliche Stimme meines Bruders. Auch wenn Vater ihn veränderte, war es schön zu sehen, dass er sich selbst wenigstens noch ein bisschen treu blieb.

„Ich- ich-", aber die Amme schaffte es nicht zu sprechen. Liebend gern hätte ich es für sie getan, doch ich war damit beschäftigt mich hinter ihr zu verstecken.

Und dann wurde es noch schlimmer. Meine Amme konnte nie viel Aufregung aushalten, weswegen sie kurze Zeit später in Ohnmacht und in die Arme von Amadeus fiel.

„Amme? Was ist los?!", rief er besorgt. Er schaute sich um, bis seine Augen auf mir lagen. Ich schlug meine Hände vors Gesicht, damit es so aussah, als würde ich mich erschrecken. Doch eigentlich verdeckte ich es nur. Nun würde er mich bestimmt erkennen!

„Du! Los! Hol Hilfe!", rief er aber nur. Anscheinend war seine Aufmerksamkeit zu sehr auf Amme gerichtet, um sich um mich zu kümmern. Mein Glück.

Sofort rannte ich los. Einfach nur weg von dort. Ich dachte nicht viel nach, denn ich wusste, in Amadeus Nähe war es gefährlich. Ich wusste nicht mehr ob ich ihm trauen konnte oder ob er mich verraten würde. Und das zerbrach mir das Herz.

Mit Tränen in den Augen und tausenden Gedanken im Kopf rannte ich in den nächsten Flur, bemerkte allerdings dabei nicht, in wen ich hinein rannte.

„Pass gefälligst auf Zofe! Du... du!"

General Aramo Deskusti. Einer der engsten und besten Freunde meines Vaters. Und damit kannte er mich außerdem gut. Zu gut.

„Wie kannst du noch leben?", flüsterte er.

Vor Schreck war ich wie eingefroren. Nein. Das konnte nicht passieren. DAS durfte nicht passieren!

Ich realisierte nicht mehr, was genau passierte. Ich war erwischt worden.

Sofort packte Aramo meinen Arm und zog mich mit sich. Wo es hinging wusste ich nicht, da ich zu beschäftigt war damit zu versuchen mich von ihm zu lösen. Doch sein Handgriff war so fest.

„Lasst mich los! Bitte! Ihr versteht nicht, lasst mich los! Bitte!", rief ich. Andere, die im selben Flur standen, wunderten sich wahrscheinlich, weshalb der Liebe und mutige General eine kleine, dreckige und unwichtige Zofe mit sich zog, welche unter Tränen um ihr Leben schrie, doch das war mir egal. Er durfte mich nicht zu meinem Vater bringen! Er durfte mich nicht sterben lassen!

Amolien's Geheimnisse: Kampf um den ThronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt