Fitness Days

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Am kommenden Morgen traf ich bereits um acht Uhr am Trainingsgelände ein. Am Empfang sass die selbe junge Frau wie gestern, die mich übertrieben höflich begrüßte.
Noch am Abend hatte ich eine Fitnessstrategie erarbeitet. Am Eingang sah ich den Übertragungswagen von sky. Die Mitarbeiter des Sportsenders waren, wie mir gesagt wurde, fast täglich am Trainingsgelände. Es gab da feste Reporter. Dies bedeutete, das wohl sehr schnell klar sein würde, das ich zum Team gehörte und das mehr Reporter auf den Plan rufen könnte.
Nur wenige Kollegen waren bereits da. Unter anderem Thomas Tuchel, mit dem ich am Vortag ausgemacht hatte die Fitnesstests ins Training einzubauen. So konnte die Leistungsanalyse direkt mitgemacht werden.
Ich hatte mich umgezogen, die Haare waren fest geflochten und ich trug ein enges Sport- Outfit, denn ich wusste aus anderen Anstellungen, daß ich mithalten musste, um die Männer zu überzeugen. Sie würden es mir nicht leicht machen, aber das war in Ordnung. Zunächst hatte ich noch die Jacke an, um nicht gleich abgestempelt zu werden.

Mit Thomas Tuchel, der mir sofort das Du angeboten hatte, hatte ich einen Parcours aufgebaut, ähnlich einem Zirkeltraining

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Mit Thomas Tuchel, der mir sofort das Du angeboten hatte, hatte ich einen Parcours aufgebaut, ähnlich einem Zirkeltraining. Der Cheftrainer war beeindruckt, teilte mir aber auch direkt mit, daß einige wohl weniger begeistert sein könnten.
Auf einem Klemmbrett hatte ich meine Listen, wo ich die Namen und Spielernummern notiert hatte, um mir Notizen machen zu können. Thomas hatte mir bereits verraten wer nach der letzten Saison verstärkt beobachtet werden musste, insbesondere konditionell, wer zu Verletzungen neigte. Auch wusste ich, wer verletzt war.

Um neun am Morgen trudelten auch die ersten Spieler ein. Pünktlich um halb zehn konnten wir mit fünf Runden Joggen starten.
Ich trabte hinter den trainierten Sportlern her, um mir bereits jetzt ein Bild machen zu können.
Im Anschluß übergab mir der Trainer das Wort. Mit fester Stimme, die keine Unsicherheit hören ließ stellte ich mich kurz etwas präziser vor als am Tag zuvor, ehe ich auf den sportlichen Teil zu sprechen kam.
Haargenau erklärte ich, was ich erwartete. Es war ein strammes Programm und würde viele an ihre Grenzen bringen. Ich wusste das und ich äußerte das auch. Gleichzeitig gab ich ihnen zu verstehen, daß es keine Tragödie sei nicht ganz so gut abzuschneiden. Doch nur so konnte ich individuelle Pläne erstellen. Wenn es die Spieler aufregte, direkt so gefordert zu werden, zeigten sie es nicht.
Meine adelige Herkunft kam mir nun zu Gute, da ich das Ganze nicht nur auf deutsch erklärte, sondern auch auf englisch und französisch. Marc Bartra sah immer noch ein wenig verwirrt aus, so dass ich mit ihm kurz auf spanisch kommunizierte, was ihn freute. Da zeigte sich in einigen Gesichtern bereits Überraschung.
Die Trainer standen an verschiedenen Stellen im Fitnessparcours, um eingreifen zu können. Sie waren von mir instruiert, auf was sie bei ihren Stationen achten sollten. Thomas ließ sie nun nacheinander starten. Bald schon konnte ich mir ein Bild machen über die konzentrierten Profis.

Ich trieb die Sportler an und musste feststellen das einige tatsächlich an ihre Grenzen kamen, was nicht ausschließlich auf die Sommerpause zurückzuführen war. Einige hatten einen schlechten Fitnessstand.
Einer, der noch keine Runde absolviert hatte, war Roman Bürki, der Torwart den ich nur zuordnen konnte, weil dieser am Tag zuvor von der Empfangsdame direkt begrüßt wurde. Der mit dem Schweizer Dialekt.
"Zeig doch du mal was Du drauf hast!", forderte er. Provozierend sah er zu mir auf, während er auf dem Rasen sass. Mein Blick hielt seinem stand, seinem fordernden Blick, was ihn merklich irritierte, aber ich erwiderte sein Grinsen nicht. In jeder Gruppe die man betreute, insbesondere als Frau, versuchte jemand einen herauszufordern.
"Dr Schnäller isch dr Gschwinder!", provozierte er mich auf Schweizerdeutsch. ( Der schnellere ist der Geschwindere.)
Meine Jacke wurde von meinen Händen geöffnet und landete im Rasen. Die teils eingeschworene Gemeinschaft johlte als ich zu dem Schweizer trat. Er erhob sich und ich musste dann zu ihm aufsehen.
"Ein Trainingsbattle!", war immer wieder zu hören. Unter den Spielern wurde getuschelt. So etwas schien sie anzusprechen.
"Zwei Runden, denn du hast noch garnichts gemacht. Zeig was Du kannst!", entgegnete ich und grinste jetzt. Er war sich äußerst siegessicher, aber seiner Überheblichkeit wollte ich einen kleinen Dämpfer verpassen. Ich hatte nichts gegen einen ehrlichen und fairen Schlagabtausch, aber er war anders. Ich glaubte nicht, das es alles fair wäre und konnte jetzt gerade nicht genau sagen, was mich etwas irritierte, für welchen Bereich dies gelten würde.
Nebeneinander standen wir am Beginn der Zirkelrunde. Ich wandte mein Gesicht zu ihm, grinste frech und sagte laut genug für ihn: "Hopp de bäse!" (Beeil dich.)
Seine überzeugten Gesichtszüge entglitten ihm kurz und so verschlief er den Start als die Trillerpfeife ertönte.
Leichtfüßig bewältigte ich die beiden Runden. Mein Atem ging schnell, aber ich stand grinsend vor einem keuchenden Torwart, denn ich hatte eine ausgezeichnete Kondition. Seine konnte sich ebenfalls sehen lassen, aber ich war besser.
Ich hatte das Battle gewonnen.
Er fuchtelte mit seinem Zeigefinger vor meinem Gesicht herum. "Du hast geschummelt!", japste er.
Ein dreckiges Lachen meinerseits erklang, was seine verschwitzten Nackenhaare aufstellen ließ, wie er erstaunt feststellen musste und es auch kundtat. "Was für ein unverschämtes Lachen zu dem Schummeln!", bemerkte er weiter, klang heiser. "Warum habe ich bloß den Eindruck, daß Schummeln genau das ist, was du gemacht hättest!", entgegnete ich. Seine Augen weiteten sich kaum merklich, aber einige seiner Kollegen stimmten in mein Gelächter ein. Ich zwinkerte und der von mir geschlagene Torwart stimmte in das Gelächter mit ein. Julian Weigl klopfte seinem Kumpel auf die Schulter. "Die hat dich wohl bei den Eiern gepackt", frotzelte er. Diese Aussage ließ Marcel Schmelzer, den alle nur Schmelle nannten, vor Lachen glucksen. Und meine Akzeptanz in der Mannschaft stieg direkt an.

Pflichtgefühl - Herz über KroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt