Am Samstag und Sonntag hatten wir nach dem Trainingslager frei.
Für mich bedeutete das am Samstag allerdings, das offizielle Aufgaben auf mich warteten. Da war ich nicht Maddy sondern Madelaine. Da wartete die Pflicht der Krone auf mich. Dann war ich auch offiziell eine Prinzessin.
An dem Tag war ich nicht die neue Angestellte des Fußballverein. An dem Tag war ich durch und durch Prinzessin.
An diesem Tag drückte die Last meiner adeligen Herkunft auf meinen Schultern, die ich mit Haltung zu tragen gelernt hatte. Ich war gerne Prinzessin und erfüllte meine Pflichten mit Herz.
An dem Tag war es ausnahmsweise auch nötig zu anderen Transportmitteln zu greifen, da ich einen Termin meiner Großmutter wahrnahm.Früh morgens wurde ich von der Familienlimousine abgeholt. Werner fuhr mich und Leonie, würde mich auch nachmittags noch einmal fahren. Leonie, die den Tag koordinierte, begleitete mich. In dem blauen Etuikleid las ich mir meine Notizen zu dem ersten offiziellen Termin durch.
Auf unserem Familienanwesen in Mannheim eröffnete ich eine Ausstellung zu unserer Dynastie, welche Ihre Wurzeln in Österreich hatte, nachdem ich mit meiner Granny gefrühstückt hatte. Sie war eine strenge Frau, hatte mir aber auch immer Verständnis und Liebe mit auf den Weg gegeben. Sie freute sich, durch meine Erzählungen am "normalem" Leben teilhaben zu können. Für sie war es schon ein Abenteuer zu hören, das ich meinen Kakao selber aus der Kantine holte, das ich überhaupt in eine Kantine ging. Sie wollte die Fortschritte in meinem Studium und meiner Arbeit wissen. Sie wollte wissen, ob ich neue Freunde gefunden hätte. Ich berichtete ihr von den Spielern, die soweit alle nett waren, auch von den Frauen die ich schon kannte. Ich erzählte von Roman. Wie Leonie zuvor ließ sie das hellhörig werden. Nicht nur, das ich ihr am Telefon von ihm berichtet hatte, auch jetzt, während ich in eine knusprige Scheibe Bacon biss, erwähnte ich den Schweizer Torwart. Doch noch bevor ich ihren Termin dort übernahm, war sie bereits zu ihren Terminen unterwegs.
Am Mittag wurden Leonie und ich mit einem Helikopter zurück nach Düsseldorf geflogen. Dort wurde ich zu einem Mittagessen im chinesischen Konsulat erwartet. Unsere Familie pflegte dort diplomatische Beziehungen. Während meiner Schulzeit war ich für ein halbes Jahr an einem Schüleraustausch in Shanghai und sprach fließend Mandarin. Leonie hatte mich bereits vorgewarnt, das ich bei meiner Chinareise mit dem Verein zwei Termine wahrnehmen müsste. Das konnte ich allerdings vorher mit Aki und mit meinem Onkel abklären.Von Werner, unserem Mann für alles, wurden wir dann mit der Stadtlimousine abgeholt. Der Wagen brachte mich an diesem Tag zu meinem letzten und liebsten Termin. Im Fond des Wagens zog ich mich um, ehe ich an der Kinderklinik ausstieg.
Diesen Termin nahm ich allerdings allein wahr und ich war wieder Maddy. Nur mit Handy und Portomonaie verließ ich den Wagen, zur Sicherheit für den Heimweg hatte ich eine Basecap und eine Sonnenbrille dabei. Auf allen Stationen sah ich nach dem rechten, begrüßte die Pflegerinnen und Pfleger.
Schon seit zwei Jahren war ich Schirmherrin des Fördervereins und besuchte die Kinderklinik mindestens einmal im Monat.
Dabei war mir die Kinderonkologie besonders wichtig.
Auch bei meinem heutigen Besuch ging ich als letztes dorthin und verbrachte dort die längste Zeit.
Heute war es allerdings ein besonders harter Besuch. In einem der Zimmer verabschiedete sich ein dreijähriger Junge. Er hatte Leukämie, war ein Baby gewesen, als es diagnostiziert worden war. Bereits zweimal hatte ich Mario und seine Mutter besucht. Die Kindsmutter war froh über den Beistand. Der Vater des Kindes konnte nicht lange bei ihnen sein, wenn er da war, da er sich um die Geschwister kümmerte.
An diesem Nachmittag geschah nun das unausweichliche. Mit seiner Mutter hielt ich eine seiner kleinen Kinderhände, als er seinen letzten Atemzug machte. Er hatte ein Lächeln auf seinen kleinen Lippen. Kurz war er noch einmal wach geworden. Mir hatte er schwach gesagt, daß ich der Engel sei auf den er gewartet hatte. Dann hatte er sich an seine Mama gewandt. "Hab keine Angst, ich bin immer in deinem Herz! Ich bin bei euch und passe immer auf!", hatte er geflüstert. Dann war er eingeschlafen und das herzzerreissende Schluchzen der Mutter ließ mein Herz brechen. Wie jedes Mal wenn ein Kind starb. Ich wollte und konnte mir nicht ausmalen wie es der Mutter gehen musste, wenn es mir bereits so schlecht dabei ging.
Diese Besuche zeigten mir stets welches Glück ich hatte, aber sie erschütterten mich auch. Ich wusste, daß der Tod zum Leben gehörte, aber bei Kindern erschien er mir immer so sinnlos.
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Pflichtgefühl - Herz über Krone
FanfictionMaddy war nach Dortmund gezogen, wo sie eine Stelle in der medizinischen Abteilung des BVB angenommen hatte. Sie fand Freunde, Erfüllung in ihrem Job und die Liebe. Der Torwart erobert ihr Herz, nach einem holprigen Start, ungewollt und doch mit al...